laut.de-Kritik
Diese Wunden scheinen nicht nur oberflächlicher Natur zu sein.
Review von Alexander CordasDas Warten auf ein musikalisches Lebenszeichen begann im Falle von Skin bereits mit der Auflösung von Skunk Anansie. Die Combo, deren charismatische und energetisch-wütende Frontfrau sie von 1994 bis zum Ende 2001 war, stellte im Vereinigten Königreich ein Unikat dar. Nicht nur, dass sie einen Crossover der obersten Kajüte fabrizierten, zusätzlich hatten sie mit einer schwarzen Frau gleich zwei Randgruppen auf einmal im Line Up, was bis heute keine Nachahmer gefunden hat.
Da Deborah Anne Dyer aka Skin in ihrem alten Job stets die starke und unerschütterliche Shouterin mimen musste, kann die Kehrtwende hin zu gefühlvollen, ruhigen und einfühlsameren Sounds nicht wirklich überraschen. Wer seine eigene musikalische Welt präsentieren will, muss aus gängigen und erwartbaren Mustern ausbrechen, um ein eigenes Profil ausbilden zu können.
Wer Skin letztendlich ihre "Fleshwounds" zugefügt hat, wird ihr Geheimnis bleiben, jedoch scheinen diese nicht nur oberflächlicher Natur zu sein. Sie gibt sowohl textlich als auch instrumentell die zerbrechliche Frau, die trotz des erwähnten Images den Mut hat, sich zu ihren Ängsten und Verletzungen zu bekennen. Fast möchte man sie in die Arme nehmen und ihr gemäß der unsäglichen Nina Ruge "Alles wird gut!" zuzuflüstern.
Jedes der elf Lieder hätte für sich genommen zwar auch auf einem Skunk Anansie-Album Platz gefunden, doch die sanfte Intensität von "Fleshwounds" wäre im Kontext der Ex-Band zu viel des Säuselns. Nur einmal rockt Skin sanft das Haus. In "Listen To Yourself", das dezent an "Lately" vom 99er "Post Orgasmic Chill" erinnert, fordert sie ihr Gegenüber auf, sich endlich am eigenen Schopf aus der Kacke zu ziehen. Das war's dann aber auch schon mit kräftiger Gitarre.
Insgesamt fehlt Skin jedoch auf Albumlänge die eine Komposition, die aus den leisen Tönen heraus sticht. Spätestens ab "I'll Try" werden die Songs etwas zu eintönig, auch wenn sie mit ihrer schönen Stimme immer wieder für Gänsehaut sorgen kann. Komisch auch, dass ausgerechnet der mit Robbies Ex-Songschreiber Guy Chambers entstandene Track "Lost" überhaupt keine Scheibe Emotions-Wurst vom Teller ziehen kann. "Fleshwounds" hat zwar starke Momente, auf die Dauer aber etwas zu viel Gefühlskino auf derselben Schiene.
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