laut.de-Kritik

Styx erfüllen ihre Rock-Mission nur teilweise.

Review von

Styx, die gibt es noch? Das war meine erste erstaunte Reaktion, als mir diese neue Scheibe der einst recht beliebten AOR-Rocker aus den Siebziger Jahren vorgelegt wurde. Aus diesen Zeiten stammen auch ihre größten Erfolge. Den meisten Musikhörern jedoch dürften von Stxy nur das romantisch-folkige Stückchen "Boat On A River" vom Album "Cornerstone" aus dem Jahre 1979 und die quäkige Hitsingle (Domo Arigato)"Mr. Roboto" vom ziemlich klebrigen, aber erfolgreichen "Kilroy Was Here" von 1983 bekannt sein. Ansonsten wurde die Band von vielen Rockfans eher als eine Art durchschnittlicher Abklatsch von Artrock-Größen wie Yes, Genesis oder Moody Blues angesehen.

Wie auch immer, das letzte Lebenszeichen der Gruppe in Form einer LP stammt aus dem Jahr 2005. Nun, nach beachtlichen zwölf Jahren Funkstille, hat es die Herren offensichtlich dazu gedrängt, aus dem zwischenzeitlichen Ruhestand zurückzukommen und allen zu zeigen, was sie noch drauf haben. Styx sind also auf einer Mission, verspricht der Titel des neuen Albums. Vierzehn Stücke beziehungsweise musikalische Intermezzi versammeln sich auf "The Mission", und auf den ersten 'Blick' sieht das auch ganz erfreulich aus.

Die eineinhalb Minuten kurze "Overture" startet das Album in progressiver Manier, wie man das von Yes oder der leider sehr schnell wieder verflossenen Prog Rock-Supergruppe UK kennt. Es folgt mit "Gone Gone Gone" ein kräftiges Rockstück mit coolen Keyboards und starken Gitarren, das vom Grund-Rythmus her ein wenig an das berühmte "Radar Love" von Golden Earring erinnert. Leider ist damit nach etwas mehr als zwei Minuten schon Schluss. Dieses Ding hätten Styx gerne weiter ausarbeiten dürfen.

Das leicht funkige "Hundred Million Miles From Home" bietet wieder ganz andere Klangfarben und könnte auch gut vom bekannten Electric Light Orchestra stammen. Selbst eine altmodische Mouth Tube-Passage findet im Song ihren Platz. An vierter Stelle überrascht "Trouble At The Big Show" mit prägnanten Gitarren im Stile eines Robin Trower oder gar Jimi Hendrix und mixt auch noch Queen-Chorusse dazu. Wirklich erstaunlich und leider wiederum viel zu kurz. Dazu wird der Song auch noch gnadenlos ausgeblendet. Schade.

Nach diesem Viererpack, der viel Abwechslung und musikalische Qualität bietet, ändert sich das Gesicht der Platte deutlich. Das folgende "Locomotive" gibt schon mal die Richtung vor. Es herrschen in den vielen weiteren Stücken ein gemäßigtes Tempo, schmachtende Chöre und die Ohren schmeichelnder Wohlklang vor. Dazu gibt es ab und zu elektronische oder gesprochene Zwischenspiele, wobei es bei Kinkerlitzchen wie "All Systems Stable" fast schon eine Frechheit ist, das als vollwertigen Song aufzuführen. Dieser neun Tracks umfassende 'zweite Teil' des Albums scheint so etwas wie die Beschreibung einer Weltraum-Mission zu sein und mithin der Grund für den Titel der Scheibe.

Leider haben die meisten Songs wie das eher langweilige "The Greater Good" nicht mehr die selbe Durchschlagskraft wie jene am Anfang, auch wenn es immer wieder schöne Harmonien und hier und dort, wie beispielsweise in "Red Storm", meisterhaft gespielte Gitarren und vereinzelt auch druckvolle Riffs zu bestaunen gibt. Insgesamt versackt die weitere Reise bis hin zum Schluss ein wenig zu sehr im süßlichen Wohlklang und in Beatles- und Queen-Harmonien. Alles ganz gefällig, aber auch thematisch nicht sonderlich aufregend.

Nun ja, es muss nicht immer Heavy Metal sein. Aber zuviel Honig verdirbt bekanntlich den Appetit. Letzte Worte zum löblichen Werke: Mission (nur zum Teil) erfüllt. Die ersten vier Stücke nehme ich aber gerne auf eine Kompilation für lange Autofahrten mit drauf.

Trackliste

  1. 1. Overture
  2. 2. Gone Gone Gone
  3. 3. Hundred Million Miles From Home
  4. 4. Trouble At The Big Show
  5. 5. Locomotive
  6. 6. Radio Silence
  7. 7. The Greater Good
  8. 8. Time May Bend
  9. 9. Ten Thousand Ways
  10. 10. Red Storm
  11. 11. All Systems Stable
  12. 12. Khedive
  13. 13. The Outpost
  14. 14. Mission To Mars

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