laut.de-Kritik
Die Black Eyed Pea des Dancehall.
Review von Dani Fromm"Ich habe mich entschlossen, das neue Album 'Tomahawk Technique' zu nennen, weil dieser Titel genau die Art widerspiegelt, wie ich mich einem Song nähere. ... Ich fühle mich, wie eine Lyric-Axt, wie eine fliegende Musikwaffe."
Um ehrlich zu sein: Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Nach den penetranten Pimmel-Posen von "Imperial Blaze" hätte ich mir unter "Tomahawk Technique" eine extrascharfe indianische Sextechnik vorgestellt. Mindestens!
Doch nicht nur die weißen Tauben, auch die alten Verführer sind müde - und erschütternd einfallslos geworden. Nix mehr mit "Ever Blazing", offenbar. Nichts brodelt mehr, die Anmachsprüche waren auch schon origineller. "Tomahawk Technique" liefert noch nicht mal mehr einen Abglanz der vergangenen heißen "Dutty Rock"-Tage.
Man sollte es kaum für möglich halten: Dieses Album klingt tatsächlich noch schlimmer, als sein grottiges Cover-Artwork vermuten lässt. Bühne frei für die Dancehall-Atze - wobei Sean Paul mit Dancehall höchstens in seiner eigenen Wahrnehmung zu tun hat. Tatsächlich besitzt er mit dem Genre, das er sich auf die Fahnen schreibt, noch in etwa so viele Berührungspunkte wie die Black Eyed Peas mit Hip Hop.
"Alles, was ich wollte, war schon immer, Dancehall zu machen", zitiert das beiliegende Presseinfo einen ambitionierten Künstler. Warum er sich dann statt Produzenten, die wenigstens eine flaue Ahnung von Reggae haben, Pop-Hit-Fabrikanten des Kalibers StarGate an die Regler holt, behält Sean Paul dagegen für sich. Für Rihanna, ihren Prügel-Ex Chris Brown oder Ne-Yo produzierten die beiden Norweger bereits. Jetzt also "Got 2 Luv U" oder "Put It On You" für Sean Paul.
Benny Blanco schraubte unter anderem Beats für Justin Bieber oder Kesha. So klingt "Tomahawk Technique" dann auch: nach schwachbrüstigem, saftlosen Kommerz-Plastik-Pop. Kein Schweiß, kein Feuer, kein Fünkchen Seele, keine Leidenschaft. "I'm an animal, animal", nölt Sean Paul derart gelangweilt, dass der Titel des Songs nur die logische Konsequenz sein kann: "She Doesn't Mind", und wohl auch sonst niemand.
Zum Sound, der noch nicht mal auf einer Ballermann-Party bestehen könnte, gesellen sich geträllerte Hooklines, wie sie Hühner namens Alexis Jordan oder Kelly Rowland am Fließband produzieren. Als habe Sean Paul die Gehörgänge mit Teflon ausgegossen, bleibt dort nichts, absolut nichts hängen.
Unfassbar, wie ein einstmals so dynamischer Vokalist sich in Schluffigkeiten der Sorte "Dream Girl" oder "Hold On" verlieren kann. "Don't wake me up, no, no, no!" Ich wünschte, irgendjemand hätte es getan.
Ein Hauch von Sean Pauls früherer Stärke glimmt noch in "Roll Wid Di Don" auf, wo er - zwar wieder nur mit ollen Baggerphrasen, "Move that body, gal. Shake it, shake it, shake it!", aber immerhin - endlich wieder seinen Flow von der Leine lässt. Leider fällt hier die Klangkulisse derart schmächtig aus, dass auch keine rechte Freude aufkommen mag.
"Ooooh, ooooh, ooooh, hold on and believe that you already won", tönt es aus "Hold On". Ja, einreden kann man sich vieles. Wenn man nur fest genug daran glaubt, kommen einem die wattigen Chillout-Rave-Klänge aus "Touch The Sky" ganz sicher immens futuristisch vor.
"Ich bin gewachsen, habe mich entwickelt", fabuliert Sean Paul. "Und das mit jedem Album." Entwickelt. Das stimmt. Jeder Longplayer führte ein bisschen weiter weg von seinem gelungenen Debüt. "We got the dancehall crazy, got the club on fire." DAS war einmal.
23 Kommentare
Ich war noch nie ein Sean Paul Fan, aber mittlerweile hasse ich ihn einfach nur noch abgrundtief. Widerwertiger Kommerz-Wannabe-Dancehall. Und der Sack ist damit auch noch extrem erfolgrich.
Glückliches Deutschland! Dank GEMA kein Video, sollten die etwa doch was von Musik verstehen haben???
ich würde sagen seine frisur entspricht seiner musik über die jahre hinweg
die einschätzung von sp als schlechtesten liveact ever, kann ich völlig unterschreiben - letztes jahr auf einem festival: totalausfall. die albumkritik kann ich nur größtenteils nachvollziehen. "she doesn't mind" zb schlägt doch eigentlich in die gleiche kerbe wie die meisten singles auf trinity, das nicht ganz so zerrissen wurde. naja, wayne - kaufen würd ich mir das teil aber nicht.
ich fand eure reviews eine zeit lang maßgebend für meine neuanschaffungen.. aber seit einigen wochen / monaten finde ich schlichtweg zu extreme unterschiede zwischen euren meinungen hier und meinen .. respektive den der (breiten!) öffentlichen meinung. wie kann man ein sean paul album derart niedermachen, wenn gleichzeitig zwei seiner zwei single auskopplungen derart die charts vergewaltigen.. ich verstehe es nicht. und diese meinung bzw dieses phänomen habe ich nicht nur hier, das ist mir bei einigen anderen alben auch so aufgefallen .. schade. bisher war ich hier sehr begeistert und habe mich ein wenig hieran orientiert.
SEAN PAUL TOMAHAWK TECHNIQUE
Tomahawk Technique ist der Titel des neuen Album von den Jamaikanischen Dancehall und Reggae Sänger Sean Paul. Es wurde am 24 Januar 2012 veröffentlicht unter den Label Atlatntic Records, eine Tochterfirma vom Warner Music Group, Label mit dem Sean Paul schon bei vorherige Alben wie Imperial Blaze gearbeitet hat.
Tomahawk Technique enthält zwölf Tracks und eine Gesamtlänge von 42 Minuten und 55 Sekunden.
Das erste veröffentliche Single im Album war Got 2 Luv U mit der Kollaboration der Sängerin Alexis Jordan aus den USA die berühmt bei der ersten Staffel Americas got Talent wurde. Es handelt sich hier bei um ein Dancehall Rhythmus basierten Rhythmus mit sehr Pop gerichtete Arrangemets. Dieser Fact prägt das ganze neue Album von Sean Paul. Wir können hören wie die Karriere des Sängers entwickelt hat und wie er immer noch an diesen Dancehall/Karibischen Rhythmus hängt, obwohl die gesamte Stücke sich sehr viel weiter ins Mainstream entwickelt haben. Dabei können manche Dancehall Liebhaber die seine Karriere vom Anfang an folgen ein bisschen enttäuscht sein und sich denken das dass nicht mehr ist was es mal war, doch die masse an Publikum und die Steigende Umsätze im Laufe seiner Karriere sprechen für sich selbst. Doch sogar mit dieser Entwicklung ins Mainstream, die sehr deutlich in den featurings zu spüren ist wie z.B. beim Track How Deep Is Your Love mit Kelly Rowland ex Destinys Child und den von DJ Ammo produzierten Track Touch The Sky, finden wir in diesen Album immer noch einige mehr ?puristische? Dancehall Tracks wie Roll Wild Di Don und Wedding Crashers mit der Kollaboration vom Sänger Future Fambo das fast als Soca bezeichnet werden könnte.
Ein anderer punkt das zu dieser Entwicklung führt ist die Trennung von den Label VP, die bisher in Kollaboration mit Atlantic Records Sean Pauls Alben veröffentlicht haben. Die Produktion vom Album hat sich auch weiter von Jamaika entfernt. In diesen Album steht nicht mehr Di Genius als Hauptproduzent mit einigen Tracks von anderen wichtigen Produzenten in der Reggaeszene wie Don Corleone, sondern ist die Komplete Produktion, mit Amerikanishen Produzenten wie Stargate und Rico Love, zu den USA umgezogen.
Das ganze macht den Album mehr ein Pop Album als ein Dancehall Album, der aber sehr gut Produziert ist und empfehlenswert für jeden ein bisschen mehr ?open minded? Dancehall Liebhaber.