laut.de-Kritik
Spätestens nach zwei Liedern war wohl kein Fanshirt mehr schweißfrei.
Review von Marion GottschlingWie macht man aus einen unbeweglich und gelangweilt dastehenden Menschen ein pogendes und schreiendes Etwas? Ganz einfach: Man stellt die Jungs von Such A Surge auf die Bühne. Zwei Stunden lang kennt dann auch der stocksteife Stuttgarter kein Halten mehr. Such A Surge bestätigten wieder mal ihren Ruf als furiose Liveband, bei der kein Fuß am Boden bleibt. Trotzdem mussten die Braunschweiger vor ihrem Auftritt in der Röhre zahlreiche Widrigkeiten bewältigen.
Zu viel schlechter Fisch brachte Drummer Antek am Tag des ursprünglichen Konzerttermins ins Krankenhaus. Aus Gründen, die dem Publikum nicht mitgeteilt wurden, spielten als Vorband nicht Union Youth. Statt dessen kamen Die Siffer mit halbstündiger Verspätung auf die Bühne. Nach vier Liedern fiel den Punkrockern nichts mehr anderes ein, als ein verzweifeltes "noch 4 (dann 3, 2, 1) Lieder bis Such A Surge." Bis auf ein verstohlenes Kopfnicken ließ sich die Menge dadurch aber nicht beeindrucken. Stattdessen starrten ungeduldig blickende Augen auf die Bühne und versuchten, den exzentrischen Frontman durch die Crossover-Recken auszutauschen. Wer sich diesen Auftritt sparte, konnte im Foyer der Röhre auf einen entspannten SAS-Bassist Axel und Sänger Michel Begeame treffen.
"Bin ich noch in der gleichen Location wie vorher?", fragte man sich, als SAS dann doch auf der Bühne standen. Die tanzende Gefolgschaft erhöhte die Raumtemperatur schlagartig um 10 Grand, und nach zwei Liedern war wohl kein Fanshirt mehr schweißfrei. In gewohnter Manier schmissen sich furchtlose Poger gegeneinander und vereinten sich bei "Jetzt ist gut", "Silver Surger" und "Fremdkörper" zu einer grölend abrockenden Masse. Auch in den hinteren Rängen kamen die Stücke der aktuellen Platte "Rotlicht" gut an. Bei Songs wie "Alles muss raus" und "Schatten" flogen die Stagediver stakkatoartig von der Bühne.
Auch die Band suchte den Kontakt mit dem Publikum. Das perfekt eingespielte Team aus Michel Begeame und Oliver Schneider hatte zu jeder Zeit einen flotten Spruch auf den Lippen und startete Umfragen zur Beliebtheit ihres neuen Albums. Gleich zu Beginn der Show stellte Oliver Schneider den neuen Gitarrist und Revolver-Klampfer Lutz Buch vor. Der Weggang von Dennis Graef tat dem fetten Sound keinen Abbruch.
Nach einem kurzen Abschied meldeten sich die Braunschweiger noch mal für eine ausgedehnte Zusage zurück. Das abgehende Publikum konnte selbst Sänger Michel Begeame nach einer energiegeladenen Show nur noch mit staunendem Applaus belohnen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, verabschiedeten die Jungs sich mit "Gegen den Strom".