laut.de-Kritik
In den hintersten Ecken des Proberaums stapeln sich die Perlen.
Review von Kai Butterweck"Ich hatte am Ende das Gefühl, dass zu viele Schwindeleien, zu viel Illoyalität und Gier in der Band gesteckt haben. Diese Frustration habe ich zuletzt auch auf unsere Musik bezogen. In diese Lage will ich mich einfach nicht mehr manövrieren", erklärte Rilo Kiley-Mitbegründer Blake Sennet im Sommer 2011. 13 Jahre lang hämmerte sich das Quartett um den ehemaligen Kinderstar Jenny Lewis bei dem Versuch, die großen internationalen Indie-Pforten zu öffnen, die Fäuste wund. Doch mehr als ein gelegentlicher Blick durchs Schlüsselloch kam dabei nicht rum.
Und so starteten die vier Verantwortlichen eigene Soloprojekte und entfernten sich dadurch zusehends von ihrer gemeinsamen Basis. Mit "Rkives", einer einstündigen Reise in die hintersten Ecken des bandeigenen Proberaumarchivs, verabschieden sich Jenny Lewis, Blake Sennet, Pierre de Reeder und Jason Boesel nun auf unbestimmte Zeit in die Dunkelheit. Ob je wieder einer das Licht anknipsen wird? Man wird sehen. Schade drum? Absolut. Denn mit ihrem vorerst letzten Atemzug beweist das Quartett, dass tief im Innern noch ganz viel Leben steckt.
Egal ob mit angezerrter Attitüde und viel Dampf in den Kesseln ("I'll Get You There"), träumerischen Melancholie-Ausflügen ("Draggin' Around", "About The Moon") oder beschwingten Westcoast-Indiepop-Vibes ("Runnin' Around", "All The Drugs", "The Frug"): selten präsentierten sich Rilo Kiley in der Vergangenheit ähnlich engmaschig ineinander verwoben wie auf ihrem Good Bye-Schaffen. Selbst die narkotisierenden Momente des Albums ("American Wife", "Rest Of My Life") versprühen weitaus mehr Leben, als die komplette Country-Pop-Belegschaft des Vorgängers zusammen.
Sowohl Lewis' eindringliches Säuselorgan, als auch die feste, meist eher im Hintergrund platzierte Stimmfarbe von Blake Sennet sorgen nahezu durchgehend für Rampenlicht-Highlights. Nur selten verliert sich die Band in poppigen Allerweltsgefilden ("Bury, Bury, Bury Another") oder verirrt sich gar in synthetischen Hip-Hop-meets-Electronica-Landschaften ("Dejalo (Zondo Remix Featuring Too Short)").
Manch eine Band würde sich nach dem Inhalt dieses Album die Finger lecken und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für reichlich Aufsehen sorgen – für Rilo Kiley hingegen markiert die "long anticipated collection of unreleased songs, b-sides, and rarities" den Abschied vom Business. Was bleibt ist die Hoffnung auf einen zweiten Anlauf in ferner Zukunft. Denn wie heißt es doch so schön: Sag niemals nie.
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