laut.de-Kritik

Die talentierten Geschwister der Shout Out Louds.

Review von

Rund drei Jahre sind vergangen seit dem letzten Album des schwedischen Duos Solander. Die beiden tourten in der Zeit durch Europa und die USA und schmiedeten Pläne für ihre dritte Platte. Befassen sollte sich "Monochromatic Memories" mit der Natur. Doch trauriger Weise zieht sich noch ein anderes Thema durch die Titel: Die beiden verarbeiten in den Liedern Verlust und Trauer nach dem Tod einer geliebten Person.

Von Hoffnungslosigkeit oder Depression sind die zehn Folk-Stücke aber weit entfernt. Eine melancholische, nachdenkliche, manchmal bedrückende Grundstimmung spürt man das ganze Album über, doch der eine oder andere ermunternde Hoffnungsschimmer fehlt nicht.

Instrumental agieren Fredrik Karlsson und Anja Linna auf "Monochromatic Memories" sehr reduziert. Karlssons klare, an Adam Olenius (Shout Out Louds) erinnernde Stimme übernimmt oft den auffälligsten Part in den Arrangements. Das bedeutet jedoch nicht, dass musikalisch wenig passiert. Gitarre, Banjo, Cello, Synthesizer, Klavier; die beiden zaubern mit diversen Mitteln berührende Klangkulissen.

Der Opener "The Woods Are Gone" baut sich mit gedämpftem Cello, tiefen Saitenanschlägen und unterschwellig nervösem Drum-Spiel zu einem Höhepunkt des Albums auf, dem noch weitere folgen. "Monday Afternoon" bricht beispielsweise mit dem getragenen Tempo vom Beginn, geht stärker in Richtung Folk-Pop. Gitarre und Streicher treiben nach vorne, Karlssons Stimme überschlägt sich. Der Tempowechsel schadet der Platte nicht im Geringsten, sondern ist Beleg für Solanders Kunst, ein homogenes Gesamtbild zu schaffen, ohne die immer selbe Idee zu wiederholen.

Allgemein wechselt das Duo aus Malmö häufig von ruhigen zu beschwingten Passagen und wieder zurück. So ziehen sie für "Social Scene" die Geschwindigkeit kräftig an, lassen Synthies wild herumspringen und erinnern hier mehr als an jeder anderen Stelle textlich wie auch musikalisch an die Shout Out Louds. Ein Makel ist das nicht und einen nostalgischen Rückblick auf jugendliche Nachtschwärmereien gibts dazu: "Arriving an hour too late, the party is over / She's calling up her best friend Jen and head downtown / Waving her fake ID, oh yes, I belong here".

In Songs wie "Preludium" hingegen ist die Traurigkeit der Musiker in jeder Note spürbar. Karlssons schmerzliche Lyrics unterlegen nur sanfte Gitarren-Anschläge und drückende Chorgesänge im Hintergrund. Der letzte Track "Lighthouse" vermischt beides: dumpfe, schwere Streicher treffen auf treibende Percussions und erzeugen einen dramatischen Strudel, der den Hörer noch einmal tief in die melancholische Schönheit der Platte hinabreißt.

Mit "Monochromatic Memories" gelingt Solander etwas, was nicht viele können: Folk-Melodien, die sich der bloßen Nachahmung von Idolen entziehen. Dank der modernen Produktion von Christian Gabel (u.a. Ane Brun) setzen sie diese zeitlos, aber nicht altbacken um. Sollte der Winter doch noch kommen, ist man mit dieser Platte bestens gewappnet.

Trackliste

  1. 1. The Woods Are Gone
  2. 2. All Opportunities
  3. 3. Monday Afternoon
  4. 4. Preludium
  5. 5. Black Rug
  6. 6. Hey Wolf
  7. 7. Social Scene
  8. 8. London Marbles
  9. 9. Monochromatic Memories
  10. 10. Lighthouse

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