laut.de-Kritik

An Harmonie und Grazie kaum zu überbieten.

Review von

"Es wäre mir zu einfach, ein weiteres 60s-Soul-Album zu machen, ein Disco-, Reggae- oder ein Afrobeat-Album, wie so viele in den letzten Jahren. Um wirklich etwas Zeitloses entstehen zu lassen, ist es für mich notwendig, aus dem vollen Fundus an Musik zu schöpfen, der sich in den vergangenen 25 Jahren bei mir angesammelt hat: ein Querschnitt durch unzählige Genres und Künstler, die bei mir Spuren hinterlassen haben." Mit diesen Worten beschreibt Thomas 'Shareholder Tom' Berghaus "45 Minutes Out Of 25 Years". Eine gute Ausgangslage. Daptone Records gibt es bereits. Für andere Künstler wird es Zeit, neue Wege einzuschlagen.

Multiinstrumentalist Thomas Berghaus kann fast alles. Nur mit Blasinstrumenten, Congas und mit dem Singen hat er es nicht so. Deswegen übernimmt den Teil an den Mikrofonen wieder ein ganze Reihe Gastsänger. Fjori, Alsion Degbe und Travis Blaque sind von den Vorgängeralben bekannt. Hinzu kommen Jbid Assadurian, und Felix Sittler. Mit Gary Harrison hat der Shareholder bereits bei Family Vision Care zusammen gearbeitet.

Keine 45 Sekunden sind verstrichen, da wirkt sich der Opener "A Change Is Coming" schon auf Gemütslage und Körperrhythmik aus. Lächeln und Mitwippen lassen sich nicht unterbinden, wenn der warme Sound aus Bläsern, tiefem Bass und Congas die Stimme von Gary Harrison begleitet.

In einem tiefer gelegter Jamiroquai-Track mit aufgeklebten Jethro Tull-Spoiler kurvt "Soul Vacation" mit Jbid Assadurian hinterm Lenkrad durch die funkenden Straßen Kölns. Zur Steeldrum rappt Travis Blaque "I've Got To Get Away", eine beschwipste Mischung aus The Pharcyde und dem "Holiday Rap" von MC Miker G & Deejay Sven.

Leider folgen danach mit der Single "World Of The Lonely People" und "My Ever Changing Moods" zwei Cover-Versionen, die man so bringen kann, aber nicht hören braucht. Im Musikfundus zu stöbern ist eine schöne Sache, aber muss dabei solch ein grauseliger Sound zwischen den Blow Monkeys und Wham! zum Vorschein kommen?

In den Händen von Shareholder Tom wird aus "My Ever Changing Moods", im Original von Paul Wellers The Style Council vorgetragen, ein Bossa Nova mit überflüssigem Zuckerguss. Ein schmachtendes Saxophon im Sonnenuntergang ertränkt den Track, bevor er überhaupt beginnt. An der Poolbar sitzen George Michael, Andrew Ridgeley und Thomas Berghaus und nippen an Cocktails mit drolligen Schirmchen. "Club Tropicana, drinks are free / fun and sunshine - there's enough for everyone."

Doch gleich im Anschluss an die Cluburlaubvisionen folgt mit "I'll Never Ever Let You Go" eine ehrliche Portion Reggae-Feeling. Tief, schwitzend und strauchelnd schiebt sich das Brass-Arrangement über den brummenden Basslauf, ohne in Klischees hängen zu bleiben. Gemeinsam mit Sängerin Fjori gelingt hier das Highlight des Longplayers.

Die Produktion des Albums ist an Harmonie und Grazie kaum zu überbieten. Unaufhörlich umschmeichelt behaglicher Live-Sound Ohr und Seele. Leider halten nicht alle Songs das Niveau. Am Ende bleibt trotzdem zu hoffen, dass nicht bald Foodwatch mit seinem goldenen Windbeutel vor der Tür von Shareholder Tom steht: "45 Minutes Out Of 25 Years" ist nur 38 Minuten lang.

Trackliste

  1. 1. A Change Is Coming ft. Gary Harrison
  2. 2. Soul Vacation ft. Jbid Assadurian
  3. 3. Do You Remember ft. Jbid Assadurian
  4. 4. Into The Groove ft. Fijori
  5. 5. I've Got To Get Away ft. Travis Blaque
  6. 6. World Of The Lonely People ft. Felix Sittler
  7. 7. My Ever Changing Moods ft. Alison Degbe
  8. 8. I'll Never Ever Let You Go ft. Fijori
  9. 9. By Your Side ft. Alison Degbe
  10. 10. Careful ft. Jbid Assadurian

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LAUT.DE-PORTRÄT Shareholder Tom

Beruf: Kommunikationsberater, Verleger. Berufung: Musiker, Musikproduzent. Dürre Worte, mit denen Thomas Berghaus gegenüber tighten-up-cologne.de sein …

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