7. April 2015

"Und dann dieser Kanye West ..."

Interview geführt von

Nach zwei Solo-Ausflügen versucht sich Ex-Stone Temple Pilots-Mastermind Scott Weiland anno 2015 mal wieder zur Abwechslung innerhalb eines Band-Gefüges. Dabei stehen dem Sänger keine Unbekannten zur Seite. Mit Tommy Black, Jeremy Brown und Dan Thompson alias The Wildabouts hat Scott Weiland bereits während seiner "Purple At The Core"-Tour zusammengearbeitet.

Dieser Tage erblickt das Scott Weiland And The Wildabouts-Debütalbum "Blaster" das Licht der Welt. Es ist also alles angerichtet, um den immer noch nach einem Sänger suchenden Velvet Revolver-Mitgliedern und den mittlerweile mit Chester Bennington um die Häuser ziehenden Stone Temple Pilots zu zeigen, was das ehemalige Aushängeschild beider Bands in punkto Rock'n'Roll noch so drauf hat. Klingeln wir also mal bei Herrn Weiland durch. Mal sehen, was der Gute so alles Neues zu berichten hat.

Hi Scott, schön, dass es geklappt hat. Viel um die Ohren gerade, oder?

Scott Weiland: Oh ja, das kannst du wohl laut sagen. Aber alles läuft. Ich bin sehr zufrieden. Von wo rufst du an?

Berlin.

Germany?

Exakt.

Ich mag Deutschland. Ich erinnere mich an tolles Essen.

Was landet bei dir heute auf dem Tisch?

Oh, keine Ahnung. Aber ich glaube nichts allzu Spektakuläres. Wir sind gerade auf dem Gelände des South by Southwest Festivals angekommen. Catering ist immer so eine Sache.

Verstehe. Die dunklen Seiten des Rockstar-Daseins.

Naja, es gibt Schlimmeres (lacht). Ich will mich nicht beschweren.

Du bist jetzt nach langer Zeit mal wieder innerhalb eines festen Band-Kollektivs unterwegs. Wie fühlt sich das an?

Großartig. Ich habe in den letzten Monaten gemerkt, wie sehr mir die Zusammenarbeit mit anderen Musikern gefehlt hat. Das neue Album ist zwar auch zum größten Teil auf meinem Mist gewachsen. Aber es fühlt sich trotzdem wie ein Band-Album an. Ich vergleiche die momentane Situation immer ganz gerne mit Tom Petty und seinen Heartbreakers. Da herrscht ein ähnlicher Vibe.

Du bist also rundum glücklich?

Ja, absolut. Warum auch nicht?

Naja, in dem einen oder anderen Interview von dir stand zu lesen, dass du einer Rückkehr zu den Pilots oder auch zu Velvet Revolver nicht abgeneigt wärst.

Das ist immer eine Sache der Interpretation. Ich habe nie gesagt: Ich würde gerne ... Ich habe lediglich gesagt, dass ich in den vielen Jahren, in denen ich nun schon in diesem verrückten Business zu Gange bin, gelernt habe, niemals nie zu sagen. Das war's auch schon.

"Hätten sie sich lieber einen Unbekannten von der Straße holen sollen?"

Was geht dir denn in deinem Kopf rum, wenn du dich mit den Entwicklungen deiner beiden ehemaligen Bands beschäftigst?

Für solche Gedanken habe ich keine Zeit. Ich konzentriere mich momentan nur auf mein Projekt. Alles andere interessiert mich nicht.

Nicht einmal die Personalie Chester Bennington? Es gibt viele Leute, die die Wahl deines Ersatzes bei den Pilots nicht so richtig nachvollziehen können.

Mag sein. Hätten sie sich lieber irgendeinen Unbekannten von der Straße holen sollen? Ich meine, wir reden hier schließlich von einer Band, die mehr als ein Dutzend Top-Ten-Singles in den Billboard-Charts platzieren konnte. Ob es musikalisch passt, muss sicherlich jeder für sich selbst entscheiden. Was das Potential, die Erfahrung und den Wow-Effekt betrifft, kann man den Entscheidungsträgern keinen Vorwurf machen.

Linkin Park sind ja auch nicht gerade eine kleine Nummer. Aber, wie gesagt, das sind Dinge, die mich, wenn überhaupt, nur am Rande interessieren. Genauso wie gefakte Drogenmeldungen über mich, den Stand der Dinge bei den Revolvers, die Sache mit "Happy" und Pharrell Williams oder was weiß ich. Alles unwichtig. Wichtig sind meine Band und unser neues Album. Schon mal reingehört?

Ja, durchaus. Mein Review-Fazit liest sich wie folgt: Ein bisschen Bluesrock im Stile der The Black Crowes, beschwingter Gitarren-Pop, punkig angehauchtes und balladeske Country-Folk-Töne zum Abschied verpassen "Blaster" letztlich einen kunterbunten Gesamtanstrich, der auch ohne Hit-Tupfer zu beeindrucken weiß. Zufrieden?

Ja, das passt. Nur mit den fehlenden Hit-Tupfern bin ich nicht ganz einverstanden.

Nun, Songs, die sich mit "Plush" oder "Vasoline" messen lassen können habe ich bisher noch nicht rausgehört. Kommt aber vielleicht noch.

Du musst dich eindeutig noch intensiver mit dem Album beschäftigen (lacht).

"Ich war gut drauf"

Welcher Song sollte mich denn deiner Ansicht nach so richtig vom Hocker reißen?

Da fällt mir spontan "Way She Moves" ein; ein Song über meine Frau, der die Essenzen von Bands wie The Black Crowes und T.Rex vereint. Der müsste eigentlich steilgehen.

Stimmt. Der hat was. Ich werde mir das Album bestimmt noch öfter anhören. Vielleicht packt es mich ja doch noch so richtig derbe, so wie damals im Jahr 2009, als du im Zuge der "Decades Of Rock"-Produktion gemeinsam mit Cindy Lauper zur Hochform aufgelaufen bist. Erinnerst du dich noch?

Natürlich. Definitiv ein Highlight meiner Karriere.

Hast du eigentlich bemerkt, dass du allen anderen die Show gestohlen hast?

Hab ich?

Hast du.

Ich war gut drauf. Man fährt in so einem Moment aber seinen eigenen Film. Man vergleicht nicht. Ich sehe es mir auf jeden Fall immer wieder gerne an.

An was erinnerst du dich noch gerne zurück?

Gute Frage.

Die Grammy-Verleihung im Jahr 1994?

Zum Beispiel. Obwohl mir Auszeichnungen eigentlich immer am Arsch vorbeigingen und mich auch heute nicht interessieren. Ich war letztens erst wieder bei den Grammys. Eine furchtbare Veranstaltung. Viel zu elitär und aufgesetzt. Das ist nicht meine Welt. Und dann dieser Kanye West ...

Der arme Beck.

Einfach nur peinlich. Manche Leute brauchen scheinbar derartige Momente, um sich in irgendeiner Art und Weise zu präsentieren. Aber egal. Soll jeder machen. Um auf deine Frage zurückzukommen. Was wolltest du noch mal wissen?

Highlights?

Ah, stimmt. Sorry (lacht).

Kein Problem.

Als wir mit den Pilots das erste Mal im ausverkauften Madison Square Garden spielten. Das war so ein Moment. Da kriege ich auch heute noch Gänsehaut, wenn ich dran denke.

War das der Abend, an dem sich Joe Perry und Steven Tyler zu euch auf die Bühne gesellten?

Genau. Das war Magie pur. Ich bin mit der Musik von Aerosmith aufgewachsen. Steven Tyler war immer so eine Art Vorbild für mich. Mit den Jungs dann gemeinsam auf einer Bühne zu stehen, und auch noch auf den heiligen Brettern des Madison Square Gardens, war einfach nur unbeschreiblich.

Tiefpunkte?

Gab es keine (lacht).

Nun ja ...

Ok, im Ernst: Ich bin ein Typ, der nach vorne guckt. Klar, auch ich habe Fehler gemacht, habe mich wie ein Arschloch verhalten oder falsche Entscheidungen getroffen. Aber wer nicht? Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab. Wichtig ist einfach nur, dass man sich unterwegs nicht komplett verliert. Es gibt immer einen nächsten Morgen. Es gibt immer eine neue Chance. Das habe ich in all den Jahren gelernt.

Genauso wie niemals nie zu sagen. Ich jedenfalls würde mich freuen, dich nochmal bei den Pilots oder den Revolvers auf der Bühne zu sehen.

Wie ich schon sagte. Wir werden sehen. Momentan geht's aber nur um die Wildabouts und mich.

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