laut.de-Kritik
Der Ex-Skid Row-Sänger bittet Axl Rose ans Mikro.
Review von Michael EdeleDa schau her! Dass der gute Sebastian Bach seinen Arsch tatsächlich in ein Studio schafft, um ein paar neue Songs einzuspielen, war nicht unbedingt zu erwarten. Fast hätte man eher mit einer Veröffentlichung der schon seit unzähligen Jahren angekündigten "Chinese Democracy"-Scheibe von Guns N' Roses gerechnet. Aber der ehemalige Skid Row-Sänger überrascht uns gleich doppelt und veröffentlicht nicht nur "Angel Down", sondern holt dafür auch ganze drei Mal Axl ans Mikro.
Ein ziemlich fettes Riff drückt zur Eröffnung aus den Boxen, und Mr Bach geht es in Sachen Gesang ganz schön heftig an. Allein in der Bridge lässt er kurz sanfte Töne anklingen, fährt ansonsten aber die harte Schiene. Das gilt auch für das erstaunlich heftige "Negative Light", dessen Riff fast von Pantera stammen könnte. Auch hier geht der Sänger aggressiv zur Sache.
Der Hattrick mit dem Guns N' Roses-Alleinherrscher beginnt mit einer Aerosmith-Coverversion von "Back In The Saddle". Seb und Axl teilen sich den Gesang und zeigen sich von ihrer besten Seite. Der Bluesrock der Originalversion geht hier seltsamerweise trotzdem ein wenig flöten. Bei "(Love Is) A Bitchslap" stößt der gute Axl gleich noch mal ins Horn. Die Nummer hat deutlich mehr Drive und vor allem Steve DiGiorgios Bassspiel überzeugt. Der Kerl schafft es einfach immer und überall, sich markant bemerkbar zu machen.
Für "Stuck Inside" darf Axl eine letztes Mal ran, tönt aber meist nur im Hintergrund mit. Der Track basiert auf einem ziemlich fetten Riff, das im Chorus für Druck und gute Laune macht. Ganz anders als "American Metalhead", das zwar ordentlich groovt, aber ansonsten als durchschnittliche 08/15 Hardrock-Nummer durchgeht. Seb lässt die Stimmbänder zwar kräftig schwingen, aber so recht will das Teil nicht zünden. In den Staaten dürften sie ihn für den Track vielleicht beklatschen.
Dass Seb in Sachen Hard Rock trotzdem mit guten Songs dienen kann, zeigen das an die alten Skid Row erinnernde "Live And Die", das relaxte und mit ordentlich Drive ausgestattete "Our Love Is A Lie" oder das recht verspielte "Stabbin' Daggers". Natürlich dürfen auch die Balladen nicht fehlen, und so steht mit "By Your Side" so etwas wie der beabsichtigte zweite Teil von "I Remember You " an. Allerdings trimmen die Streicher den Song extremst auf Mainstream. Dürfte sich als Single aber bestimmt verkaufen wie geschnitten Brot. Die abschließende Klavierballade "Falling Into You" ist ebenfalls etwas zu cheesy geraten, aber die Fans werdens lieben.
Zuvor gibt es noch die ein oder andere Überraschung zu verzeichnen. Als da wäre das schwer an Led Zeppelin erinnernde "Take You Down With Me". Nicht nur in Bezug auf die Gitarren, sondern auch Sebs Gesang lässt deutliche Parallelen zu den wieder reformierten Altrockern erkennen.
Weitere Parallelen zu alten Männern gibt es schon früher bei "You Don't Understand". Dort erinnern die Doppelleads der Gitarren sofort an Iron Maiden. Düsterer wird es bei "You Bring Me Down", bei dem die leichtfüßige (schwer an Hanoi Rocks angelehnte) Bridge nicht so recht passen will.
Um zum Abschluss mal wieder eine Standardphrase zu verwenden: Die neue Scheibe von Sebastian Bach ist absolut solide. Wirklich große Überraschungen bleiben aus, und ein wirkliches Highlight gibt es kaum zu verzeichnen. Dafür hat der Mann offensichtlich nur gemacht, worauf er auch tatsächlich Bock hatte. Auch nicht schlecht.
11 Kommentare
Für Hardrock Scheiben ist es hier nicht möglich über 3 Punkte zu kommen, oder?
Naja kann noch nichts dazu sagen, muss die Scheibe erst hören, aber klarerweise Pflicht, va. wegen Axl's Auftritt
Habe mir zwar noch keine endgültige Meinung gebildet (an "Slave to the Grind" kommts auf jeden Fall nicht ran... ist auch schwer, aber doch besser als die neuen Songs auf "Bring 'em Bach alive"), aber "Back in the Saddle" ist mal sehr gut gelungen! Auch "Stuck inside" (Axl klingt da ziemlich geil)! Unglaublich wie sehr "By your side" an "I remember you" erinnert! Fast schon schamlos! Gefällt mir aber, genauso wie die zweite Ballade!
@gnrfreak (« Für Hardrock Scheiben ist es hier nicht möglich über 3 Punkte zu kommen, oder? »):
http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/a/…
Immerhin besser als "Ballbreaker".
@Olsen (« Und, was noch erschwerend hinzukommt, "Stiff Upper Lip" ist höchstens drei Punkte wert. »):
Ja, das würde ich auch sagen... aber das ist ja nicht mal der Punkt!
Vielleicht solltet Ihr das Bewertungssystem echt mal auf 10 Punkte erweitern um das ganze feiner abzustufen!
klar besser als ballbreaker.
*seufz* ich weiß nicht, weshalb immer so oft aufs punktesystem geschimpft wird. das ist doch ohnehin nur eine orientierungshilfe. wenn man dann - als stammleser zumindest - weiß, woher der wind weht, wenn ein ganz bestimmter autor ne review verfasst, dann sollte doch klar sein, wie man das einzuschätzen hat. würde das im fall von bach sowieso als kompliment sehen, wenn eddy drei punkte verteilt. abgesehen davon glaube ich kaum, dass der jemals in seinem leben wieder sowas wie "slave to the grind" auf die reihe kriegt.