laut.de-Kritik
Hip Hop-Handwerk auf wahrhaft hohem Niveau.
Review von Dani FrommEins Zwo besangen einstmals die schönen Tage, "als man noch Zeit zum Feiern fand und der DJ vor dem MC auf dem Flyer stand". Teamwork hin oder her, die Erstnennung des Plattendrehers erweist sich im vorliegenden Fall als absolut berechtigt. Gäbe es nur einen Spot, um die Bühne zu beleuchten, er müsste unverwandt auf den DJ gerichtet sein. Static zelebriert Handwerkskunst auf wahrhaft hohem Niveau und zeigt von Anfang an, wo der Hammer hängt.
Die beiden Herren aus Dänemark setzen allerdings - in der Tradition bewährter Gespanne wie Guru und DJ Premier oder Eric B und Rakim - auf die Schlagkraft der Kombination ein DJ / ein MC. Dagegen ist nichts einzuwenden, zumal Nat Ill seine Sache am Mikrofon überaus ordentlich macht. Besonders an Stellen, an denen ihm mächtige Soundwände entgegen gestellt werden, gegen die er anrennen kann, trumpft er auf. Nat Ill braucht einen starken Konterpart - in "The Real" oder dem ihm auf den Leib geschneiderten "The Fury Of Nat" gefällt er mir ganz ausgezeichnet.
Schwäche kann man Nat Ill nicht vorwerfen, wohl aber eine gewisse Eintönigkeit im Flow. Das, das er beherrscht, beherrscht er gut. Etwas Abwechslung würde dennoch nicht schaden - ein Manko, das durch die starken Featureparts ein wenig abgemildert wird. Die leiernden Zeilen Pacewons ("Put It Down"), Promoes gewohnt wortgewaltige Explosionen ("GetUpGetOut!), Slug und Blueprint in "First High" oder ein von geradezu absurden Orgelklängen begleiteter Abdominal ("Wanna Copy?") lockern die Rap-Performance doch merklich auf.
Star der Show ist unbestritten Static, der zum einen mit seinen Produktionen den klassischen New Yorker Boom Bap-Sound wieder aufleben lässt. Musikalisch fühle ich mich gelegentlich zu Looptroop ("First High"), viel häufiger dagegen zu Klassikern im Stil von Jurassic 5s "Jayou" versetzt. Eine tiefe Verneigung vor der Oldschool ("Tradition") widerspricht ganz und gar nicht der Lust an genickbrechenden Bässen - Static vereint beides, kein Problem, und brilliert zum anderen mit exzellenten Scratches und ausgiebigen Wordcuts.
"Teamwork Intro" lässt erahnen, dass dieser Mann keinen Rapper an seiner Seite bräuchte. Er cuttet seinen Verse aus Satzfragmenten und einzelnen Worten zusammen. "Speaking with my hands", das notfalls auch minutenlang. "Dedicated", "Denmark's Finest" (in Begleitung der DJ-Kollegen Shine und Noise) und "Static's Revenge Pt. 2" bilden Statics Spielwiesen. Wem die Vorstellungskraft fehlt, was dieser Mann da eigentlich macht, der wird hier möglicherweise ein wenig ermüden. Alle anderen sollten aufpassen, nicht versehentlich über ihre auf dem Boden schleifenden Unterkiefer zu stolpern.
Dänemark wartet ja immer mal wieder mit Hip Hop-Bonbons auf. Im Fall Static und Nat Ill überrascht eigentlich eher, dass die beiden fast 13 Jahre gebraucht haben, um ihr Album-Debüt auf die Bahn zu schieben. Mit "Teamwork" liefern sie schließlich einen sehr, sehr amtlichen Auftritt - und einen weiteren Beweis dafür, dass dänische DJs nicht ohne Grund einen exzellenten Ruf genießen.
Noch keine Kommentare