laut.de-Kritik
Es ist nur Rock'n'Roll, aber trotzdem ziemlich cool.
Review von Giuliano BenassiSchon über dreizehn Jahre ist es her, dass "Appetite for Destruction" veröffentlicht wurde. Der Erfolg des über Jahre hinweg meistverkauften Debutalbums kam einerseits von der rauhen, aber doch melodischen Musik, andererseits von dem Haufen schräger Gestalten, die sich Guns n'Roses nannte - fünf Musiker, die mit exzessiven Lebenstil und Ausschweifungen jederzeit für Schlagzeilen sorgten. "Das ist Rock'n'Roll," verkündeten sie der Welt, und die Welt hörte begeistert zu.
Dreizehn Jahre können eine lange Zeit sein, und die scheint für Guns n'Roses endgültig vorbei zu sein. Das 1999 erschienene "Live Era" fand kaum Beachtung, und über das neue Album der Band, die inzwischen nur noch aus dem Sänger Axl Rose besteht, kursieren die wildesten Gerüchte - nur gehört hat es noch niemand, obwohl die Veröffentlichung seit Jahren angekündigt wird.
Nichts für Slash. Von Rose praktisch aus der Band geekelt, hat er seine Kombo Snakepit vom Dachboden geholt, seine Schlangensammlung in Pflege gegeben und eine Platte aufgenommen, die nun mit dem Titel "Ain't life grand" auf den Markt kommt.
Äußerlich hat sich kaum etwas geändert: Die wilden langen Locken hängen immer noch über'm Gesicht, der Zylinder ist an seinem Platz wie die Kippe im Mundwinkel und die Gitarre zwischen den Beinen. Musikalisch gibt es auch nichts Neues zu verkünden: Schon auf dem Opener "Been there lately" kracht und scheppert es gewaltig, und es geht gerade so weiter; der Sänger hört sich ein bisschen an wie Sammy Hagar, und auch sonst könnte man denken, dass die Platte irgendwann in den Achtzigern aufgenommen wurde.
Kein wesentlicher Unterschied zur ersten Snakepit-Platte aus dem Jahre 1995, "It's five o'clock somewhere." Etwas anderes war auch nicht zu erwarten - Slash gehört zu jener Garde Musiker, die zwar immer das Gleiche spielen, dafür aber überzeugend. Die Platte ist erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass seine Musiker aus den hinteren Reihen der West-Coast Heavy-Szene stammen und dass der Major-Vertrag mit Geffen flöten gegangen ist. Es fehlen die Killer-Soli, die Slash zu Guns n'Roses-Zeiten nur so aus den Ärmeln schüttelte, die Energie ist allerdings noch da und man darf sich auf die Livekonzerte freuen, die in Deutschland im Dezember anstehen. Es ist nur Rock'n'Roll, aber trotzdem ziemlich cool.
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