laut.de-Kritik
Der Stimme von Jana Pallaske kann man leicht verfallen ...
Review von Sara KäferSo schnell kanns vorbei sein: das zweite Album der Berliner Band Spitting Off Tall Buildings wird auch ihr letztes sein. Laut Labelinfo haben die vier Jungs und Sängerin Jana zu viel Herzblut in ihre Band und ihre Platte gesteckt. Dafür soll "Good Night And Good Luck" die ganze Seele der Musiker enthalten.
Dieses Mal bestand das Herzblut aber nicht darin, eine Punkplatte zu machen, auf der die Musiker auf ihre Instrumente eindreschen und der Sänger mehr rotzt und brüllt als singt. Das verwundert ein bisschen, da SOTB mit dem legendären Knöpfchendreher Steve Albini zusammenarbeiteten. Er ist für einige der prägendsten Platten der Indie-Szene verantwortlich.
"Good Night and Good Luck" kracht dagegen nur selten. SOTB scheinen dagegen etwas erwachsener und ruhiger geworden zu sein. Die Songs klingen insgesamt hymnenartig, aber schnörkellos. Ein gutes Beispiel hierfür ist "Heart Beats".
In "What They Say" singt Jana die Refrains mit einer wütenden Stimme, die Strophen spricht sie mehr, als dass sie singt. Sie erzählt die Geschichte des Liedes fast schreiend. Das nächste Highlight folgt direkt im Anschluss: "You and Me", ein Duett des Band-Paares Jana und Paule.
Der Stimme von Jana kann man leicht verfallen, denn sie ist einerseits so rotzig und zornig, andererseits wieder lieblich. Besonders kommt das in "Trade" zu Tage. Da säuselt Jana zuerst ganz leise im Hintergrund, hebt ihr Organ dann, um einen melodischen Refrain zu singen. Doch ihre Stimme dominiert Gott sei dank nicht die ganze Platte und lässt den Musikern genug Platz, sich zu entfalten.
Nicht jeder Track ist ein Hit. So kommt das bassdominierte "Out Of Breath" nicht so wirklich zum Punkt und plätschert nur vor sich hin. Auch "Burnt Into My Soul" brennt sich nicht nachhaltig in die Seele.
"Good Night And Good Luck" ist eine gute Rockplatte mit ein paar eingängigen Songs und einer abwechslungsreich singenden Pallaske, jedoch nicht sonderlich herausfordernd. Die Seele, die die Band in das Album gesteckt hat, spürt man deutlich. Sie ist traurig, melancholisch und sehnsüchtig.
Der perfekte Soundtrack für einen verregneten Nachmittag, an dem man nur aus dem Fenster starrt und die Welt grau und klein erscheint. In so einem Moment kann man "Good Night And Good Luck" einlegen und sich ganz seiner Stimmung hingeben.
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