laut.de-Kritik
Promikind debütiert mit Folkpoprock.
Review von Giuliano BenassiKind eines berühmten Elternteils zu sein, ist zugleich ein Segen und ein Fluch. Ein Segen, weil die Türen offener stehen als bei normalen Sterblichen, ein Fluch, weil die Öffentlichkeit nur darauf wartet, Parallelen zu ziehen. So gesehen hat es Ben Taylor doppelt schwer: Er ist der Sohn von James Taylor und Carly Simon, die in den 70er Jahren zu den bekanntesten internationalen Popgrößen zählten.
Schon der Titel seines Debütalbums "Famous Among The Barns" (berühmt unter den Scheunen) zeugt jedoch von einer gesunden Unbeschwertheit. Wen interessiert es, scheint die Botschaft zu lauten, ich mache Musik und daran sollt ihr mich messen. Die stimmliche Nähe zum Papa ist unverkennbar, dennoch beweist der melodietragende Bass im Opener, dass durchaus eigenständige musikalische Fähigkeiten vorhanden sind. "Du kannst nicht genug aufpassen, wenn es um Freunde geht, mit denen du dich umgibst", dichtet Taylor nüchtern in der zweiten Strophe.
Nach den recht leisen Tönen von "Island" überrascht "Let It Grow" mit einem scheppernden elektrischen Klang und echoig-psychedelischen Stimmen. "Vom Alkohol besoffen, kann mir niemand zutrauen, meinen Frust unter Kontrolle zu bringen. Außerdem neige ich zu extremer Übertreibung und verbringe meine Morgende mit vorwurfsvollem Nachdenken", singt Taylor mit warmer Stimme und bestätigt den Eindruck, dass es sich hier um ein Album der persönlichen Art handelt.
Überhaupt spielen sich die Texte der Lieder meist am frühen Morgen ab. Die musikalische Begleitung ist auch in etwas fröhlicheren Stücken wie "Day After Day" oder "Just Like Everyone Else" eher melancholisch und erinnert in dieser Hinsicht an die Smiths, ohne aber deren politischen Anspruch zu erheben. Bei genauem Hinhören scheint Morrissey seine Spuren in der Stimme Taylors hinterlassen zu haben, die den Mittelpunkt der Band bildet. Gut arrangiert, begleitet ihn seine Combo mit folk-pop-rockigen Tönen, die mal ruhiger, mal frenetischer ausfallen. "No More Running Away" besitzt Hörwurmqualitäten, "Mushroom Dance" könnte dagegen von seinem Vater stammen.
Ein Debütalbum, das vielleicht keine Zeichen setzt, aber durchaus Hoffnung auf mehr macht. Auf jeden Fall dürfen die Eltern stolz auf ihren Sprössling sein - zumal sie als Gastmusiker mit von der Partie sind.
1 Kommentar
...was ist mit den anderen Alben, die er rausgebracht hat? Im Verhältnis zur Musik seiner Eltern mache er "urbane" Folkmusik, was immer das heissen mag, aber ich finde, das trifft es. Sehr ruhig und mit Tiefgang, aber immer wieder überraschende Melodien, und seit der Collabo mit David Saw sind die Klänge einfach unvergleichlich schön geworden. Ich habe bei meiner letzten USA-Reise alles gekauft, was ich kriegen konnte, besonders das letzte Album "Another run around the sun" kann sich hören lassen. In Deutschland waren die alten Alben alle teure US- oder UK- Importe, das in einer Woche erscheinende "The Legend of Kung Folk" ist jetzt zum normalen Preis zu bekommen. Ich freue mich schon sehr darauf, die auf myspace zu hörenden Songs sind toll.
Liebe Grüße
roseanna