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Mit:
Datum: 24. April 2002
Location: Babylon
München
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Retrospektive Nabelschau mit wohlvertrauten Elektrogrooves.

Review von Daniel Straub

Im letzten Jahr gabs mit den ersten Konzerten der Soft Cell Reunion Tour bereits so etwas wie den Appetizer. In diesem Jahr nun präsentieren Marc Almond und Dave Ball das dazugehörige Hauptgericht ihren darbenden Fans. Und die scheint das lange Warten ganz schön mitgenommen zu haben. Schütterer Haaransatz und die ersten tiefen Falten im Gesicht des Publikums lassen einen die entbehrungsreichen Jahre des Wartens nur erahnen.

Erstaunlich gut gehalten haben sich hingegen die beiden Protagonisten Dave Ball und Marc Almond. Ball wirkt auch ohne fiesen Schnurrbart à la "Bedsitter" recht jugendlich und Almond mit blondiertem Haarschopf macht einen beinahe vergessen, daß Soft Cell auch schon vor 20 Jahren auf der Bühne standen. Doch die Reunion Tour erweist sich nicht als rein retrospektive Nabelschau. Klar gibts zum Warmwerden erstmal die wohlvertrauten Elektrogrooves von "Memorabilia" und gleich danach einen Monster-Extended-Mix von "The Art Of Falling Apart", der sich so auf keinem Release findet. Bei aller Liebe zu den alten Tracks fehlt bei Dave Ball und Marc Almond der Blick in die Zukunft nicht. "Somebody, Somewhere, Sometime" und "Divided Soul" zeigen, dass auch die neuen Soft Cell-Songs das Publikum für sich einnehmen können.

Erstaunlich hingegen, wie schwach auf der Brust sich das Münchner Publikum präsentiert, wenn es darum geht, aus sich heraus zu gehen, sich in Konzertstimmung zu bringen. Da steht ein freudestrahlender Marc Almond am Bühnenrand und streckt das Mikrofon in Richtung erste Reihe. Doch statt einem nicht endenwollenden, inbrünstig mitgesungenen "Dancing, laughing, drinking, loving" zieht sich die Mehrheit des Publikums lieber in die klassische Rezipientenrolle zurück, ganz nach dem Motto: zuhören reicht! Schade eigentlich.

Gut nur, dass sowas einen Dave Ball oder Marc Almond nicht anficht. Schließlich haben die beiden ja noch einige Hits im Gepäck, die dann auch wie erwartet zünden. "Tainted Love/Where Did Our Love Go" rockt erfahrungsgemäß jede Party und als Marc Almond zum Schluss "Isn't it nice, sugar and spice, luring disco dollies to a life of vice" zum Besten gibt, ließen sich die Besucher im Babylon dann doch noch als Background-Chor einspannen.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Soft Cell

Vier Jahre nur hielten es die beiden Kunststudenten Marc Almond und Dave Ball zusammen aus, bevor das Duo beschloss, fortan wieder getrennte Wege zu gehen.