laut.de-Kritik

Angenehmes Auf und Ab zwischen Ambient und Disco.

Review von

Torbjörn Brundtland und Svein Berge sind Söhne Tromsös, der nördlichsten Stadt der Welt. Ihre melancholisch-euphorische Version von elektronischem Pop könnte nicht besser zur surrealen Welt ihres Herkunftslandes passen. Irrlichternde Sounds flackern übers Eismeer und die Assoziationen schlagen Purzelbäume. "Junior" markiert in der Welt des norwegischen Duos einen weitere Spitze des Eisbergs ihrer erfolgsverwöhnten Karriere.

Torbjörn und Svein beweisen aufs Neue, dass sie sowohl bei der Produktion von Instrumental-Tracks als auch bei Vocal-Stücken Einiges drauf haben. Der Vibe des Albums ist sehr spacig und sphärisch. Angenehm klingen altschulige 80er-Pop-Referenzen durch, wie beispielsweise beim schönen "It's What I Want". Eine analoge Bassline und Schwurbeleffekte in Kombination mit catchigen Vocals, die übrigens von den Röksopps höchstpersönlich eingesungen wurden - Hit!

"Alles, was wir je wollten, war eine Berührung der sanften Fingerspitzen von Vangelis", teilen uns die Jungs auf ihrer Homepage mit. "… aber darauf warten wir noch."

Der Kitsch-Innovator hätte an den Nordlichtern bestimmt seine wahre Freude: Wahrlich meisterliche Songs mit tollen Streicherarrangements wie "The Girl And The Robot" mit Shootingstar Robyn brauchen sich nicht vor Altmeistern der Zunft zu verstecken. "Conquest Of Paradise" mit anderen (wie ich finde, besseren) Mitteln.

Zudem sind weitere Gast-Vokalisten vertreten: Anneli Drecker, die mit ihrer zerbrechlichen Stimme auf schönen, eher ruhigen Disco-Songs wie "You Don't Have A Clue" Kate Bush gesangsmäßig sehr nahe kommt. "Miss It So Much", das ein wenig an die Ambient-Charmeure von Air erinnert, gestaltet Lykke Li gesanglich mit. Mir fällt der Song ein wenig zu radiotauglich-glatt aus.

Karin Dreijer-Andersson vom Electro-Pop-Duo The Knife darf gleich bei drei Stücken ans Mikrofon. Gerade bei mystisch angehauchten Tracks wie "Tricky Tricky" stellt sich diese Entscheidung als eine sehr kluge heraus. Wenn dann im Verlauf des Songs die 303 mitsingt und -blubbert, werden sämtliche Tanzbeine zwischen Eismeer und Adria nicht stillhalten können.

Imposante Märchenmusik wie etwa das instrumentale "Silvercruiser" bietet universell hörbare, gut arrangierte Musik. Spannungsbogen und Tracklisting auf "Junior" überzeugen ebenfalls: Ein angenehmes Auf und Ab zwischen Ambient und Disco lässt keine Eintönigkeit aufkommen. In diesem Sinne: Röysopp machen ihre Sache wirklich nicht schlecht. Oder, wie man am Polarkreis sagen würde: Torbjörn und Svein være en kløpper på noe ...

Trackliste

  1. 1. Happy Up Here
  2. 2. The Girl And The Robot
  3. 3. Vision One
  4. 4. This Must Be It
  5. 5. Royksopp Forever
  6. 6. Miss It So Much
  7. 7. Tricky Tricky
  8. 8. You Don't Have A Clue
  9. 9. Silver Cruiser
  10. 10. True To Life
  11. 11. It's What I Want

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LAUT.DE-PORTRÄT Röyksopp

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35 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Unglaublich geiles Album, läuft hoch und runter.

    Hätte Röyksopp so ein schön verspieltes Album ehrlich gesagt nicht mehr zugetraut.

  • Vor 15 Jahren

    peinlich, die Rezi und das Album. Selbst die miesen knappen 3 Punkte bei rateyourmusic sind mindestens noch ein Punkt zu hoch.

  • Vor 15 Jahren

    wobei die Ankündigung von Senior doch wieder versöhnlich stimmt. 'That's reflected in how we've made Junior - our poppy, Peter Pan side - and Senior. That's coming out later, and will be a more inward-looking album with more atmosphere but no vocals'

    Aber ändert nicht viel dran: 'Junior' ist geschmacksloser Disco-Scheiss, da sind selbst Lady Gaga und Kylie Minogue besser.

  • Vor 15 Jahren

    Mmh... was soll ich sagen? Das ich die Musik von Röyksopp liebe und insgesamt Röyksopp als eine der innovativsten, einzigartigsten und stilsichersten Bands der letzte Jahre halte...

    Sicher könnte ich das mit gutem Gewissen von mir aus sagen. Ich besuche diesen Thread ja "nur" als Gast, was mir aber sofort aufstösst sind die Diskussionen über Keili Minougi (oder wis sie auch immer heissen mag) und Madonna-Vergleiche. Das stösst echt sauer auf!!! Diese Vergleiche sind aus meiner Perspektive völliger Blödsinn und keiner weiteren Diskussion würdig.

    Eine Diskussion kann man allenfalss darüber führen, ob das Album "Junior" den aus meiner Sicht wirklich grossartigen Alben "Melody A.M." und "The Understanding" das Wasser reichen kann... Ich kann dabei nur soviel sagen, dass ich das Album "Junior" nicht als ebenbürdig halte, dies wiederum soll nicht als eine Verschlechterung oder Verbesserung beurteilt werden. Lediglich als eine Veränderung.

    Liest man sich die Beträge einmal durch, so wird klar, dass einige Personen mit dieser Veränderung leben können, andere hingegen nicht... Schade! Denn ein wahrer Musik-Fan vergisst niemals: "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann, worüber zu schweigen aber unmöglich ist".

    In diesem Sinne halte ich es ebenfalls für einen absoluten Schwachsinn einzelne Tracks hier auseinanderzunehmen und mit Möchtegern-Jargon eine Möchtegern-Ach-Was-Weiss-Ich-kompetente Musikbildung vorzutäuschen... Ob das Album "Junior" nun besser oder schlechte als die bisherigen Alben sind, ob das Album "Junior" ein miserables Scheissalbum oder The Best of The Best ist, soll also jeder für sich selbst entscheiden.

    Bitte aber keine Vergleiche mit Madonna und ähnlichen Kommerz-Prinzessinnen, das ist dann genauso verfehlt, wie wenn man Tom Cruise mit James Dean vergleicht. Mit Sicherheit hat das Album "Junior" eine andere, und vielleicht auch neuere, bis anhnin unbekanntere Seite von Röyksopp zum Vorschein gebracht. Diese Veränderung sollten wir aber frühstens nach dem Erscheinen des "Senior"-Teils beurteilen. Frühestens!!!

    PS: Bleibt sauber, ein Gast und grosser Liebhaber von Röyksopp

  • Vor 15 Jahren

    Man muss sich auch erstmal an den neueren Sound gewöhnen. Jetzt so langsam funkt das Album und ich hab mich ein wenig in den doch recht poppigen Sound verliebt. "The Girl And The Robot" und "This Must Be It" sind meine Favs, weil verdammt eingängige und schön gesungene Disconummern mit Stil, einfach nur Hits. Der Rest ist auch ziemlich dufte, braucht aber noch etwas, damit es sein Hitpotential entfaltet. Was ist so schlimm, wenn eine Band mal etwas poppiger wird? Zumal diese Popmusik auch noch verdammt gut ist.

  • Vor 14 Jahren

    Tolles Album, Röyksopp hat sich wieder mal weiterentwickelt. Echt zwei klasse Künstler.