laut.de-Kritik
Zwischen Kontemplation und punktgenauer Explosion.
Review von Eberhard DoblerSchauspieler Michael Douglas hatte es sicher nicht leicht, aus dem Schatten seines Vaters Kirk zu treten. In gewisser Weise lässt sich diese Problematik auf das Erbe der Post-Hardcore/Nu Irgendwas-Band At The Drive-In übertragen, die viele mit nur einem Album in heftigste Rauschzustände versetzte. Der Unterschied: Papa hat diesmal zwei Kinder gezeugt, und die Muckerpolizei gönnt allein den "progressiven" The Mars Volta den Erfolg. Der andere Sprössling Sparta wird als schmalbrüstig geduldet- eine ziemlich verzerrte Sicht der Dinge.
Empfehlen sich Sparta doch mit so dynamischem wie persönlichem Songwriting, das jeden zweiten NME-Hype zum Normalo-Pop schrumpfen lässt. Hier gehen Komplexität und Einfachheit fast unmerkbar Hand in Hand - seit jeher ein, wenn nicht das Indiz für musikalisch hochwertiges Liedgut. Im Falle der Texaner natürlich in recht harter Variante. Speziell gestimmte, teils ruppig verzerrte Gitarren packen den Hörer fast physisch. Kein Wunder, spielten Sparta ihre Platte doch größtenteils live ein.
"Guns Of Memorial Park" eröffnet vital und mit unwiderstehlichen Halftime-Sequenzen. "Hiss The Villain" zeigt wie erwachsener Post-Hardcore/Alternative auch klingen kann - mit heulendem Rocksolo und Streichern. Das starke "While Oceana Sleeps" und "Lines In Sand" wachsen dagegen zu wunderbarer melancholischer Größe an. Neben dezenten Computer-Loops und einigen erneut an The Cure angelehnten Klängen, überrascht "P.O.M.E." dann als freakiges Drum-Interlude.
"Porcelain" zeichnet sich durch melodisch/harmonisch ausgefeilte, teils vertrackte Arrangements aus und kommt doch aus dem Bauch. Zudem verbraten Sänger/Gitarrist/Keyboarder Jim Ward, Drummer Tony Hajjar, Gitarrist Paul Hinojos und Basser Matt Miller in jedem Song so viele Ideen, dass sie trotz Spartas stilistisch relativ eindeutiger Ausrichtung nie eintönig klingen.
Zwischen Kontemplation und punktgenauer Explosion präsentieren sich Sparta auf ihrem neuen Longplayer erwartet souverän. Zwei Platten ("The Wiretap Scars", 2002) voller Material für unvergessliche Konzerte: Das ist Rock'n'Roll. Bei US-Collegeradios ist Sparta derzeit die beliebteste Band. Manchmal setzt sich der gesunde Menschenverstand noch durch.
19 Kommentare
Wenn die nur halb so gut is wie die erste, lohnt sich der Kauf meiner Meinung nach schon.
Hab die neue leider noch nicht gehört, werd ich aber bald nachholen.
M, hört sich ja gut an. Hab mir die CD gleich mal bestellt, ich hoffe die kommt dann jetzt auch bald.
Mich wundert ein wenig, dass sich sonst niemand zu der CD äußert. Interessierts sonst keinen, oder seid ihr so mit hören beschäftigt??
is schon gut
aber wirft irgendwie net um, im gegensatz zur alten
Zitat (« Sandman schrieb:
Und vor allem nicht das Niveau des Vorgängers. »):
*ebenfalls unterschreib*
tja, da muss ich ma ne Lanze brechen für die Band / das Album: Mir gefällt Sparta um einiges besser als ATDI oder TMV, wobei die mir einfach nicht so liegen.
Hm, jedem das seine :
Trotzdem war das erste Sparta-Album ein (gelungener) ATDI-Ripoff und das zweite hoffentlich ein Schritt aus der Suche nach der eigenen Identität, während TMV ganz simpel die Kreativ-Abteilung von ATDI ist, und dementsprechend die avantgardistischen Elemente der Drive-Inner perfektioniert.