laut.de-Kritik
Dieses "Leben" geizt nicht mit verführerischen Reizen.
Review von Daniel StraubDas vergangene Jahr hätte für Schiller-Fans gar nicht schöner zu Ende gehen können. Kurz vor dem Jahreswechsel beglückte Christoph von Deylen die seinen mit dem sehnsüchtig erwarteten Longplayer "Leben". Nun steht der Nachschlag an, und der ist auch nicht von schlechten Eltern. Neben einer Tournee, die Schiller Mitte April durch das Land führt, lässt die DVD "Leben" das Wasser im Munde der Fans gleich in Strömen fließen. Kein Wunder, schließlich geizt "Leben" nicht mit verführerischen Reizen.
Herzstück der neuen DVD ist die ambitionierte filmische Umsetzung des Albums in Verbindung mit den beiden Liveauftritten von Berlin und Frankfurt. Alles zusammen erstrahlt in bestem 5.1 Sound, was "Leben" für Homeentertainment-Freaks schnell zu einem Pflichtkauf macht. Hier verbinden sich Bild und Ton auf innige und so passende Weise. Gerade die filmische Bebilderung des "Leben"-Albums führt einen Traditionsstrang fort, für den Regisseur Francis Ford Coppola zusammen mit dem Komponisten Philip Glass 1983 den Blueprint schufen. Eindrucksvolle Aufnahmen von Mensch und Natur verbinden sich auf "Koyaanisqatsi" mit Glass' minimalistisch repetitiven Kompositionen zu einem eindringlichen politischen Appell.
Schiller wählte vor allem Bilder von Menschen des indischen Subkontinents für die filmische Ebene von "Leben " aus. Die Natur spielt dabei allenfalls eine Nebenrolle. "Leben" erzählt die Geschichten von Menschen, liest sie in ihren Gesichtern ab. Rhythmisch orientiert sich der Bilderfluss an den sphärischen Klangwelten von "Leben". Locker gleiten die Bilder ineinander, überlagern sich ein um's andere Mal, reflektieren die Musik in ihrer fließenden Montage. Schiller Mastermind Christoph von Deylen verzichtet auf einen Auftritt im "Leben"-Film, lediglich die vier immer wieder im Bild verarbeiteten Ikons "Feuer", "Wasser", "Erde" und "Luft" lassen "Leben" als Schiller-Produktion erkennbar werden.
Weniger gelungen ist hingegen die Berliner Live-Performance. Der schlichte monochrome, schwarze Hintergrund und die sich kaum bewegenden Musiker überzeugen auf DVD nicht und schaffen es nicht, das Intime der Konzerterfahrung zu transportieren. Viel eindrucksvoller kommt da schon der Auftritt auf der Frankfurter IAA daher. Drei große Videowände unterteilen die Bühne und geben dem statischen Auftritt von Schiller die nötige visuelle Lebendigkeit, vor der sich die Sängerinnen Kim Sanders, Maya Saban und Mila Mar umso besser in Szene setzen können. Die Videos zu "Liebe" und "Leben...I Feel You" sowie einige Extra-Features runden den gelungenen DVD-Auftritt von Schiller ab.
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