laut.de-Kritik

Gut durchdacht und erstaunlich lebendig.

Review von

Wer an die Simple Minds denkt, meint noch immer zuallererst den Monsterhit "Don't You (Forget About Me)". Doch weshalb alten Zeiten nachtrauern, wenn Jim Kerr, Charlie Burchill und Co. kurz nach dem 30-Jährigen eine erstaunlich lebendige Scheibe hinlegen?

Sicher, New Wave Pop-Touch und eine gewisse Ähnlichkeit zu U2 (etwa bei "Stars Will Lead The Way") bleiben, punktuell denkt man auch an Wayne Hussey. Doch Kerrs in den Vordergrund gemischte Stimme ist voll auf der Höhe.

Musikalisch knüpfen seine Kollegen an die beiden Vorgängeralben an, klingen aber soundtechnisch irgendwie cooler. Gerade Burchills Werk beeindruckt (Kerr betont dessen harte Arbeit für "Graffiti Soul"): ein geschicktes Geflecht aus ausgesuchten Gitarrensounds und atmosphärischen Keyboardkonstruktionen prägt die Platte.

Die Songs sind von vorn bis hinten durchdacht, wirken aber weder besonders kopflastig noch überladen. Mit dem angezerrten "Blood Type O" dürften die Simple Minds gar ihren lässigsten Groove seit Jahren hingelegt haben. Der dunkel mäandernde Opener "Moscow Underground" (sphärischer Soundrahmen und gezähmt experimenteller Schlusspart) gehört gleichfalls zu den starken Tracks.

"Rockets" ist eine perfekte Radiosingle geworden, und Nummern wie "Light Travels", "Kiss And Fly" oder "This Is It" sollten die Fangemeinde überzeugen. Ob man allerdings Neil Youngs Hymne "Rockin' In The Free World" als einzigen Hardrock-Track der Scheibe braucht?

"Graffiti Soul" präsentiert sich als ausgefeilt instrumentierte Poprock-Produktion (Eddie Duffy spielt einen satten Rockbass, der sich technisch zügelnde Mel Gaynor ist eh als Topdrummer bekannt). Musik für den unbeschwerten Radiogenuss - und das ist positiv gemeint.

Trackliste

  1. 1. Moscow Underground
  2. 2. Rockets
  3. 3. Stars Will Lead The Way
  4. 4. Light Travels
  5. 5. Kiss And Fly
  6. 6. Graffiti Soul
  7. 7. Blood Type O
  8. 8. This Is It
  9. 9. Shadows And Light
  10. 10. Rockin' In The Free World

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67 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Herzallerliebst, dass sich die Redaktion um solche Perlen wie das neue Album von Markus Medcock kümmert, einer Neuerscheinung wie dem neuen, sehr guten Album der Simple Minds jedoch keine Beachtung zu schenken scheint.

    Die Deluxe-Edition (Cover-Versionen mehr oder weniger bekannter Songs auf CD 2) kann man sich übrigens mMn getrost sparen...

  • Vor 14 Jahren

    Ich werde mal reinhören. Waren ja in den 80ern einer meiner Superstars. Allerdings kommen mir ihre Platten immer überflüssiger vor. Alles schon gehört. Aber wie gesagt, solides Zeug vermutlich, aber eine Perle? Na ja ich werd ja sehen obwohl der Zweifel überwiegt.

  • Vor 14 Jahren

    Ich war auch sehr skeptisch, aber das Album hat mich voll überzeugt.

  • Vor 14 Jahren

    Alles andere als das, was sie an Songs auf dieses Album gepackt haben, alle möglichen seltsamen Experimente, Selbstfindungs- und / oder so genannte Weiterentwicklungs-Songs wäre gnadenlos nach hinten losgegangen.

    jepp

  • Vor 2 Jahren

    Solides Album. Stars will lead the way: Darauf ein Bier!
    Das man wahrscheinlich auch braucht, wenn man die 65 Beiträge ohne Threads hier lesen will!

  • Vor 7 Monaten

    Das bis heute letzte Album, was für mich als Ganzes funktioniert.

    Zunächst ist die Produktion auf die Live-Band ausgelegt und wirkt nicht so „künstlich“ wie Teile der Nachfolger Alben.

    Nicht jeder Song zündet, dafür einige um so mehr. Moscow Underground ist vielleicht der Track, der auch der Fan der frühen Phase sofort annehmen wird. Stars will lead the way ist zwar nicht innovativ, aber hier passt alles für die Hymne des Albums. Graffiti Soul versprüht eine Sparke in the Rain Anmutung, hier fällt auf dass Jim Kerr in Teilen gesanglich wie früher klingt - also höher und immer etwas außer Atem - was mir persönlich besser gefällt.

    Blood Type O ist dagegen komplett untypisch für diese Band, aber auch sehr gelungen.

    Alles in allem, sehr solide Scheibe auf der die Simple Minds recht frisch klingen und obwohl schon kommerziell ausgerichtet keine Experimente, Ecken und Kanten scheuen.