laut.de-Kritik

Trotz dicker Gästeliste, es knallt einfach gar nicht.

Review von

"The wait is over, nigga!" Welcher "wait"? An Produktivität und Ideen mangelt es T.I. offensichtlich nicht. Die Konfrontation mit seiner ungehobelten Zweitpersönlichkeit T.I.P. ist noch nicht rechtschaffen Geschichte, schon zieht der Mann, der sich gerne als König des Südens feiern lässt, das nächste Album aus dem Hut.

Vielleicht wäre das ein wenig ausgegorener geraten, hätte man ihm eine angemessene Reifezeit zugestanden. Was unter dem Titel "Paper Trail" das Licht der Öffentlichkeit erblickt, verdient so aber nichts mehr als das Prädikat "schwer durchwachsen".

Dass sich Rap-Stars mit R'n'B-Größen schmücken: Nichts Neues. Für die Gesangsparts in "My Life Your Entertainment" oder dem klar akzentuierten und blendend gerappten "Slide Show" wäre jedoch nicht nötig gewesen, Usher oder John Legend aufzufahren. Keiner der Herren bekommt auch nur ansatzweise Gelegenheit, seine stimmlichen Möglichkeiten zu demonstrieren oder gar auszuschöpfen.

Justin Timberlake, stets eine sichere Bank für einen ordentlichen Pop-Song, wirkt weniger eingeengt. Er zimmert sich den Rahmen in "Dead And Gone" selbst und nutzt dazu geballte Synthie-Macht, aber auch erstaunlich unkitschig erscheinende Streicher. T.I.s atemlos sich überstürzende Worte kommen in diesem Kontext exzellent zur Geltung.

Ebenso gefallen die nachdenklich, fast etwas traurig wirkenden Betrachtungen in "You Ain't Missin' Nothing". Produzent Christopher 'Drummer Boy' Gholson kombiniert hübsch unaufgeregt melancholisches Piano, Akustikgitarre, Claps und einen Saxophonpart. Zur Abwechslung sorgt er hier zudem für ordentlich Bass.

In dieser Beziehung schwächelt "Paper Trail" enorm. Schiebende Synthies, gerne auch dicht gepackt, benötigen zur Zündung eine solide Bassgrundlage, die mir auf weiten Strecken einfach fehlt. Mehr als einmal vergewissere ich mich, nicht versehentlich einen Regler heruntergedreht zu haben, so schwachbrüstig der Gesamteindruck. Ruf' mal einer das Bo: "Bass, Bass, wir brauchen Bass!"

Es knallt einfach gar nicht, obwohl T.I. eine abwechslungsreiche Show abzieht und eine beachtliche Reihe von Gästen im Studio antanzen lässt. "I used to drink" - die Oooooh-oooooh-Gesänge mit Ludacris und B.o.B. "On Top Of The World" legen den Schluss nahe, dass diese Zeiten noch nicht allzu lange zurück liegen können. Ein bisschen albern darf man aber sein, is' klar.

Was wirklich ganz und gar und überhaupt nicht geht: Kein Grund der Welt rechtfertigt, im Jahr 2008 erneut Brechreiz verursachende Scheußlichkeiten wie "Dragostea Din Tei" aus dem Hut zu ziehen. Der Umstand, dass man in "Live Your Life" zudem mit der allgegenwärtigen und deswegen noch lange nicht weniger überschätzten Rihanna konfrontiert wird, setzt dem Ekel nur das Sahnehäubchen auf. Ich möchte gar nicht wissen, wer oder was Just Blaze auf dieses schmale Brett geführt hat.

Glücklicherweise balanciert den Ausreißer in grottige Tiefen einer in die Gegenrichtung aus: "You go see Weezy for the wordplay, Jeezy for the birdplay, Kanyeezy for diversity and me for controversy", heißt es - mit Recht - in "Swagga Like Us". Kanye West verbrät ein Gesangs-Sample aus M.I.A.s "Paper Planes" in einer wummernden, elektronisch durchgestylten Beat, der den mehr oder weniger austauschbaren Rest von "Paper Trail" schlicht verstaubt aussehen lässt. So klingt next level shit.

Trackliste

  1. 1. 56 Bars (Intro)
  2. 2. I'm Illy
  3. 3. Ready For Whatever
  4. 4. On Top Of The World (ft. Ludacris & B.o.B.)
  5. 5. Live Your Life (ft. Rihanna)
  6. 6. Whatever You Like
  7. 7. No Matter What
  8. 8. My Life Your Entertainment (ft. Usher)
  9. 9. Porn Star
  10. 10. Swing Ya Rag (ft. Swizz Beatz)
  11. 11. What Up, What's Haapnin'
  12. 12. Every Chance I Get
  13. 13. Swagga Like Us (T.I. & Jay-Z ft. Kanye West & Lil' Wayne)
  14. 14. Slide Show (ft. John Legend)
  15. 15. You Ain't Missin' Nothing
  16. 16. Dead And Gone (ft. Justin Timberlake)

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38 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    starkes album, kommt zwar nicht an king ran, aber burnt trotzdem hart!

    die rnb-hoe nervt ein bisschen - genau wie "swagga like us", weswegen ich es mir eigentlich nicht kaufen wollte, aber jetzt nachhole - aber sonst nicht einen ausfall, beats hauen gut rein (wie zu erwarten bei danja, toomp, just blaze, swizz beats..) und t.i. war noch nie so abwechslungsreich. sogar der track mit rihanna gefällt mir gut, obwohl ich schlampe/rausschmeißer genau so scheiße finde wie jeder andere normal denkende mensch.

  • Vor 16 Jahren

    Ok meiner Meinung nach ist das Album deutlich besser, als es hier in der Review dargestellt wird.
    Ein paar Kritikpunkte kann ich ja verstehn (z.B. das nicht jeder das Dragostea Din Tei Sample gut findet), aaber das Album wegen seiner starken Gästeliste oder weil es angeblich nicht "knallt",negativ zu bewerten, halte ich einfach für falsch.
    Erstaml zum Thema Featureliste, natürlich versteh ich, dass man mit dieser Featureliste hohe Erwartungen an das Album hat, aber die werden doch (meiner Meinung nach) zum größten Teil erfüllt.
    Als Beispiel den Track mit Ludacris, Luda geht doch richtig gut ab und der Track ist richtig gut, oder die in der Review kritiesierten Tracks mit J.Timberlake oder John Legend:
    Die beiden Lieder "Slide Show" und "Dead and Gone" sind keineswegs schlecht, im Gegenteil sie sind sogar zimlich gut und die Lieder sind auf die Strophen von T.I. zugeschnitten, die wie auch beschrieben sehr gut zur Geltung kommen.
    Und das Argument es "knallt" nicht ist einfach falsch, denn es "knallt" sehr wohl, ob bei I´m Illy, Ready for whatever, No matter what, swing ya rag oder swagger like us !
    Und nun zu einem weiteren Punkt, den ich noch kritisieren muss, denn die beiden (meiner Meinung nach) besten Lieder des Albums werden noch nicht mal angesprochen, denn "Im Illy", dass wirklich ein Monster von einem Beat hat und Flowmässig und lyrisch von T.I einfach gut gerappt ist oder "Ready for Whatever", dass ebenfalls nen krassen Beat hat und auch sehr gut gerappt ist, werden einfach in der Review nicht erwähnt.
    Naja ich muss diesen Vergleich letztendlich auch noch brigen, obwohl ich weiß, dass es keinen Sinn macht:
    Wenn David Banner, der (meiner Meinung nach) T.I. weder lyrisch, noch flowtechnisch, noch von der Ausstrahlung her, das Wasser reichen kann, für sein wirklich nicht gutes Album "The Gratest Story Ever Told" 3 von 5 Punkten bekommt.
    Und es nicht an den Beats liegen kann, weil die Beats auf "Paper Trail" wirklich sehr sehr gut sind (vorallem hervorzuheben ist hierbei DJ Toomp, der seine Arbeit wirklich gut gemacht hat), dann versteh ich wirklich nicht, warum "Paper Trail" nur schlappe 2 von 5 bekommt, denn selbst verglichen mit dem Vorgänger ist es einfach nur falsch bewertet worden.
    Ich kanns natürlich nicht ändern, auch wenn ich es gerne können würde, aber natürlich handelt es sich bei meiner Aussage nur um um meine eigene Meinung, trotzdem bin ich der Auffassung, dass das Album objektiv falsch bewertet wurde, weil ich die Argumente in der Review nicht für stichhaltig und teilweise einfach für falsch halte und die (wie oben schon angesprochen) besten Lieder einfach nicht erwähnt wurden.

    Mfg,
    Dieter

  • Vor 16 Jahren

    mhh 4-3-2 das geht ja scheinbar bergab, ich werd es trotzdem mal blind (besser gesagt taub) kaufen weil mich TI bislang noch nicht enttäuscht hat und hoff auf das beste...

    achja und cover des jahrzehnts :p

  • Vor 16 Jahren

    old school? wieso sollte es auch was mit old school zu tun haben? achso ihr meint aso pac war old school? is mir ganz neu! achso weil er nen track hat der old school heisst. ahh na klar dann is er natürlich old school
    und wenn man pac hört darf man selbstverständlich nur seine musik und das zeug was zu seiner zeit entstand hören. ich verstehe. ihr habt also keine anderen hobbys als übher kommerz musik zu heulen? kann nich jeder das hören was er will? und warum macht ihr alles schlecht? das album is echt der hammer und wenn ihr es nich mögt dann hört halt euer zeug ihr idioten.

  • Vor 16 Jahren

    ich fand die scheibe auch so schlecht nicht - wenn auch etwas zu kommerziell verpanscht. ich find aber auch madonnas shit garnicht mehr total übel.

  • Vor 15 Jahren

    mh 3 punkte muss man mindestens geben, unterdurschnittlich ist auf dem album zumindest nur wenig, lustigerweise sind die positiven beispiele die aufgezählt wurden in meinen augen schwach und umgedreht.

    Zumindest ist dieser scheinbare trend (4-3-2 punkte) nicht zu hören.