laut.de-Kritik
Sommerlich und bonbonbunt, nur ohne Zuckerschock.
Review von Laura WeinertMette Lindberg rettet die Galaxie. Das war auf dem Debüt "Fruits" so und bleibt auch auf dem Nachfolger "Out Of Frequency" das Prinzip. Die eigensinnige Sängerin trällert, kiekst und sprechsingt sich durch den bonbonbunten Pop der Dänen. Sie ist die Protagonistin.
Das erkennt man bereits am Cover des Albums und dem Video zur Single "Heart Attack", in dem außer Lindberg niemand des Sextetts zu sehen ist. An den neuen Klang der ersten Auskopplung mussten sich Fans des stark soul-geprägten Debüts dennoch erst gewöhnen: Plötzlich tönt aus den Boxen absolut radiotauglicher Elektro-Pop. Sämtliche Einflüsse von Funk oder R'n'B sind wie weggewischt. Nur keine Sorge: Auf Albumlänge finden sich solche aber nach wie vor zu Hauf.
Bereits im zweiteiligen Intro bekommen Trompeter Miloud Carl Sabri und Saxophonist Sven Meinild eine Menge zu tun, auch "Cloak & Dagger" hauchen sie den Charme der Pop-Musik vergangener Tage ein und machen bewusst: Bläser, die nicht von künstlichen Synthies imitiert werden, gibt es im Pop deutlich zu selten. Der Asteroids Galaxy Tour verhelfen sie hier zu eigenem Charakter und
dem Hörer zu bester Laune.
Die Liebe zur Disco der 70er Jahre können Mette Lindberg
und Songwriter Lars Iversen nicht verbergen ("Major",
"Fantasy Friend Forever", "When It Comes To Us"). Der quirlige Gesang Lindbergs harmoniert gut mit den fröhlichen Handclaps und ausschweifenden Orgelausflügen. Nur einmal greift Lindbergs Gesangsführung daneben: Die Strophe des "Suburban Space Invader" weckt unangenehme Erinnerungen an Aquas "Barbie Girl". Die tiefen Töne stehen Lindbergs eigener, unangepasster Stimme besser ("Ghost In My Head"). An Coolness ist sie hier kaum zu überbieten.
Dann und wann sorgen auch sonnige Surf-Anleihen ("Out Of Frequency", "Theme From 45 Eugenia") für Sommerlaune. Und überhaupt: Das Leben des Lars Iversen muss ein irre witziges sein. Schlechte Zeiten scheint der Mann nicht zu kennen. Offenbar bestens gelaunt schrieb er für sich und seine Asteroids Galaxy Tour ein kreatives und feines Sommeralbum.
Dabei bewegt sich das illustre Sextett recht nah an der Idealvorstellung der lustigen Welt der Popmusik: Ungefährlich, facettenreich und handgemacht, bonbonbunt und tanzbar, aber dennoch nicht überzuckert. Dank der Stimme Lindbergs und dem 360-Grad-Songwriting Iversens macht "Out Of Frequency" üble Lust auf den Sommer. Der kann nun getrost kommen, die Platte dafür liegt vor.
4 Kommentare
Hab da schon vor der Review mal reingehört und ich wusste die ganze Zeit nicht, ob ich das cool oder nervig finden soll. Spätestens bei "Heart Attack" war dann aber wirklich Schluss. Die erste Platte ist also souliger? Vielleicht sollte ich es damit nochmal versuchen. Irgendwie spannend klang das Ganze ja schon ...
heart attack fand ich irgendwie cool, wenn auch trashig
Heart Attack is kacke, aber ansonsten mag ich die Band
Hab mir die Platte jetzt doch gekauft. Ausnahmsweise bringt es Plattentests.de diesmal auf den Punkt: "Der Hörer wird gezwungen, sich einfach fallen zu lassen und keine Fragen zu stellen." Und wenn man das tut, ist es wirklich ein ziemlich cooles Sommeralbum!