laut.de-Kritik

Der Ex-Fine Young Cannibals-Sänger wagt ein souliges Comeback.

Review von

Roland Gift, Ex-Frontmann der Fine Young Cannibals, meldet sich nach langjähriger Pause eindrucksvoll im Musikbiz zurück. Nachdem sich die Band 1996 aufgelöst hatte, widmete sich Gift seiner zweiten großen Leidenschaft: der Schauspielerei. Nach mehreren Filmprojekten wollte Gift die Wirkung seiner Musik nochmals testen und gab im Jahr 2000 ein paar kleinere Konzerte mit neuen Songs. Die Leute fanden seine Lieder klasse und er verspürte wieder Spaß am Musikmachen. Dies war der Auftakt zur Arbeit an seinem Solo-Debut "Roland Gift". Wegen weiteren Filmprojekten mussten die Aufnahmen zwar mehrfach unterbrochen werden, was der Qualität des neuen Albums aber nicht abträglich war.

Die elf neuen Songs erinnern musikalisch sehr stark an den typischen Stax-Sound der Fine Young Cannibals. Wer also damals schon auf den Beat der drei Briten abgefahren ist, für den dürfte diese CD genau das Richtige sein. Jedoch würde man Roland Gift unrecht tun, wenn man behauptete, dass die Platte wie eine Fortsetzung der Cannibals klinge. Waren Nummern wie "She Drives Me Crazy" oder "Satisfied" in erster Linie Popsongs mit Elementen aus Soul, Jazz und Gospel, so tritt nun der Rhythm'n'Blues-Anteil deutlich stärker in den Vordergrund. Songs wie "Superhero" oder "Wish You Were Here" klingen unglaublich soulig und bringen Gift zurück zu seinen Wurzeln, als er noch R'n'B-Sänger war. Dass der Mann tatsächlich einmal Mitglied einer Punkband war, ist in Anbetracht dieser wunderschönen Soulsongs fast undenkbar.

Äußerst hitverdächtig präsentiert sich vor allem der Opener "Tell Me You Want Me Back". Der Song ist rockig und groovig zugleich, was eine irre Mischung ergibt. Die sich ständig wiederholenden Gitarrenriffs sorgen dafür, dass einem dieser Sound nur noch schwer aus dem Ohr geht. Die übrigen Songs sind weniger temporeich und somit für eine Partynacht eher ungeeignet. Jedoch schafft es Gift, den Songs mit seiner knödelig-kratzigen Stimme, was durchaus positiv gemeint ist, genügend Leben einzuhauchen, so dass fast nie die Gefahr besteht, auf dem Sofa einzunicken. Lediglich bei einer Nummer kann es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Zuhörer und dem Sandmann kommen: "Flown" ist eine sehr gefühlvoll vorgetragene Ballade, die Roland Gift als Schmuse Soul-Sänger outet und bestimmt nicht nur Frauenherzen höher schlagen lässt.

Gott sei Dank hat er es sich nochmals anders überlegt und der Schauspielerei zugunsten der Musik eine Absage erteilt. Wer so singt, der sollte nicht vor der Kamera stehen, sondern seine Fans mit möglichst vielen Platten beglücken.

Trackliste

  1. 1. Tell Me You Want Me Back
  2. 2. Looking For A Friend
  3. 3. It's Only Money
  4. 4. Wish You Were Here
  5. 5. A Girl Like You
  6. 6. Fairytale
  7. 7. Superhero
  8. 8. Lady DJ
  9. 9. Say It Ain't So
  10. 10. Flown
  11. 11. If We Ain't Got Love

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