laut.de-Kritik
Zu wenig Musik, zu viel Gehabe.
Review von Kai ButterweckKeiner weiß, ob die verzweifelten Stimmen aus dem eigenen Fan-Lager einfach zu laut wurden, ob kleineren Konzerthallen und der eher mäßige kommerzielle Erfolg des letzten Studioalbums "ElyZion" zum Nachdenken anregten, oder ob die kreativen Lücken einfach nicht gefüllt werden konnten. Fakt ist: Nach gerade mal zwei Jahren Auszeit ist Xavier Naidoo wieder ein "aktiver" Sohn Mannheims. Auch der ebenfalls bereits verabschiedete Ur-Keyboarder der Band, Michael Herberger, kehrt anno 2015 in den Schoss der Mannheimer Bruderschaft zurück.
Die Erwartungen sind dementsprechend hoch; feierte die Band doch mit ihren beiden Aushängeschildern die größten Erfolge. Doch man will es erst einmal langsam angehen lassen. Bisher sind nur einige Live-Dates mit Naidoo und Herberger bestätigt. Ob und wann sich die wiedervereinte Gemeinschaft für einen längeren Studioaufenthalt entscheiden wird, steht noch in den Sternen.
Wie das dann klingen könnte, erfahren die Fans der Söhne Mannheims allerdings schon im Hier und Jetzt. Für ihre Jubiläums-Retrospektive namens "Evoluzion", auf der die Band zwölf ihrer größten Hits auf dem Silbertablett serviert, hat man nämlich schon kurzzeitig in den Wettkampfmodus geschaltet. Mit "Was Ist Geblieben" und "Rosenblätter" schickt die Band neben Altbekanntem auch noch zwei neue Songs mit ins Rennen.
Was bringen die beiden Zukunftsboten? "Was Ist Geblieben" präsentiert sich zunächst als eine eher müde vor sich hin klimpernde Halbballade mit gewohnt pathetischem Aufguss und einem Naidoo an vorderster Front, der sich in punkto Leidenschaft und Feuer nicht gerade die Beine ausreißt. Auch die Gesangseinwürfe der Herren Klimas, Oac und Sanz hauen den Hörer nicht vom Hocker. Die mit gewöhnlichen Elektro-Rhythmen unterlegte Was-war-gestern-was-ist-heute-Fragerunde schüttet nur noch mehr Wasser auf die Mühlen der SM-Gegnerschaft. Zu wenig Musik, zu viel Gehabe. Es hakt mal wieder an der fehlenden Balance.
Mit "Rosenblätter" legen die Musiker sogar noch eine Schippe drauf. Nach knapp vier Minuten fragt man sich eigentlich nur noch, wozu die Band mehr als ein Dutzend Mitglieder braucht? Bis auf einen undifferenziert wummernden Bass, ein paar eingestreute Bläser und dem einen oder anderen versteckten Gitarrensolo schält sich nämlich nur Anorganisches aus den Boxen. Naidoos zweisprachig vorgetragener Kniefall vor blumigen Ketten und leuchtenden Edelsteinen wird eingebettet in ein elektronisches Synthie-Konstrukt, das am Ende nur eins hinterlässt: Kopfschmerzen. So bereitet die vermeintliche Neuausrichtung mit alten Gesichtern eher Sorgen, als dass sie Vorfreude schürt.
5 Kommentare mit 6 Antworten
Die Band braucht kein Mensch
word.
Die Tracklist könnte auch von Helene Fischer oder Udo Jürgens sein
Da besteht ja auch ansonsten kaum ein Unterschied. Lediglich das Brechreiz-Level ist spätestens seit dem hidden track auf dem XAVAS-Machwerk bei mir deutlich höher, was Dr. Ton anbetrifft.
wortspiele mit zion sind so 90er
Solange die Live-Alben nicht "Expedizion" oder "Spedizion" heißen, geht noch was ...
Gruß
Skywise
Und demnächst dann die SM-Solo-Compilation "Masturbazion".
Kurz mal nachgeguckt: Seit vorletztem März hat der Typ (mindestens) sieben Alben rausgebracht - das ist eines alle dreieinhalb Monate!
Der Xer scheint das mit den 3 Milliarden für Mannheim ernstzunehmen ...
yep, es ist einfach zuviel Musik und zu wenig Qualität, bzw. Abgrenzung von einem Lied zum anderen ,.. vieles hört sich absolut gleich an.
Ich glaub, das sind Nazis.
Ehrenwerte Bürger des Reiches, Bruder Morpho.