laut.de-Kritik
Robbie präsentiert den Inhalt seiner Festplatte.
Review von Kai ButterweckRobbie Williams ist schon ne Marke. Man kann Englands Entertainer Nummer eins sicherlich vieles vorwerfen - mangelnder Einfallsreichtum oder mangelndes Gespür für innovative Wege in die Öffentlichkeit gehören sicherlich nicht dazu. Robbie Williams macht gerne was er will. Und das nicht selten auch zum Leidwesen seines engsten Umfelds.
Erst zeigte seine Gattin Ayda Field grimmige Gesichtszüge, als er mit einer Kamera die letzten Geburtswehen seiner Frau dokumentierte. Auch Robbies Nachbarn dürften ganz schön große Augen gemacht haben, als der Exzentriker sich splitterfasernackt in seinen hauseigenen Pool stürzte. Auch dieses Bild wurde natürlich für die Öffentlichkeit festgehalten und ziert dieser Tage das Cover seines neuen Albums "Under The Radar Volume 1".
Ein neues RW-Album? Ja, wieso wusste denn keiner was davon? Na, weil Robbie Williams macht, was er will. Das hatten wir doch bereits. Und während sich das ehemalige Take That-Aushängeschild im Beisein seiner Katze via Internet mal wieder im Ich-freu-mich-so-dermaßen-krass-Modus präsentiert, ballt sein Haus und Hof-Produzent Guy Chambers wütend die Fäuste. Wie könne der Sänger schließlich so ein großartiges Album mal eben so über Nacht in Eigenregie veröffentlichen? So völlig ohne Promo, Tour und was sonst noch alles zu einer amtlichen Veröffentlichung dazu gehört.
Robbie Williams kann. Und schließlich hätten seine Fans ein Recht darauf, zu erfahren, was nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf Robbies PC Wurzeln schlägt. Die Rede ist von Songs, 14 Songs, um genau sein. Die haben es zwar im Laufe der jüngeren Vergangenheit auf kein mit viel Promo und Tamtam unterstütztes Album geschafft, doch das ändere nichts an der Tatsache, dass es sich um tolle Songs handelt, so Robbie. Recht hat er.
Bereits die eröffnende Nick-Cave-goes-Stadionrock-Perle "Bully" steckt so manchen "Take The Crown"-Kandidaten problemlos in die Tasche. Ebenfalls auf großen Spuren wandeln Songs wie der halbakustische Schunkler "H.E.S.", die auf Arena getrimmte Singalong-Nummer "Climb On", der effektgeladene Dancefloor-Strampler "The Curse" oder die Adelung antiker 70s-Pop-Vibes namens "The Pilot".
Es gibt reichlich Schätze zu entdecken auf Robbies Festplatte, wenngleich nicht alles Gold ist, was glänzt. Eine müde vor sich hin dümpelnde Piano-Ballade wie "Love Is You" oder fingerschnippende Grüße in Richtung Paul McCartney ("National Treasure") hätten ruhig weiter im Verborgenen bleiben können.
Im Großen und Ganzen überwiegen aber die Oha-Momente, sodass man am Ende durchaus nachvollziehen kann, warum Guy Chambers dieser Tage nicht allzu gut auf Robbie Williams zu sprechen ist. Für den einen oder anderen Track dieses Albums würden andere Künstler vor der Veröffentlichung nämlich einen regelrechten Promo-Feldzug starten. Und das völlig zu Recht.
1 Kommentar
Definitiv besser als Take the crown... Ein paar RW/Chambers-würdige Perlen sind dabei. Aber es wurde zurecht als Fan-Album released... Es wirkt einfach trotz sehr schöner Momente einfach wie eine B-Side Collection. Aber wer Robbie mag wird hin und wieder grinsen wie zu 2000er Hoch-Zeiten