laut.de-Kritik
Lyrics, bei denen es sogar Bon Jovi schaudert.
Review von Markus BrandstetterEs hätte so schön werden können. Wurde es aber nicht. Dass Steven Tylers imposantes Stimmorgan auch zu akustischen Gitarren und möglicherweise gar Country-Klängen passt, ist dem geneigten Aerosmith-Hörer im Laufe der Jahrzehnte ja hier und da ja durchaus mal angedeutet worden. Nachdem er in den letzten Jahren vor allem durch seine Tätigkeit als crazy Rockopa in der Jury von "American Idol" aufgefallen ist und es mit Aerosmith ja nicht immer so klappen wollte, hat Herr Tallarico (so Tyler bürgerlich) nun also eine Country-Platte aufgenommen und ist dafür mit T Bone Burnett ins Studio nach Nashville gegangen. Klingt gut, ist wie gesagt nicht gut.
Eigentlich beginnt "We're All Somebody From Somewhere" auch einigermaßen vielversprechend. "I could blame Jesus, I could blame momma / I could blame Brahma for all the bull that's in my head / I could blame Seagram's for all the whiskey / And for the tipsy that's still here on my breath / And ain't that why you left", singt Tyler ganz zu Beginn in "My Own Worst Enemy". Dazu gibt's Mollklänge und jede Menge Introspektion über Verlust sowie eine sparsame, aber effektive Country-Instrumentierung. Auch wenn der Opener wahrlich kein Burner ist: für eine Sekunde rechnet man mit einem Country-Album mit Rissen und Zweifeln, Geschichten und Substanz.
Im Anschluss gibt's mit dem Titelsong einen gut gelaunten, aber leider belanglosen Blues-Stampfer mit der universalen Binsenweisheit, dass wir alle von irgendwo kommen. Ebenso nichtssagend das nächste Stück "Hold On (Won't Let Go)", das soundtechnisch verwachsen, aber leider ohne jede Stringenz daher kommt.
Das wäre aber alles nicht so schlimm, wenn Tyler nicht immer wieder so unglaublich tief in den Schmalztiegel greifen würde. Denn Nashville kann nicht nur für grandiosen Country, sondern auch für Gefühlsduseligkeit und unnötiges Pathos stehen.
"I Make My Own Sunshine" würde gerne niedlich und optimistisch sein. Eine Popballade mit ein bisschen Ukulele und Klatschen. "Everything is wonderful / Everything is great /And I'm as free as a bird outside my window pane / I got a fresh new start / It's a brand new day / And I got lots of love to give away", singt Tyler, als würde er Jason Mraz oder Ed Sheeran neidisch machen wollen.
"It Ain't Easy" soll eine große Ballade sein. Am liebsten eine, die in einem Film, in dem die Welt vor irgendetwas gerettet wird, im Hintergrund läuft. Es klingt aber wie eine uninspirierte Aerosmith-B-Seite, die man in der Form schon zigfach gehört hat.
"Love Is Your Name" setzt erneut auf großen Pathos, galoppierende Beats, dramatische Slides, Snare-Rolls. Auch nicht besser: "Gipsy Girl". Der Titel ist ungefähr so klischeebeladen, wie die Geschichte, die uns da erzählt werden möchte. "She was just a gypsy girl / I was just a chance I wish she'd take / Got into a lonely world, trying to belong / Love is like a string of pearls / While I was waiting for the strand to break / From a thousand miles away / Somehow we made it home": Bon Jovi hätte sich in seinen schlimmsten Zeiten für diese Lyrics geschämt.
Oder dieser Coverband-Schlagercountry-Kracher "The Good, The Bad, The Ugly & Me". Oder dieser Radiopop-Versuch von "Red, White & You". Oder diese Pennäler-Liebesromantik von "Only Heaven". Zitat: "Only heaven could've laid you in my arms / Only heaven could've brought us where we are / Girl, it's heaven when I'm lying in your bed / Cause nothing compares to the taste of your lips / Only heaven could ever feel like this".
Da hilft es nichts, aber auch gar nichts, dass sich Tyler am Ende noch mal an zwei recht bekannten Songs abarbeitet: Am grandiosen "Janie's Got A Gun" seiner Hauptband wie auch am von Janis Joplin und Big Brother and the Holding Company bekannten "Piece Of My Heart". Er zerstört diese (unzerstörbaren) Stücke zwar nicht, fügt ihnen aber auch kein relevantes Element zu. Und so geht dann nach fünfzehn Songs endlich ein irrelevantes Solo-Album eines eigentlich großen Sängers zu Ende. Schade um die vergebene Möglichkeit.
5 Kommentare mit einer Antwort
"irrelevantes Solo-Album"
Gleich sagt uns Markus er wurde zum Review gezwungen.
Ach so Verrisse gehen immer runter wie....nicht?
Gruß Speedi
Der Titel lässt schon genug Rückschlüsse zu was mit den Lyrics gemeint ist.
Ähnlicher Titel, aber bessere Musik:
http://fashodacrisis.bandcamp.com/album/al…
Man muss der alten Wurstlippe doch fuer eines dankbar sein: seine anbetungswuerdige Tochter, die nach wie vor högschdes Poolmaterial ist.
agree.
zu ihrer glanzzeit war sie sozusagen der vaginal gewordende heilige gral.
beweist halt auch, dass drogen für die zeugungskraft eines mannes nur gutes tuen.
Es fehlt der null Bewertungs-Stern. laut.de denkt mal darüber nach. Es gibt zuviele auswürfe, bei dennen 1/5 immer noch 1 zuviel ist.