laut.de-Kritik
Im düsteren Sog des Rap-Darwinismus.
Review von Dominik Lippe"Friss oder stirb, kein Platz für die Schwachen."
Um im dichten Gedränge der Hip Hop-Population nicht frühzeitig ausgesiebt zu werden, müssen Newcomer Arbeitseifer, Alleinstellungsmerkmal sowie eine gewisse Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen. Shadow030 hat diese Regeln verinnerlicht und präsentiert weniger als ein Jahr nach dem Debüt "Schwarzer Hoody" sein zweites Album. Als waschechter Rap-Darwinist geht er dabei naturgemäß nicht gerade feingeistig ans Werk, sondern konzentriert sich auf das Essentielle: "Survival ist die gottverdammte Grundlage".
Dabei imaginiert sich der Berliner bereits zum Alleinherrscher, der nach Belieben in seinem Rap-Reich schaltet und waltet: "Für mich gibt es keine Competition, denn das würde bedeuten, ich würd' Konkurrenz besitzen". In Wahrheit gilt es für Shadow030 zunächst, seine musikalische Nische zu besetzen. Als oberste Zielvorgabe gilt, wenig überraschend, mit dem "Schwanz in die Marktlücke" vorzustoßen.
Die Ingredienzien von "13439" ähneln denen seines ersten Albums. Mit authentischer Haltung, tollwütiger Wut und leicht verbesserter Technik beißt er seine Kontrahenten weg. Dem gegenüber verhalten sich die Produktionen der Hijackers regelrecht demütig. In Songs wie "Sky Is The Limit", "Wesley Snipes" oder "Friss Oder Stirb" entfacht das Duo einen düsteren Sog, der die adäquate Grundlage des zähnefletschenden Vortrags bildet.
"Arizona" fällt mit einem oldschooligen Bumm-Tschack-Gerüst zwar positiv aus dem Rahmen, leidet jedoch ein wenig unter einer Autotune-Hook, die die angenehm ruhige Nummer ins Synthetische hinabreißt. Glücklicherweise reduziert 'La bestia negra' die technischen Spielereien ansonsten auf ein Minimum. Nur Manuellsen lässt "Hyänen" in Trap-Klischees abdriften. Dagegen überzeugt "Himmel, Hölle" mit einem melancholischen Grundton und reflektierten Zeilen des Hauptdarstellers.
Shadow030 lässt sich dennoch nicht in die Kategorie Sprachvirtuose einordnen: "Meine Hood, sie ist rough wie Camora." Ob sich nun "Piraten in der Nachbarschaft" totschlagen oder "Hochhaus-Haie" stechen "wie Wespen", immer wieder sorgen schräge sprachliche Bilder für Irritationen. Im Mittelpunkt stehen ohnehin die mit bärbeißiger Pose vorgetragenen und vom Aufstiegswillen angetriebenen Geschichten aus dem Block.
"Bewege mich mit breiter Brust in einer undankbaren Welt." Wie bei vielen seiner Kollegen existieren für Shadow030 nur wenige Hemmschwellen auf dem Weg nach oben. "Irgendwo, Nirgendwo" und "Himmel, Hölle" zeugen davon, dass es lediglich die Religion vermag, dem Berliner Schranken aufzuerlegen. Dem entsprechend widersprüchlich zu seinen vorangegangenen wettbewerbshungrigen Aussagen fällt es aus, wenn er bemängelt, dass Seelen "geblendet sind von Habgier."
"Wer zusammen mit mir nicht durch die Hölle gehen will, soll begreifen, dass ich ihn in meinem Leben nicht brauch'." Mit den Hijackers weiß er die richtigen Verbündeten auf seiner Seite. Wenn sich Shadow030 die hungrige Angriffslust und den Fleiß bewahrt, übersteht der Rapper mit Sicherheit die natürliche Rap-Auslese: "In jedem Vers steckt Herz und Blut. Keine Zeit, mich auszuruhen."
1 Kommentar
Fand das vorherige Album vom Sound her chillig Guter Mann werde mir das hier mal geben