laut.de-Kritik

Highschool-Musical für zuhause.

Review von

Zuerst dachte, ich, hm, mal wieder eine deutsche Band, die gerne Oasis sein möchten. Dann hatte ich eine Vision von verliebten, englischen Boys, die zu lange in Papis 80er-Plattensammlung gewühlt haben. In Wahrheit ist es noch schlimmer.

Rooney kommen aus Amerika und klingen wie eine aufgeweichte Musical-Adaption im Geiste von Kenny Logans und Andrew Loyd Webber. Nik Kershaw quetscht sich schon gleich im dritten Song "I Should've Been After You" dazwischen, in den folgenden Stücken werden die Instrumente vorwiegend hart getreten oder man versucht sich an gefühlvollem Schmalz, der jedoch keinerlei Gänsehaut verbreitet. "Tell Me Soon" bricht das Eis zwischen Rooney und mir genauso wenig wie meine Abneigung zu Nena. Diese Trulla hat mir die 80er komplett versaut.

In "What For" oder "Help Me Find My Way" steckt so viel Gefühl wie Hirn in den meisten Fußballspielern. Die Musik hat so rein gar nichts Explosives oder Faszinierendes. Ich bleibe regungslos und komme mir vor wie in der Diskothek vor 20 Jahren, als das "Gehen" noch als Tanzen definiert wurde. Die Rock- und Pop-Emulsion kann man sich sehr gut als Begleitmusik einer 0/8/15-Highschool-Serie vorstellen, und damit haben Rooney ja auch bereits ihre Erfahrungen gemacht.

Nicht nur, weil der Bandname nach dem Direktor der Teenager-Komödie "Ferris Bueller's Day Off", zu deutsch "Ferris macht blau" benannt ist, war es die Filmbranche, die dem Quintett um Sänger und Songschreiber Robert Schwartzman (ehemals Robert Carmine) zum Erfolg verhalf. Mit ihrem Debüt tauchten sie 2004 in der Kultserie "O.C. California" auf.

Allerdings ließ die Hysterie sehr schnell nach, und es dauerte lange, immerhin fast drei Jahre, bis das nächste Album vollendet war. Neben dem starken 80er Einfluss hört man auf "Calling The World" auch die Vorliebe zu 70er Rock-Tröten wie E.L.O., Queen oder The Cars. "Are You Afraid?" Ja, diese Töne machen mir heutzutage etwas Angst und Gitarren-Sologänge kann ich immer noch nicht leiden. Dazu künstlicher Background-Gesang und fertig ist die Karaoke-Box. Originell ist was anderes.

Die Single "When Did Your Heart Go Missing?" steppt zwischen "Footloose" und den Jeremy Days, wow. Habe ich alles sehr gerne damals gehört und gesehen, aber das brauche ich im Jahre 2007 in dieser Dosis dann doch nicht mehr. Zuerst ist alles in Ordnung, dann tauchen die Probleme auf, die Stutenbissigkeit, der ewige Kampf um die richtige Liebe und Freundschaft, und dann kommt der große Knall. Friede, Freude, Finale. Wir sind alle glücklich und das Leben ist schön. Würg. So, wie es im wahren Alltag meistens nicht funktioniert.

Auf ihrem Debüt bereiteten die etwas anderen Beach Boys einem noch Lust auf die Ferne. Mit "Calling The World" latsche ich lieber weiter durch das nasse Herbst-Laub. Nein, ich will nicht mit Rooney nach Kalifornien! Da kann es dort noch so viele Sonnentage geben. Ich steh ja auf Highschool-Klamotten, aber den dazugehörigen Soundtrack brauche ich nicht wirklich für zuhause. Vielleicht hätte sich Herr Schwartzman doch lieber für die Schauspielerei entscheiden sollen? Den nötigen berühmten Familienstamm besitzt er ja (Nicholas Cage gehört u.a. auch zur Sippschaft). Ich halte mich dann lieber weiter an den englischen Fußball oder krame jetzt mal wieder meine Wham-Platten raus. Tja, manchmal regnet es eben doch im sonnigen Kalifornien ...

Trackliste

  1. 1. Calling the World
  2. 2. When Did Your Heart Go Missing?
  3. 3. I Should've Been After You
  4. 4. Tell Me Soon
  5. 5. Don't Come Around Again
  6. 6. Are You Afraid?
  7. 7. Love Me or Leave Me
  8. 8. Paralyzed
  9. 9. What For
  10. 10. All in Your Head
  11. 11. I Believe in Me
  12. 12. Help Me Find My Way

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