laut.de-Kritik
Die Hits von Keisha, Heidi, Amelle, Siobhán und Mutya.
Review von Michael SchuhDie Sugababes sind die erfolgreichste Girlgroup seit den Supremes. Soso. Ganz schön vollmundig, was das Babe-Label uns da erzählen will, aber schön, wofür gibts Wikipedia, schaun mer doch mal auf die Top Ten-Platzierungen. Und tatsächlich: Die Sugababes haben mehr Singles in die englischen Top Ten geblasen (12) als Bananarama (11) und die Spice Girls (10, dafür mehr Nummer eins-Songs), sie unterliegen nur den 60s-Mädels um Diana Ross, die es auf dreizehn schafften. Aber das ändert sich sicher bald.
"Overloaded: The Singles Collection" heißt die aus genannten Gründen absolut existenzberechtigte Hit-Veröffentlichung, mit der die Band Bilanz zieht und zurück blickt. Allerdings dürfte sich nur Keisha Buchanan an die Anfänge der Band erinnern, ihre Kolleginnen Heidi Range und Amelle Berrabah waren nämlich noch gar nicht dabei, als "Overload" im Sommer des Jahres 2000 europaweit die Charts aufmischte. Schöne Nummer, die man auch heute noch gerne hört. Die anderen Schnarchsingles des Debüts wurden konsequenterweise nicht beachtet.
2002 trat Range der Gruppe bei und mit ihr flutschte der vielleicht coolste Sugatrack ins Repertoire: "Freak Like Me", ein Remake von "Are Friends Electric", das im Original von einem Mann gesungen wurde, der auch nicht viel jünger ist als Diana Ross, und dessen Album-Comeback von dem Hype um sein musikalisches Erbe ebenfalls profitierte. Auch der rollende Discosong "Round Round" kann sich sehen lassen, weniger dagegen balladeskes Schnulz-Gekeife wie "Stronger" oder die Sting-Kollaboration "Shape".
Was auf der zweiten Platte bereits deutlich wurde, die verstärkte Hinwendung des Trios zu elektronischen Produktionen unter Zuhilfenahme sanfter Hip Hop-Beats und dezenter R'n'B-Attitüden führte auch "Three" im Jahr 2003 fort. Dessen Hitsingle hieß "Hole In The Head" und bescherte den Girls ihre dritte England-Nummer eins. Doch wieder springt der Funke leider nicht auf die Nachfolge-Singles "In The Middle", "Too Lost In You" und die Herzschmerz-Ballade "Caught In A Moment" über.
Nach einer Pause im Jahr 2004 erscheint im Folgejahr mit "Taller In More Ways" das vierte Zuckerwerk, das mit "Push The Button" die bislang erfolgreichste Single der Girls featuret. Immerhin saßen an den Reglern auch Produzenten, die für Kylie, Britney und Robbie "performen", wie es im Jargon der großen Labels so schön ekelhaft heißt. Dennoch zeigt sich hier deutlicher denn je, dass den Sugababes langsam zuviele Köche in den Brei reinreden, denn diesmal enttäuschen nicht nur die restlichen Singles ("Red Dress", "Ugly"), sondern sogar sämtliche Albumtracks.
Und gerade als ich beginne, ernsthaft Mitleid zu verspüren, knallt mir mit "Easy" die neue Single um die Ohren, bei der mal wieder alles stimmt: subtiler, knochentrockener Bass, unprätentiöse, leicht kieksende Strophen, eine rotierende Bridge und ein Ekstase-Refrain. Die Gitarren spielten übrigens die Kollegen von Orson ein. "Good To Be Gone", zweiter neuer Song auf dem Album und angeblich die kommende Single im Frühjahr 2007, schaltet einen Gang zurück, nicht ohne sich ebenfalls ausgiebig am eingängigen Elektro-Popschema zu weiden. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Karriere dieser drei Mädels zu Ende gehen sollte, bevor der Top 10-Rekord der Supremes getoppt ist.