laut.de-Kritik

Das Haus möge erbeben.

Review von

"Wenn man alles richtig macht, merken die Leute manchmal nicht, dass man überhaupt etwas gemacht hat." Im Falle Steve Bugs trifft diese Vermutung zwar nur bedingt zu. Dennoch wird das Phänomen Bug oft als schlichtweg 'gegeben' rezipiert.

Das auf seinem Label Pokerflat ausnahmlos gute Stücke erscheinen, mutet ebenfalls für viele 'normal' an. Aber, Leute: Das ist eigentlich überhaupt nicht selbstverständlich. Vielmehr ist es neben weltweiten DJ-Jobs, aufwändiger Labelarbeit inklusive Verwaltungsaufwand fast unmöglich, noch Zeit für regelmäßige Albumproduktionen zu schinden.

Wie er das dann trotzdem schafft, bleibt sein Geheimnis. Die Qualität hat auf jeden Fall auch bei "Noir" nicht gelitten. "Tell Me Why" legt typisch buggig-dubbig los. Die Molligkeit als solche, das 'tieeefe' Haus, aber alles in ganz freshen Klangfarben gehalten.

Man munkelt seit geraumer Zeit, 'Jack' habe den Groove gehabt und auch das 'Haus' erbaut. Bei genauerem Hinhören kommt einem allerdings der Gedanke, Steve Bug habe, zumindest auf europäischem Terrain, den Dachfirst beigesteuert. Beim Blick auf das Klingelschild erfährt man, dass u.a. F.Unk hier wohnt, und der verkündet über die Gegensprechanlage: "Serve Your Mistress". Wird gemacht, und zwar ziemlich düster und triebig. G'lernt isch schließlich glernt.

Auch über das Gelernte und Bekannte hinaus ist der Berliner offen und erfinderisch geblieben. "The Spiral Staircase" liefert zum Beispiel chillig Gebrochenes, "Moments Of Ease feat. Emilie Chick" ergänzt coolen Piano House um den zarten Soul von der Maiden Stimme. Radiotauglichkeit also auch noch: Es bleibt lobenswert, wenn elektronische Alben nicht nur im Club funktionieren.

Verspielte Tempowechsel trifft man bei "Those Grooves" an und "Farewell Friend" führt sie endlich ein: die 303. Ohne sie wäre ein Steve Bug-Album quasi undenkbar. Er setzt das Gerät derart gekonnt ein, das es selbst in ruhigen Gefilden als unverzichtbar daher kommt.

Stimmungsmäßig kommt "Noir" gar nicht so schwarz daher. Einzig das schicke Coverartwork lässt den Baumeister aus der Dunkelheit in den Vordergrund treten. Das Album bietet jedenfalls zehn facettenreiche Stücke des deutschen Jacks. Auf dass das Haus beben möge.

Trackliste

  1. 1. Tell Me Why
  2. 2. Poison Of Choice
  3. 3. Serve Your Mistress
  4. 4. No Adjustments Feat. Foremost Poets
  5. 5. The Spiral Staircase
  6. 6. Moment Of Ease Feat. Emilie Chick
  7. 7. Those Grooves
  8. 8. Somewhere In The Night
  9. 9. Farewell Friend
  10. 10. The Seventh Victim

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