laut.de-Kritik
Frisches R'n'B-Statement ohne die üblichen Klischees.
Review von Dani FrommThey try to put me in a box. It's impossible." Meine Güte! Wie oft man diese Phrase in Promo-Texten um die Ohren geballert bekommt, möchte ich nicht zählen. Die Schublade für all jene, die sich partout in keine einsortieren lassen möchten, muss riesige Ausmaße haben. Wenn einer dann auch noch sein Debüt-Album mit einer solchen Floskel eröffnet, ist Skepsis angesagt.
Die erweist sich im Fall Ryan Leslie allerdings - und für R'n'B-Verhältnisse gleich dreimal - als unangebracht. Die Texte behandeln die Liebe in all ihren schönen und weniger schönen Aggregatzuständen ganz ohne tausendundeinmal Gehörtes.
Ryan Leslie lässt in seinem Gesang die unterschiedlichen Facetten seiner Gefühlswelt aufschimmern, als begleite man den Protagonisten eines Films durch verschiedene Stadien amouröser Freude und Pein hindurch zu einer Erkenntnis. Dabei wirkt sein Auftritt entwaffnend schlicht. Stimmungswechsel manifestieren sich in seinem Organ ohne viel Aufhebens wie von selbst.
Ebenso mühelos gleitet er von Gesang in einen durchaus passablen Rap-Part ("Diamond Girl") und spart sich egozentrisches Gehabe, obwohl er allen Grund dazu hätte. Leslie, der bereits für eine beeindruckende Reihe von R'n'B- und Hip Hop-Künstler die Regler schob, produziert sich seinen musikalischen Rahmen selbstverständlich selbst. Zudem spielt er die meisten Instrumente persönlich ein, lässt sich nur hie und da von einem weiteren Musiker unter die Arme greifen.
Seine größte Stärke offenbart sich im allgegenwärtigen Spiel mit Kontrasten. Elektronische Synthies mit einem leichten Plastik-Touch folgen auf dicke drückende Bässe. Nüchtern tropfender Sound kippt in "Addiction" in ein wehmütiges Piano-Intermezzo und wieder zurück. In "Valentine" klimpern Melodien vor einem finster blubberndem Hintergrund.
Licht und Schatten breitet Ryan Leslie thematisch wie akustisch so dicht nebeneinander aus, dass sich die Gegensätze noch verstärken. So wirkt Cassie neben dem einzigen anderen Featuregast Fabolous extrazart ("Addiction"), die hohe Melodie in "Out Of The Blue" über dunklem Bass klingt gleich doppelt wie aus einem Spielautomaten entwendet.
Statt im ewig gleichen schummrigen Schlafzimmer zündet Ryan Leslie seine Kerzen zu einer einsamen Gedenkstunde an. Neben elektronischen Klängen fließt locker ein Piano ein, bringt eine Basslinie eine Ahnung von Funk ins Spiel. Der Verzerrereffekt auf der Stimme in "Gibberish" setzt dem Gospel-Gefühl, das die Nummer eingangs verströmt, ein jähes Ende.
Zwar fehlt hie und da eine eingängige Hookline, etwas, das sich im Gehör festsetzt. Doch auch ohne diese liefert Ryan Leslie ein erstaunlich frisch, erfreulich anders klingendes R'n'B-Statement ab.
Wenn dann angedeutete Scratches und schräge, wie verloren im Raum stehende Gitarrenklänge "Just Right" ausschmücken, steht fest: In die Ablage für Standard-Kitsch passt diese Platte wirklich nicht hinein.
6 Kommentare
was der typ so produziert bei seinen videos klngt echt erfrischend. allein dieser beat (http://www.youtube.com/watch?v=5Dz0eQTjMMw) für Kid Cudi. ins album werd ich definitiv mal reinhören.
also, als ich diesen Artikel gelesen habe, dachte ich, ich trau meinen Augen kaum.
Du bist dann wohl der erste, der Ryan Leslie kritisiert !
Eine Frage von mir aus wäre, was hörst du eigentlich für musik ?
Kann sein, dass dies mit dem eigenen geschmack was zu tun hat, aber aus meinen Erfahrungen habe ich solch kritik noch nicht gehört von verschiedenen Musik-Genossen.
Für meine Ohren & für viele Andere ist seine Musik einfach ein Genuss.
,Shawdy
fieber?
welchen teil von "erstaunlich frisch, erfreulich anders" hast du nicht verstanden?
ryan ist ein musik genie, wer was anderes behaubtet ist schlicht einfach eifersüchtig. ich selbst bin ein guter kumpel von ryan und glaubt mir ihr könnt noch einiges mehr von ihm erwarten. das war erst der anfang! for all who love ryan leslie --> he loves you too. for all who hate him --> keep haiting; )
stephan
wann kommt der endlich in Deutschland an ? Es ging wohl selten jemanden wie R_les der net gewürdigt wird wie er. Oftmals fast zu seicht, weil die Texte nur um das EINE handeln. Aber, leute ! wir hören Musik..und die ist Thanks to R-Les bei ihm so ziemlich immer sehr genial. Was für ein Typ. Wer lebt Musik so wie er?! Mein absoluter Favourite seit Jahren. Sure Shot! Gimme best of... I think she got sumthin that I like.....
Next Selection.
Wir sind mittlerweile bei TRANSITION. Lots of Love to ya Ryan. You`re an Inspiration!!!!!!!!