laut.de-Kritik
Zuckersüßer Easy Listening-Jazz, ganz ohne Kitsch.
Review von Kai ButterweckVon Folk und leichtem Jazz getragener Zweisamkeits-Pop überschreitet nur allzu gerne die Grenze zum Kitsch. Gammleng-Preisträgerin Silje Nergaard weiß das.
Schon seit Jahren mischt die Norwegerin ihren Jazz-Wurzeln jede Menge Pop-Anleihen bei: mit Erfolg. Auch auf ihrem neuen Album "Chain Of Days" paart die engelsgleiche Bardin mit der glasklaren Stimme soliden handgemachten Folk und Jazz mit allerlei Zuckersüßem, ohne dabei eine künstlich klebrige Spur zu hinterlassen.
Nergaards Erfolgsrezept: Weniger ist mehr. Was die Skandinavierin aus der Pop-Schatulle kramt, präsentiert sich eher unterschwellig. Die Harmonien setzen sich nicht sofort in den Gehörgängen fest. Es braucht einige Durchläufe, ehe Songs wie der mit leichten Country-Vibes aufgepeppte Opener "Buckle Her Shoe", der Bossa Nova-Kniefall "Lady Charlotte" oder das mit bluesigen Strukturen und Orgel versehene "Two For The Road" ihre Ketten lösen.
Mit tanzbaren Rhythmen und überproduzierten Arrangements aus der Retorte kann Silje Nergaard so rein gar nichts anfangen. Der mit zarten Gitarren, dem einen oder anderen Instrument aus der Klassik-Abteilung und unaufdringlichen Percussions ausgestattete Background steht der kindlichen Stimme der Sängerin eher handzahm zur Seite.
Nergaards lyrische Achterbahnfahrt der Emotionen benötigt keine gepimpte Effekthascherei, um den Hörer davon zu überzeugen, mit wie viel Freud und Leid die verschiedenen Stadien einer Beziehung einher gehen.
Ein Glas Rotwein, eine kuschelige Couch, ein Päckchen Taschentücher und ein zwischen lieblichem Folk, pointiert eingeworfenem Easy Listening-Jazz und klischeebefreitem Pop pendelnder Soundtrack für das Seelenheil: Mehr ist nicht nötig, um am Ende sogar sowohl einen Kurt Elling ("The Dance Floor") als auch einen Morten Harket ("Hunting High And Low") problemlos um den Finger zu wickeln.
1 Kommentar
allein das 0815-cover schaut mir schon nach kitsch aus. aber mit drei sumopunkten kann man fast nie etwas falsch machen