laut.de-Kritik

Dreckiger Wüsten-Rock mit Punk-Attitude aus Kiel.

Review von

Es hätte ja gar nicht der netten, aber bestimmten Aufforderung seitens Frontmann-Asi Jack Letten bedurft, dass man jedem die Fresse polieren würde, der die Platte von Kiels Finest scheiße findet. Erstens kommt der Schreiberling auch aus Kiel und verfügt über ein gewisses Maß an Lokalpatriotismus. Und zweitens rocken Smoke Blow mit ihrem punkigen Stoner Rock einfach derbe das Haus. Doch die dreckigen Zeiten scheinen der Vergangenheit anzugehören. Der selbst ernannte Godfather of Soul und Wikinger-Reinkarnation von Fäkal-Punker G.G. Allin will nämlich mit seiner Band reich werden, um sich endlich eine vernünftige Bude leisten zu können. Ein paar Groupies wären natürlich auch nicht schlecht. Für diese ehrenhaften Ziele wird die gnadenlose Bolzerei des Vorgängers "777 Bloodrock" zurück geschraubt, und Brüllaffe Letten versucht sogar einem Glenn Danzig oder Dave Wyndorf von Monster Magnet Konkurrenz zu machen.

Wer jetzt aber Abnutzungserscheinungen bei Smoke Blow vermutet, liegt völlig falsch. Zwar erinnert der Sound zu meist an den guten alten 70er Rock von Hawkwind, doch die schweißtreibende Intensität früherer Tage haben sich Smoke Blow bewahrt. Wenn sich beim Opener "Dschingis" Monster Magnet mit The Almighty paaren, findet man sich im Cadillac cruisend auf der staubigen A7 wieder. Bei "White Powder" springt dir plötzlich eine dreckig-rockende Danzig-Version um die Ohren, die den Meister glatt vergessen lässt. Absoluter Höhepunkt ist jedoch das wahnwitzige "Thermometer Voice". Der Song beginnt mit Neunziger Hardcore à la ABC Diabolo und schockt im Refrain mit einer Old School-Computerstimme. Um dem Ganzen jetzt die Krone aufzusetzen, wird zum Schluss gerockt, was das Zeug hält. Grandios.

Einziges kleines Manko der Scheibe ist die Produktion von Ulf Nagel, denn die hätte durchaus etwas druckvoller sein können. Besonders das Schlagzeug geht in den Gitarrenwänden ein wenig unter. Das kenne ich von ihnen schon besser, Herr Nagel. Doch das sind Peanuts, die die Vergabe der Höchstnote nicht beeinflussen. Denn neben Smoke Blow und den Hardcore-Thrashern von Bonehouse hat eben keine der zahlreichen und talentierten Kieler Bands den Sprung ins überregionale Geschäft gepackt. Außerdem konnte ich schon die ungeheure Liveshow von Smoke Blow bewundern. Auf der Bühne legen die Jungs nämlich in Sachen Rotzigkeit noch 1-2 Schippen drauf.

Trackliste

  1. 1. Dschingis
  2. 2. White Powder (Black Smoke)
  3. 3. Outta Jail
  4. 4. TV Show
  5. 5. Sweetwater
  6. 6. Thermometer Voice
  7. 7. Commander Of Doom
  8. 8. Mexico
  9. 9. Invisible Boy
  10. 10. Damaged
  11. 11. Getting Over
  12. 12. Bruce Lee Coverband (The Great Commercial Fuck-Up)

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LAUT.DE-PORTRÄT Smoke Blow

Jack Letten (Gesang), Greif Hellhammer (Bass), Kentucky (Gitarre), Fabrizio (Drums) und Gerrard the J.R. (Gitarre) aus Schleswig-Holstein bilden Smoke …

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