laut.de-Kritik

Leichte Mischung aus Britpop und Post-Grunge von den Newcomern aus Magdeburg

Review von

Daß eine deutsche Band mit ihrer ersten Platte auf Anhieb den Sprung auf eine Topplatzierung in den Charts schafft, ist nicht unbedingt der Normalfall. So gesehen ragen die Magdeburger Scycs schon weit aus der gesichtslosen Masse der zukünftigen Popstars heraus. Warum sich allerdings ausgerechnet Scycs fertig machen dürfen zum Take-off in die angenehmen Gefilde des großen Popgeschäfts, blieb mir auch nach mehrmaligem Anhören ihrer Platte Pay TV ein nicht zu durchschauendes Mysterium unserer Zeit.

Denn was die fünf Jungs musikalisch zu bieten haben, ist zwar ganz nett, einen großen Hype rechtfertigen die 14 Songs aber keinesfalls. Irgendwo zwischen Post-Grunge und Britpop haben sie sich mit ihren zumeist melancholischen Kompostitionen ihr eigenes Universum geschaffen. Allzu viele Überraschungen und Ideen werden daraus aber mit einer professionellen Konsequenz verbannt, so daß man nur allzu schnell das Gefühl hat, die Platte bereits seit Jahren gut zu kennen. Oder böse formuliert: dieser Sound geht mir schon mein halbes Leben auf die Nerven.

Einige herausragende Stücke konnte ich dann doch noch entdecken, obwohl ich ein unfairer Kritiker bin. So zum Beispiel "Your Slowliness", das auf elektronisch verzogenen Beats aufbaut und diese mit einer akustischen Gitarre und dem beinahe weinerlichen Gesang von Frontmann Stephan Michme kontrastiert. Oder das mit einem auf dem Akkordeon angestimmten Walzerrhythmus beginnende "Her Name", das nach diesem kurzem Intro mehr und mehr an Fahrt gewinnt und sich zu einem ausgewachsenen Poppunksong entwickelt.

Das war's dann leider auch schon mit den Höhepunkten einer ansonsten eher belanglos aus den Lautsprechern trällernden CD. Die Radiostationen werden mit Sicherheit ihren Gefallen finden an so schöner Musik zum Weghören und Autofahren und sie auf heavy-rotation spielen. Glück für Scycs (der Rubel rollt), Pech für die geschundenen Radiohörer (das Ohr blutet).

Trackliste

  1. 1. Autumn
  2. 2. Underwaterlove-song
  3. 3. Slow Motion Day
  4. 4. The Moment
  5. 5. Next November
  6. 6. Personal Fears
  7. 7. Your Slowliness
  8. 8. Love For Seconds
  9. 9. Grounded
  10. 10. Pay TV
  11. 11. The Plane
  12. 12. Her Name
  13. 13. No Ideas
  14. 14. To Ben

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LAUT.DE-PORTRÄT Scycs

Wozu das Fernsehen alles gut ist. Das haben sich die fünf Magdeburger Jungs, die unter dem Namen Scycs bekannt geworden sind, sicherlich auch gedacht.

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