laut.de-Kritik

Ein Stück thrashige Musikphilosophie.

Review von

Dass Soulfly die Masse rocken können, zeigt eine Umfrage zum With Full Force–Festival. Im Ranking zu "Welche Bands wollt ihr 2004?" landeten sie auf Platz Zwei - hinter den Metal-Heroen schlechthin (Slayer, natürlich). Rechtzeitig zur neuen Festival-Saison liefern die Wahl-Amerikaner mit ihrer neuen Scheibe "Prophecy" ein Stück thrashiger Musikphilosophie ab, das vor Abwechslung nur so strotzt. Auch wenn dadurch die gewohnte Härte streckenweise flöten geht.

Bandboss und spiritueller Führer Max Cavalera bleibt seinem Motto "neue Platte = neues Line-Up" treu. Die breiten und druckvollen Riffs liefert diesmal Marc Rizo (Ex-Ill Nino), während sich Bobby Burns (Ex-Primmer 55) mit Gastmusiker David Ellefson (früher Megadeth) die Bass-Sektion teilt. Hinter den Drums sitzt High Speed-Groover Joe Nunez, der schon beim Album "Primitive" die Felle bearbeitete. Für die obligatorische Tribal-Perkussion zeichnet Meia Noite verantwortlich.

Über allem thront Maxens brachiales Stimmchen, das diesmal nicht ganz so eintönig daher kommt. Produziert hat er selbst, gemixt wurde das vierte Studioalbum von keinem Geringeren als Terry Date (Deftones, Pantera und White Zombie).

Der Opener "Prophecy" läutet mit sirenenartigen Gitarreneffekten jene markanten und schnellen Riffs ein, die die nachfolgenden Stücke dominieren. Die Gitarren sind klar und ohne viel technisches Geschnörkel aufgenommen. Cavaleras Crowls flowen darüber eisenhart. Etwa nach der Hälfte der Platte wendet sich das thrashige Musizierblatt. In "I Believe" rezitiert Max nach mörderischem Gitarrensound mit ruhiger Stimme und von weiblichem Chorus unterlegt. Mit melodischem und sehr ruhigem Gitarrengeklimper klingt die Nummer aus.

Die serbische Band Eyesburn spielte Cavalera das Reggae/Metal–Experiment "Moses" ein. Danach folgt einer der besten Tracks, "Born Again Anarchist". Mit Löwengebrüll und bassigen Sounds lädt er regelrecht zum Schütteln des Haupthaares ein. Flamenco-Gitarren ertönen plötzlich bei "Porrada", werden von Metal-Elementen abgelöst, die dann in Samba-Perkussion entschwinden.

Mit dem ordentlich groovenden "In The Meantime" erweisen Soulfly den Hardcore-Trendsettern Helmet ihre Referenz. Cavalera lässt das Cover orientalisch ausklingen. "Soulfly IV" beruhigt anschließend durch chillige Sounds mit Sitar- und Flamenco-Klängen.

Beim letzten Song kommt das Organ des Frontmanns nicht mehr zum Einsatz. "Wings" besticht durch souligen Frauengesang und mit einem wahrlich überraschenden Ende: Marschmusik. Auf "Prophecy" frönen Soulfly wieder ihrem alles andere als puristischen Metal-Style. Cavaleras dazu passendes Statement "Who needs rules to make music?" kann man sich im Mai auch live zu Gemüte führen.

Trackliste

  1. 1. Prophecy
  2. 2. Living Sacrifice
  3. 3. Execution Style
  4. 4. Defeat U
  5. 5. Mars
  6. 6. I Believe
  7. 7. Moses
  8. 8. Born Again Anarchist
  9. 9. Porrada
  10. 10. Soulfly IV
  11. 11. In The Meantime
  12. 12. Wings

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8 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Da geh ich heut mal eben in den Müller, und was liegt da? Die im RockHard bejubelte neue
    Soulfly-Scheibe, 3 Tage früher als gedacht!

    Die ersten 3 Alben mag ich nicht sonderlich, aber reinhören kann ja nicht schaden, dachte ich mir.

    Nach 2 mal Anhören behaupte ich, die bislang beste Metal-Scheibe des Jahres gehört zu haben. In die Ecke, Glorious Burden, Prey, Probot - Ihr seid überboten!

    Seit Chaos AD fand ich Brüllmetal nicht mehr so geil...

  • Vor 20 Jahren

    :-O Wie schon 3 tage früher :( Naja ich hab sie ja jetzt auch :) Wirklich eine super Platte ich find Prophecy ist das beste Soulfly album bisher! Erst wird so richtig schön geknüppelt bis es mit mars und i believe schon abwechslungsreicher wird.... und "moses" ist ja auch mal genial ;)

  • Vor 20 Jahren

    Erster Eindruck: Sehr sehr nett. Perfekt getroffende Balance zwischen allen Elementen. Muss es noch öfter hören, scheint aber auch mit Weiterentwicklung und so voll dabei zu sein.