laut.de-Kritik
Ihr Fronter unterbietet noch mal die drolligen Prinzen-Stücke.
Review von Sven KabelitzWie der Titel es schon nahelegt, bekommt man Sebastian Krumbiegel auf "Ein Mann, Sein Klavier Und Ihr" ausschließlich am Piano zu hören. Aber woher kommt dann, kurz nachdem ich die CD eingelegt habe, diese lärmende Bassdrum im Hintergrund? Verstört wage ich noch mal einen Blick auf den Pressezettel: "Mehr als seine Stimme, Klavier und ein bisschen Schlagwerk braucht der Bundesverdienstkreuzträger für seine Lieder nicht." Komisch. Woher dann aber dieses monotone Pochen? Ach ja, das ist mein Kopf, der vor Verzweiflung unentwegt auf die Tischplatte schlägt.
Krumbiegels Scheitern am eigenen Anspruch und die Art seines Vortrags bereiten mir seelische und körperliche Schmerzen. Normalerweise nutzen Künstler einen solch intimen Rahmen, um die Fans näher an sich heran zu lassen. Aber der Leipziger hat in seinen eigenen Songs so gut wie nichts zu erzählen. Er begrüßt, animiert zum Mitsingen oder fabuliert über Freundschaft. Über das Niveau drolliger Prinzen-Stücke kommt er nie hinaus, unterbietet es eher deutlich.
"Guten Tag, Hallo und herzlich willkommen in meiner persönlichen Welt, in meinem Kosmos." Danke für den freundliche Empfang. Darf ich jetzt bitte, bitte wieder gehen? Aber scheinbar habe ich mich hier auf ein Treffen der anonymen Musikblechköpfe verirrt. "Ich mach gern' Musik und komme aus Leipzig / Das ist meine Lieblingsstadt, da bin ich zu Haus." Ist ja dufte. Mein Name ist Sven, ich komme aus Frankfurt und wenn das hier so weitergeht werde ich zum Alkoholiker.
Der "Klavierspieler des Jahres 2004" beherrscht zwar sein Instrument, pfeift dafür aber munter auf Versmaß, Reimkultur und, ich möchte an dieser Stelle Mach One zitieren, flowt wie ein Würfel. Der meinte zwar Peter Brugger, aber das ehemalige Mitglied des Thomanerchors steht dem Rumpelkasten der Sportfreunde diesbezüglich in nichts nach.
Zwischen dem Piano-Après-Ski-Lied "Sing Einfach Mit", dem gespielten Witz "Gut-Mensch Ärgere Dich Nicht" und "Rentner-Politik" springt Krumbiegel von einer Peinlichkeit zur nächsten. "Wir werden alle alle immer immer schrumpeliger in der Renter-Republik / ... / Demente Menschen und es werden immer mehr / Sie sabbern rum, sie reden wirr, sie gehen am Stock, sie haben's so schwer / Oh Yeah!" Kopf-Tisch-Kopf-Tisch-Kopf-Tisch.
Um doch noch einmal etwas wie Gefühl zu transportieren, greift der Prinzen-Sänger auf andere Künstler zurück. "Ein Mann, Sein Klavier Und Ihr" endet mit einem Cover-Versionen-Trio. Krumbiegel macht sich über Bertolt Brecht und Kurt Weil, Udo Lindenberg ("Lady Whisky") und Silly ("Liebeswalzer") her. Um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, trägt er ihre Stücke aber viel zu wohlerzogen, brav und belanglos vor. Sein Haifisch in "Mackie Messer" entpuppt sich schnell als ein possierlicher Guppy.
In der direkten Konfrontation zeigt sich hier nur allzu deutlich, was dem Komponist und Texter Krumbiegel an Talent abgeht. Als gebrauchter Subaru stellt er sich neben einen Maybach, einen fabrikneuen Mercedes und einen kostspielig restaurierten Horch P240 Sachsenring und wundert sich, warum er nicht genauso schnieke wie die anderen funkelt. Selbst kommt er nicht über manch neckischen Schüttelreim, schenkelklopfender Gesellschaftskritik und Diddlmaus-Kuschelkunst hinaus.
Noch einmal zurück zum Pressetext: "'Ein Mann, Sein Klavier Und Ihr' ist nachdenklich, kritisch, humorvoll und schmissig, eine unnachahmliche Mixtur aus Lied, Chanson und Rock." Nein, ist es nicht. In Konkurrenz mit Wecker, Alsmann oder Grebe fehlt Krumbiegel ein eigenes Profil. Seinen Esprit verliert das Werk schneller als ein Hubba Bubba seinen Geschmack.
4 Kommentare mit 4 Antworten
Die Stücke sind doch alle nur geklaut
Eh-jo-ehjo...
Sie sind 'ne riesengroße Scheisse - Eh-jo
Was er er nur gezogen und geraucht?! Ach so, na das hat er sich erlaubt. Eh-jo!
Hat hier jemand überhaupt etwas anderes erwartet?!
"Ein Mann, sein Klavier und Ihr"..... schon allein wegen dem Albumtitel kauf ich mir das Teil irgendwann mal für n paar Euros nur um dann in passenden und weniger passenden Momenten sagen zu können "...aber ich habe "Ein Mann, sein Klavier und Ihr"!
(bedeutungschwangere Betonung - bitte sehr)
das trantütige cover mit dem sedierenden gesichtsausdruck ist ja schon ne zumutung für sich.