laut.de-Kritik
Das kleine 6 mal 6 mal 6 des Thrash.
Review von Yan VogelDas griechische Aushängeschild in Sachen Thrash-Metal meldet sich mit "Years Of Aggression" zurück, und die Tracklist liest sich wie ein Best Of der markigsten Genretitel. Auch musikalisch bilden die Suicidal Angels die Evolution des Thrash wie im Brennglas ab. Vom kleinen 6 mal 6 mal 6 bis hin zur Kunst der Langzeitwirkung deklinieren Fronter Nick Melissourgos und seine Mitstreiter das Genre durch.
Rasende, von Punk und Hardcore angefixte ungebremste Aggressionsschübe der frühen Slayer und Exodus hin zur Integration progressiver Elemente wie bei Metallica und Megadeth bis zu Melodic Death und Heavy Metal Versatzstücken dreht der Hellas-Express seinen exquisiten Hackbraten einmal durch den Fleischwolf. Abrissbirnen wie "D.I.V.A" sorgen für eine schnelle Intervention in Sachen Zahnersatz und Knochenbruch, während zähflüssige Lavaströme wie der Closer "The Sacred Dance With Chaos" ein langsames Dahinsiechen darstellen. Nach dem Genuss dieser Düster-Ballade befindet der Hörer sich am südlichsten Punkt des Himmels.
Zu diesen Einflüssen passt das Artwork von Artwork-Ikone Ed Repka. Dass der griechische Filmkomponist Vangelis einstmals mit der Gruppe Aphrodite's Child und dem Album "666" für ein Ausrufezeichen sorgte, ist natürlich nur eine Randnotiz, aber für die Entwicklung von Musik abseits des Mainstreams in Griechenland nicht irrelevant.
Die Griechen zählen sich in Attitüde und Musikgeschmack zu den 'Bösen'. Sepultura zu Beneath The Remains und Arise-Zeiten und Kreators moderne Thrash-Variante kriechen dem Hörer des Öfteren als Assoziationen in die weich geprügelten Hirnwindungen. Entsprechend singen die Engel des Todes ihre Oden auf Tod, Teufel und Terror.
Auch live besticht die Formation mit spielerischer Extraklasse. Was Schlagzeuger Orpheas Tzortzopoulos (Der Nachnahme klingt schon wie ein halsbrecherisches Drum-Break) und Leadgitarrist Gus Drax hier auf die Bühne bringen, braucht sich nicht hinter Saiten-Hexern wie Sami Yli-Sirniö und Alex Skolnik (Testament) oder Drum-Tieren wie Dave Lombardo und Ryan Van Poederooyen (Devin Townsend) verstecken.
Nach dem Abtreten der Big Four-Institution Slayer besteht ein akuter Bedarf an Bands, die in deren Fußstapfen treten. Aufgrund der Qualität des griechischen Quartetts muss um den Nachwuchs nicht bange sein. "Bloodbath" war 2016 ähnlich wie der große Bruder "Repentless" ein krachiger Knaller purster Aggression.
Nun stoßen die Griechen die Türen zu den Höllenkreisen noch weiter auf und verzücken mit ihrer vielschichtigen Interpretation des Bösen. Und wer zwischen den Diabolus in musica und kleine Sekunden noch dezent unbeugsame und unwiderstehliche Melodien streut, ohne sich anzubiedern, hat das Zeug zur Thrash-Meisterschaft.
2 Kommentare
werd ich mal reinhören. fand deren alben eigentlich immer ganz solide.
Gute bis teilweise sehr gute Standardkost. Das Albumcover ist natürlich sehr gelungen. Schön oldschool!