laut.de-Kritik

Noch immer die besseren Nickelback.

Review von

In der Vergangenheit erwies sich das Bandgefüge der im südafrikanischen Pretoria gegründeten Alternative-Rocker von Seether nicht immer als stabil. Doch seit ihrer letzten Scheibe "Isolate And Medicate" von 2014 sollte es im Line-Up keine einschneidenden Veränderungen mehr geben. Nur Clint Lowery nimmt anstelle von Bryan Wickmann den Posten als neuer Live-Gitarrist ein.

Auch musikalisch hält die Truppe um Sänger und Gitarrist Shaun Morgan, der hier erstmalig seine Fähigkeiten als Produzent unter Beweis stellt, auf "Poison The Parish" an ihrer bisherigen Erfolgsformel größtenteils fest. Dennoch schlägt der Studio-Dreier vermehrt dunklere Töne an.

"Stoke The Fire" eröffnet ungewohnt aggressiv. Die aufgestaute Frustration entlädt sich im Refrain, während die Gitarre kraftvoll nach vorne geht. "Betray And Degrade" fährt das Tempo zurück, überzeugt jedoch mit repetitiv-krachendem Rifffundament und einem einprägsamen Refrain, der an A Perfect Circle erinnert. "Something Else" mangelt es anschließend ebenso wenig an Energie.

Andererseits kehren Seether nach diesem Anflug von Überenthusiasmus in den folgenden Songs zu ihren altbewährten Prinzipien zurück. Das emotionale Wechselbad zwischen ruhigen, melancholischen Momenten und stürmischen Ausbrüchen in "I'll Survive" hat die Band auf ihren früheren Alben schon weitaus gelungener durchexerziert. Eine Halb-Ballade darf mit "Let Me Heal" nicht fehlen. Wegen des drögen Spannungsverlaufes hat man diese aber schneller wieder vergessen als eine Fußballpartie zwischen Südafrika und den USA.

Seether vertrauen erneut auf ihre altbewährte Post-Grunge-Rezeptur, die mit einem Bein fest im Mainstream steht. So pendelt die Platte zwischen rockigeren ("Let You Down", "Saviours") und langsameren Nummern ("Against The Wall", "Emotionless") hin und her. Der Gitarrensound lässt jegliche Dynamik gleich in der Kabine, und trotz des emotionalen und markant-rauchigen Gesanges von Shaun Morgan gestalten sich die Melodien vorhersehbarer als ein Pausenpfiff. Über eine weder gute noch schlechte Selbstkopie reicht diese Scheibe letztendlich nicht hinaus.

Die Platte beinhaltet daher nur einzelne Lichtblicke wie "Count Me Out", das den Härtegrad gegen Ende noch einmal anzieht, und das entspannte "Sell My Soul", das mit Akustikgitarre und psychedelischen Klängen gelungenes Southern-Rock-Feeling versprüht. Ohnehin fehlt es den meisten Songs hier an Ideenreichtum und songwriterischer Abwechslung. Deshalb ändert sich am Stagnationskurs dieser Band kaum noch etwas.

Seether bleiben auf "Poison The Parish" immerhin für ihre Fans eine sichere und verlässliche Bank. Innovationen und Neuerungen vermisst man dagegen fast vollständig. Die Scheibe profitiert von der druckvollen Produktion Shaun Morgans, zeigt aber insgesamt nur sehr wenig Mut, neues Terrain für sich zu erschließen. Die Platte bewegt sich damit wie gehabt irgendwo zwischen besseren Nickelback und eingängigeren Alice In Chains. An den konstant hohen Verkaufszahlen in den Staaten dürfte sich also nichts ändern.

Trackliste

  1. 1. Stoke The Fire
  2. 2. Betray And Degrade
  3. 3. Something Else
  4. 4. I'll Survive
  5. 5. Let You Down
  6. 6. Against The Wall
  7. 7. Let Me Heal
  8. 8. Saviours
  9. 9. Nothing Left
  10. 10. Count Me Out
  11. 11. Emotionless
  12. 12. Sell My Soul
  13. 13. Feels Like Dying
  14. 14. Misunderstood
  15. 15. Take A Minute

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4 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Allein das du Nickelback erwähnt hast, hält mich davon ab das Review zu lesen. :(

  • Vor 7 Jahren

    Wer Nickelback und Alice in chains in einem nennt, gehört standrechtlich erschossen :mad:

    Seether sind geil. Ich glaube der Sänger ist die größte emofotze der 00er Jahre. Ich erinnere mich noch an ein Video von vor 100 Jahren, wo er meinte, "ohne die Musik würde ich durch die Straßen laufen udn Leute verprügeln oder Schlimmeres" und hat dabei dann immer ganz theatralisch seine Handgelenke gezeigt hat... wo halt einfach Zero Narben waren :lol: :koks:

    • Vor 7 Jahren

      wir können jetzt über den sinn und unsinn von "post-grunge" reden und ob der seattle sound definitv und endgültig mit layne starb und dass eig tad den fame von pearl jam vrdient hätten...
      aber ich sehe, sowohl von der authezität, vom "feeling" als auch von der qualität schon eine (größere) diskrepanz zwischen zb staind, puddle oder eben seether (zumindest in ihren debüts un vorm sellout) und nickelback

    • Vor 7 Jahren

      Das sicherlich, trotz ständig wechselnder Autoren. Das mit Nickelback dient wohl eher darum, den Insiderscherz aufrecht zu erhalten. :D

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Staind, Puddle Of Mudd hätten wahrscheinlich weitaus schlechter abgeschnitten bei mir.

    • Vor 7 Jahren

      Staind waren bis zu dem Album nach ihrem Durchbruch recht geil. Puddle of mudd auch. Aber alles was die nach 03 released haben, habe ich nicht gehört.
      Wenn ich aktuell sowas hören will, höre ich violent Soho. die haben Herrlich kaputte noise Elemente. Oder aktuell Plymouth fury

  • Vor 7 Jahren

    Schmunzeln muss ich nu... denn "der bessere Nickelback" ist nun wahrlich nicht weit hergeholt. Den Gedanken hatte ich schon bei der letzten Scheibe. Alice in Chains passt aber nicht wirklich. Die Jungs (also Seether) machen soliden Krams, den man aber ein halbes Jahr später nicht mehr unbedingt wieder rauskramt. Ich hörs gern, aber mit keiner hohen Erwartungshaltung. Nen bisschen wie Drowning Pool halt...

  • Vor 6 Jahren

    also wer ist nun der bessere nickelback stone sour oder seether? dicke eier hätten alle drei gerne