laut.de-Kritik

Die synthetischen Träume des New Yorker Kunst-Pop-Duos.

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In manchen Dingen sind sich die Menschen und ihre Musik sehr ähnlich. Beide können ihr Alter mal besser, mal schlechter verbergen. Während bei alternder Haut die Produkte der Kosmetikindustrie wahre Wunder herbei lügen, unterzieht man nicht mehr ganz taufrische Songs für gewöhnlich einer digitalen Frischzellenkur. "Pouti" von Silicon Soul, kann trotz Baujahr 1981 auf jedes Make-Up verzichten, experimentierte das New Yorker Kunst-Pop-Duo doch bereits vor zwanzig Jahren mit selbst gebastelten Synthesizern, deren Sounds auch heute noch jeder zeitgenössischen Produktion das Wasser reichen können.

Zu Beginn der 80er durchweht die Straßen des New Yorker Stadtteils SoHo der Geist einer kreativen Revolution. Im CBGB's war Punk angestoßen worden. Patti Smith, Lydia Lunch und Suicide gehen bei ZE Records um die Ecke ein und aus. Überall werkeln Künstler in ihren Ateliers an Bildern, Skulpturen, Installationen und wer weiß, was noch. Mitten in diesem kunterbunten Künstlermix sind auch die Sängerin und Tänzerin Olgalyn Jolly und der Soundtüftler K.L. Schafer zu Hause. Silicon Soul nennen sie ihr Projekt, das futuristische Elektrosounds aus Schafers selbstgebasteltem Klangkosmos und Olgalyn Jollys ausdrucksstarke Stimme wunderbar zusammen führt.

Acht Tracks plus der Extended Mix des Clubhits "Who Needs Sleep Tonight?" erblicken jetzt unter dem Banner von Hells Disko B-Label noch einmal das Licht der Welt und blubbern so lebendig synthetisch aus dem Lautsprecher, als seien sie erst vergangene Woche eingespielt worden. Schafer kitzelt aus seinem Gerät Sounds und Geräusche raus, die selbst heute noch unzählige Produzenten zum Träumen bringen. Olgalyn Jollys natürliche Stimme mit ihrer spätestens bei "In Soho" offensichtlich zu Tage tretenden Liebe für französische Chansons erdet die geloopten Visionen Schafers.

Die mutige Engführung von Chanson und Techno, auch wenn dieser Begriff zu Beginn der 80er Jahre noch Zukunftsmusik war, trägt maßgeblich zur Originalität von "Pouti" bei. Derlei Crossover würden sich beim heutigen Genrepurismus nur noch die mutigsten Geister der Musikszene trauen. Und die sind ja bekanntermaßen dünn gesäht.

Trackliste

  1. 1. The Fig
  2. 2. In Soho
  3. 3. Who Needs Sleep Tonight
  4. 4. Pardon Moi
  5. 5. Woman's Work
  6. 6. Every Idiot Knows
  7. 7. California Song
  8. 8. Beat Box Brain
  9. 9. Who Needs Sleep Tonight (Extended Mix)

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