laut.de-Kritik
You say you bite? Well, I bite back.
Review von Dani FrommAuf Snoop Doggs Alben der vergangenen Jahre stehen Freude und Leid so nahe beieinander, das ist schon kein Engtanz mehr. Jeden Glücksgriff erkaufte man sich mit mühsamen Durchpflügen der drei- bis vierfachen Menge mäßig spannenden Füllmaterials. Obwohl die Trackliste von um die 20 auf übersichtliche 14 Nummern eingedampft wurde, setzt "Malice N Wonderland" diese unschöne Tradition ungebrochen fort.
Snoops ursprünglich kommunizierter Plan, er wolle sich wieder stärker in klassisch-bissigen Gangster-Gefilden bewegen - er muss ihm irgendwo abhanden gekommen sein. Dabei gestaltet sich der Einstieg, lässt man das vermutlich überbordendem Vaterstolz geschuldete "Intro" großzügig unter den Tisch fallen, gar nicht übel.
Scoop DeVille bedient sich für seinen träge vorwärts schiebenden Beat zu "I Wanna Rock" eines Samples aus dem mittlerweile getrost als altehrwürdig einzustufenden Rob Base-Klassiker "It Takes Two". Der übertriebenen "Snooooooooop Dooooooooooog"-Chöre und des beständigen "Hey! Hey!-Gebrülls hätte es jedoch nicht bedurft, um klarzustellen, wer hier die Fäden in der Hand hält. "You say you bite? Well. I bite back."
"You know who I am", heißt es an anderer Stelle. "I'm the motherfuckin' dogg." So fies, so verschlagen, so lässig und gleichzeitig so verführerisch rappt kein Zweiter. Gerade das Verführerische wächst sich allerdings auch diesmal wieder zum Pferdefuß aus.
Es scheint, als sei hier einmal mehr jemand dem weit verbreiteten Aberglauben erlegen, Musik for the ladies müsse zwingend schmalztriefende R'n'B-Versatzstücke auffahren. Wohl zur Untermalung von "huggin' and touchin' and all this shit". Alter!
Jeder Dame, die Eier hat, ist ein knackiges "2 Minute Warning", das vom Durchladen bis - "fuck this rapshit! - zum finalen Schuss den gesteckten 120-Sekunden-Rahmen noch nicht einmal ausschöpfen muss, doch dreitausendmal lieber als ein irreführend "Special" betiteltes Stück Sülze, an dem nichts aber auch gar nichts speziell ist.
Ein in "1800" in allerbester Crunk-Manier abwechselnd "What?!" und "Hey!" grölender Lil Jon rockt einen aus der Versenkung ausgegrabenen R. Kelly, der austauschbarer als in "Pimpin' Ain't EZ" kaum klingen könnte, mühelos in Grund und Boden.
Wenn es denn schon unbedingt Gesang sein muss, dann doch bitte nicht endlos wiedergekäuter Vokalknödelbrei, wie ihn Brandy in Komplizenschaft mit Pharrell Williams anrührt. Gut, dass vorher der "last call for alcohol" ausgerufen wurde.
Nüchtern ließe sich "Special" so wenig verdauen wie The-Dreams doppelter Ausfall in "Gangsta Luv" und "Luv Drunk". Weit interessanter, mit Dancehall-Attitüde gewürzt, präsentiert sich Jazmin Sullivan in "Different Languages".
Soulja Boy dagegen gehörte eigentlich mitsamt dem Beat zu "Pronto" verboten. "I don't freestyle 'cause my style ain't free." Eher limitiert, sehe ich genauso. Was B Don dazu trieb, eine derart schauderhafte Chimäre aus Captain Future-Sounds und einer Melodie, die dem Repertoire eines Straßenmusik-Panflöten-Ensembles zu entstammen scheint, zu züchten ... Ich möchte es gar nicht genau wissen.
Dieser Scheußlichkeit stehen dann wieder produktionstechnisch gelungene Würfe gegenüber. Danja zimmert ein wuchtiges Stück Dirty South, das auf Dauer zwar ein wenig eintönig gerät, die katzenhaft schleichende Darbietung eines an Eigenständigkeit schwer einzuholenden Emcees jedoch bestens unterstreicht. "Will you say my name?", screwt es sich durch "That's Tha Homie".
Ist das noch notwendig? Ein anderer traute sich ohnehin doch gar nicht erst, den bösartigen 80er Jahre-Stier so bei den Hörnern zu nehmen, wie in "Secrets" vorgeführt - und machte, falls doch, garantiert eine erbärmliche Figur dabei. Nein, Berührungsängste liegen Snoop Dogg völlig fern. Das lässt seinen Output so durchwachsen erscheinen, so anstrengend, zuweilen so gruselig. Jedoch eines nie: langweilig.
160 Kommentare mit 20 Antworten
tzehe cant stop wont stop is gut XD
Geile Stimme, aber immer nur einzelne Tracks erträglich, insgesamt is das Produkt "Deso Dogg" halt nich ganz schlüssig.
ist schon n hartes leben da in kreuzberg
was hat ein Deso Dogg Thread unter einer Snoop Dogg Review zu suchen??
3.0 is killing me
a journey into the mind of lauti
Dieser Thread ist das bisher Beste, das ich hier auf Laut lesen durfte
"Naja, damals gab es keine Playstation und Co, man lebte den ganzen Tag auf der Straße und machte dies und das. Bei uns war es skaten und jungeln (Art von Dice-Game mit Münzen) und Leute um 30 Pfennig zum telefonieren anschnoren (bei 1,80 gabs dann nen Cheeseburger bei Mäcces), oder hier und da was stibitzen. Um uns herum gab es 3 Türken-Gangs, eine Nazi-Gang, eine Horde marodierende Franzosen und zwei verfeindete Ted-Gangs. So wars halt. Skater waren damals allerdings eher die neutrale Fraktion, weil dann doch aus jeder Gang hier und da auch einer Rollbrett fuhr, außer für die Nazis keine Feindbilder halt - eher im Gegenteil, wir haben uns mit allen recht gut verstanden, die Türken-Gangs haben uns damals, als wir noch zu jung waren, immer Bier gekauft (für einen kleinen Anteil) und ansonsten da rumgehangen, wo wir auch rumhingen. Damals war jeder der nicht vom Land kam in einer Gang oder war irgendwas (Ted, Skater, etc).
Schöne Zeiten waren das. Ach so, Ghetto war das nicht, aber die Jugend war halt so."
Das ist vermutlich der beste Post, der jemals auf laut.de verfasst wurde und bis heute begründet sich der legendäre Street-Status von lauti zu großen Teilen auf diesem Post.
Genau das
Ist auch so schön bildhaft...kann mir richtig vorstellen, wie lauti in den Skreetz vor Nazis auf dem Skateboard flieht, nur um dann direkt in die Arme der marodierenden Franzosen zu düsen. Dann kommen seine Brudingos von Türkengang 1 und versohlen den Skins und den Franzosen den Arsch, weil lauti ein guter Weed- und Dönerkunde ist.
Kiffen erst mit 28, herje, wie oft bitte noch?!
Dann eben, weil er immer mit Murat und Emre am "jungeln" ist.
Gangmember lauti...es ist einfach großartig, ich feier diesen Post wirklich sehr.
... wir hatten ja nix.
Life's struggle in tha streets of Bobinn
Geil
Wie zur Hölle kommt man überhaupt von Snoop Dogg auf Deso Dogg?
Klar, selber 'Nachname', aber sonst...wtf?
Habe ich auch nicht verstanden...
Ist halt bei der Transformation von laut.de von einem nicen Board hin zu einer Plattform voller alecxanders, Meuris und Giovaniis in die Binsen gegangen.
@MännIn, stinkender Fischkopf: Dieser Post erklärt doch eindrucksvoll, wieso ihr im realen Leben in jeglicher Hinsicht so kläglich gescheitert seid...
Du kleine, knuffige attention whore :-*