laut.de-Kritik

Partylaune mit großem Ensemble.

Review von

"Augenringe von zwei verpennten Jahren, komm her, ich will dich umarmen": Silbermonds Studioalbum "Auf Auf" war postpandemischer Startschuss, Kampfansage und Neuanfang. Nun folgt die Live-Version des Studioalbums. Die Aufnahmen entstanden Ende September 2023 bei zwei Konzerten im Theater des Westens.

Die Setlist enthält alle Songs des letzten Studioalbums, daneben einige Fan-Favoriten wie "Leichtes Gepäck", "Krieger des Lichts" und "Irgendwas bleibt". Letzteres verliert durch das fortwährende Klatschen des Publikums allerdings seinen ruhigen Balladen-Charakter.

Die Anteile an Leichtigkeit und Schwermut in den Albumtracks von "Auf Auf" halten sich ziemlich die Waage. Der titelgebende Opener eröffnet das Konzert mit einem euphorischen Startschuss. Frontsängerin Stefanie Kloß trägt mit Vorliebe Lederjacke und Kajal, so auch an diesem Abend. Im Gegensatz zu ihrem Rocker-Look lässt sich der Silbermond-Sound jedoch eher als Pop-Schlager bezeichnen.

An besagtem Genre scheiden sich bekanntlich die Geister. Egal, wie man ihren Stil findet, eins muss man Stefanie lassen: Sie beherrscht ihre Stimme wie eine virtuose Instrumentalistin. Jeder Ton sitzt, in jede Strophenzeile legt sie bedeutungsschwere Emotionen. Als der nah am Wasser gebauten Sängerin bei "Zusammen Abschied" die Tränen kommen und ihre Stimme kurz wegbricht, fängt sie sich in Sekundenschnelle wieder.

Die B.Z. berichtete am Tag nach der Performance, dass Kloß bei ihrem Auftritt eine Bronchitis auskurierte. Es bedarf jedoch wirklich sehr guter Ohren, um ein leichtes Kratzen in ihrer Stimme wahrzunehmen. Neben ihrer Gesangstechnik wirkt sie auch im Anmoderieren der Songs routiniert und professionell.

Anders als die sterile Studioaufnahme beginnt die Live-Version des Tracks "Auf Auf" mit einem überraschend groovigen Bongo-Intro von Percussionistin Joannie Labelle. Die Gastmusikerin tritt an diesem Abend als Teil des zehnköpfigen "Silbermond-Ensembles" auf, das die Band eigens für diesen Abend engagierte, darunter Streicher und kraftvolle Backing-Vocals.

In "Genauso", dem finalen Song des Abends, sorgen Silbermond für Partystimmung. Die Fans singen und jubeln laut, Stefanie gibt fast jedem Mitglied des Ensembles einen besonderen Moment im Rampenlicht: Alle Gastmusiker, bis auf den Gitarristen Philip Niessen, geben ein kleines Solo zum Besten.

Zum Boxset gehört neben der CD auch eine DVD und Blu-ray, die Videomitschnitte des Auftritts enthalten. Die gute Laune des Abends lässt sich anhand des Filmmaterials noch besser nachempfinden. Doch auch die Audiotracks lassen erahnen, welche lebendige Dynamik die Band mit ihrem Publikum bei ihren Liveshows kreiert.

Trackliste

  1. 1. Auf Auf
  2. 2. Kleid Aus Hoffnung
  3. 3. Verletzen
  4. 4. Offenes Buch
  5. 5. Lieber Lauf Ich Davon
  6. 6. Hey Ma
  7. 7. Vorbei Ist Vorbei
  8. 8. Sophie
  9. 9. Zusammen Abschied
  10. 10. Nie Wieder Schlafen
  11. 11. Sexy
  12. 12. Wenn's Am Schönsten Ist
  13. 13. Leichtes Gepäck
  14. 14. Durch Die Nacht
  15. 15. Irgendwas Bleibt
  16. 16. Bestes Leben
  17. 17. Krieger Des Lichts
  18. 18. Genauso

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Silbermond – AUF AUF - Live im Theater des Westens (CD) €16,91 €3,00 €19,91
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Silbermond – AUF AUF - Live im Theater des Westens (CD+DVD+BR) €34,18 Frei €37,18

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Silbermond

Mitte des Jahres 2000 sind Johannes und Thomas Stolle (Bass & Gitarre), Andreas Nowak (Schlagzeug) sowie Sängerin Stefanie Kloß auf der Suche nach …

4 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 3 Monaten

    Nicht dass ich mir jetzt plötzlich generische Drecksmusik in echt anhören würde. Aber mir kommt trotzdem die Frage wie eine Laut Redakteurin dafür 3 Sterne zücken kann.

  • Vor 3 Monaten

    "Auf Auf" zeigt nochmal schön, auf welche schönen Dinge wir während der Corona-Zeit verzichten mussten.
    Menschen sind nun mal soziale Wesen,
    dies wird von Silbermond vor allem in den Zeilen "Ich war noch nie so durstig nach Menschen, Freiheit, Nähe" schön herausgearbeitet.
    Als lyrische Gegenspieler getarnt, entpuppen sich insbesondere "Freiheit" und "Nähe" als eigentliche Synonyme.
    Selbiges auch zwischen "umarmen" und "Tanzschuhe aus der Mottentruhe" holen.

    Silbermond arbeiten hier ganz gezielt mit geschickten Gegensätzen, die zunächst eine Distanz suggerieren (von "Umarmen" zur "Mottentruhe"), in Wahrheit jedoch
    die Tiefe des Lebens aufzeigen und einen seichten Sinn offenlegen, den es zu entdecken gilt.

    Ein ausschließlich lebensbejahendes Stück, das nochmal am Ende genau aufzeigt wo die Reise hingehen soll:
    nämlich "auf keinen Fall zurück".
    Verborgen bleibt hingegen, was genau Silbermond mit "aufbrechen" meinen:
    Starre Strukturen "aufbrechen"? Das "Aufbrechen" in die weite Ferne, neues entdecken?
    Es muss ja nicht immer alles eindeutig sein, sondern es ist auch schön, das wissen auch Silbermond, Dinge im Unklaren zu belassen und das Leben auch einfach mal Geschehen lassen, nicht jedes Wort zweimal Umdrehen, sondern einfach auch mal fühlen und fühlen lassen!

  • Vor 3 Monaten

    Am 08.09.24 habe ich Silbermond live in der ausverkauften Strandarena Timmendorfer Strand erlebt. Ich war erstaunt wie rocking die Band den Abend bestritten hat. Es gab natürlich auch die leisen Songs, aber der Unterschied zum Live-Album aus Berlin war ein positiver. Die Setlist war ähnlich. Ich würde wohl zu einem weitern Livekonzert gehen.
    Manche Vorurteile sollten nicht überbewertet werden.