laut.de-Kritik

Dieser Bastard muss sich seiner Herkunft nicht schämen.

Review von

Subway To Sally waren schon immer Schwerstarbeiter, und man musste sich schon des öfteren fragen, wann sich die Jungs denn auch mal eine Auszeit nehmen. So schnell wird das wohl nicht passieren, denn inzwischen ist die Band schon im 15. Jahr zusammen unterwegs und hat in der Zeit nicht weniger als neun Studioalben, zwei DVDs und drei Live-Scheiben veröffentlicht.

"Bastard" haben sie ihren neuester Streich benannt, und dafür gibt es einen guten Grund. Waren bislang meist Bodenski und Ingo Hampf für die musikalische Seite von Subway To Sally verantwortlich, so haben sich dieses Mal tatsächlich andere Musiker in den Songwriting-Prozess mit eingebracht und somit einen musikalischen Bastard geschaffen, der sich seiner Herkunft zu keiner Zeit schämen muss. Ganz im Gegenteil, das Album wird sich nahtlos in die Reihe der bisherigen Klassiker einreihen. Über den Rückgang an mittelalterlicher Instrumentierung hat man auf den letzten Scheiben schon diskutiert, deswegen soll dies hier außen vor bleiben.

"Meine Seele Brennt" ist ein druckvoller Opener, der kräftig rockt und geschickt mit einer laut/leise-Dynamik arbeitet, die Eric mit seiner Stimme perfekt unterstützt. Der Mann klingt inzwischen etwas rauer und markanter und passt somit ideal zu den harten Gitarren.

Doch auch bei "Puppenspieler", das stärkere Akzente auf das Violinspiel von Frau Schmitt und diverse Akustikgitarren legt, lebt von der Stimme des Sängers. Langsamer und sehnsüchtig beginnt "Auf Kiel", das in der Strophe hauptsächlich von der Geigenmelodie getragen wird und sich zum Refrain hin steigert.

Mehrstimmige, chorale Gesänge leiten in "Umbra" über, die erste, sehr ruhige Nummer. Tauchen schon hier leicht orientalische Melodien auf, steigern STS diesen Aspekt mit "Voodoo" noch deutlich. Arabische Frauengesänge, Tribal-Rhythmik, die in einen äußerst fetten Sound übergeht. Erstaunlich wie wütend und bedrohlich Eric in dem Song klingt. Das hätte man dem Sänger kaum zugetraut, so nett und freundlich wie im man ihn sonst kennt. Doch selbst die Ballade "Wehe Stunde" setzt auf orientalische Klänge, wenn mit Percussion-Elementen.

Dann wird es wieder Zeit, die Gitarren sprechen zu lassen, und auch mittelalterliche Saiteninstrumente bestimmen das Bild bei "Die Trommel". Hier und beim folgenden "Unentdecktes Land" rocken die Potsdamer weitgehend unbeschwert drauflos und legen eine enorme Spielfreude an den Tag. Das trifft natürlich auch auf "Hohelied" zu, das im Midtempo wieder so etwas wie ein Respekt-Bekundung an die Fans ist. Das kurze "Canticum Satanae" ist ein kleiner, mehrstimmiger Choral, der einen unwillkürlich zum Grinsen bringt.

Wer immer noch den alten Zeiten hinterher trauert, in denen die Band verstärkt im Mittelalter-Rock verwurzelt war, der wird an "Tanz Auf Dem Vulkan" seine helle Freude haben. Das im Midtempo groovende "Fatum" bremst das Tempo schon wieder ein wenig herunter und lässt mal wieder ein paar Dudelsäcke erschallen, bevor mit "In Der Stille" eine weitere Ballade das Ende von "Bastard" einläutet. Mit dem wehmütigen Abschluss des Albums stellt sich eine gewisse Erwartungshaltung ein, dass man es kaum erwarten kann, die Band wieder live zu sehen. In einer Woche geht's auch schon los!

Trackliste

  1. 1. Meine Seele Brennt
  2. 2. Puppenspieler
  3. 3. Auf Kiel
  4. 4. Umbra
  5. 5. Voodoo
  6. 6. Wehe Stunde
  7. 7. Die Trommel
  8. 8. Unentdecktes Land
  9. 9. Hohelied
  10. 10. Canticum Satanae
  11. 11. Tanz Auf Dem Vulkan
  12. 12. Fatum
  13. 13. In Der Stille

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6 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    gewaltig geiles Album, läuft bei mir seit gestern ununterbrochen- tritt arsch und eignet sich wohl gut zum freundin verknautschen.

  • Vor 17 Jahren

    coole platte, wie immer. sts = einzige band aus dem ganzen mittelaltersumpf, die mir (noch) taugt. auf kiel, fatum und in der stille sind ganz groß.

  • Vor 17 Jahren

    Mein persönlicher Favorit bisher ist ja Engelskrieger. Ich bin gespannt, ob Bastard da ran kommt. Nach zwei Durchläufen gefällt es mir gut.

  • Vor 17 Jahren

    Mein bisheriger Eindruck:
    Gute Platte, die aber für mich nicht ganz so stimmig ist wie "Nord Nord Ost"...

    Beste Lieder sind Auf Kiel, Die Trommel und Tanz auf dem Vulkan.

  • Vor 17 Jahren

    1. Meine Seele brennt
    Irgendwie muss ich immer an "Mein Herz brennt" von Rammstein denken. Gerade die Instrumentierung beim Refrain. Leider packt mich das Lied nicht, finde es sogar ziemlich langweilig.
    5/10

    2. Puppenspieler
    Deutlich traditioneller, feiner Vers, guter Übergang zum Refrain, der auch ganz gut ins Ohr geht. Kein Hit, aber ganz nett anzuhören.
    7,5/10

    3. Auf St.Pauli
    Schön relaxte Atmosphäre, die Meldodie gefällt mir auch sehr gut. Gehört zu meinen Favoriten.
    8,5/10

    4. Umbra
    Ich stehe ja auf die Subway to Sally-Chöre, der Hintergrund beim Refrain ist grandios. Kickt ganz gut und hat eine hervorragende Meldodie.
    9/10

    5. Voodoo
    Schade, der Vers ist vielversprechend. Diese Art von Refrains kann ich aber nicht leiden. Nicht so nach meinem Geschmack.
    5,5/10

    6. Wehe Stunde
    Hm, ich hab' dabei immer das Bild mit Leonardo di Caprio und dieser anderen, deren Namen ich vergessen habe, am Bug der Titanic vor Augen. Klingt schon etwas kitschig und erinnert mich an Celine Dion. Zwar eine feine Melodie, aber irgendwie zu dick aufgetragen und auf Dauer langweilig.
    6,5/10

    7. Die Trommel
    Stampft ganz gut, Refrain nicht so richtig melodiös, dafür treibend. Finde ich ganz cool.
    7,5/10

    8. Unentdecktes Land
    Wieder ein Refrain, der durch die starken Backing Vocals noch an Klasse gewinnt. Prima.
    8,5/10

    9. Hohelied
    Ist jetzt nicht gerade die innovativste Komposition seit Menschengedenken, den Refrain hat man schon 100 mal an anderer Stelle gehört, aber schlecht ist's eben nicht.
    7/10

    10. Canticum Satanae
    Kann man nicht sinnvoll bewerten. 50 Sekunden kanonartiger Gesang. Ja, ganz nett. Wär's nicht auf dem Album, würde nichts fehlen.
    -

    11. Tanz auf dem Vulkan
    Mag live ja gut funktionieren, auf dem Album gefällt mir das Lied nicht.
    5,5/10

    12. Fatum
    Schade, dass der Refrain? am Ende nur einmal kommt, denn dieser ist grandios. Ein Hammer.
    8,5/10

    13. In der Stille
    Ruhiger Ausklang, Gott sei Dank nicht so kitschig wie Wehe Stunde. Steigert sich zusehends. Guter Abschluss.
    8,5/10

    Insgesamt ein gutes Album, aus meiner Sicht auf ähnlichem Niveau wie der Vorgänger aber nicht so herausragend wie der Vorvorgänger.

  • Vor 16 Jahren

    also das album is richtig geil...
    läuft bei mir hoch und runter.
    allerdings gefällt mir nordnordost besser.