laut.de-Kritik

Wenn auf den Kot gedroschen wird, wirds dreckig.

Review von

Der gemeine Bluesfreund durfte sich 2004 ordentlich einen von der Palme wedeln. "Rubber Factory" war so ziemlich das genialste Statement der letzten Jahre in Sachen moderner Blues.

Jetzt hat sich das Duo aus Akron, Ohio, doch relativ viel Zeit gelassen, um einen Nachfolger zu präsentieren. Von der Grundmixtur hat sich nichts entscheidendes geändert. Gitarre und Schlagzeug stellen nicht nur das Fundament der Black Keys dar, sondern tragen nach wie vor auch ihren kompletten Kosmos.

Auch wenn es intrumentell fast unmöglich erscheint, Dan Auerbach und Patrick Carney klingen noch roher als Anno 2004. Es gibt zwar nach wie vor Dumpfbacken, die die Black Keys wegen ihrer Instrumentierung in einem Atemzug mit den beiden Whites stecken. Spätestens jetzt aber sollte auch dem letzten Dorfdeppen klar sein, dass hier ein anderer Wind weht als in Detroit.

Die Brise aus Ohio fußt einzig und allein auf dem Erbe des Blues. Popsongs hören sich anders an und funktionieren kaum mit den hier offenbarten Gegensätzen. Schrägen Gitarren-Licks folgen sanfte Parts. Eingestreute Breaks fordern die gesamte Aufmerksamkeit des Hörers. Die Black Keys verlegen sich auf "Magic Potion" darauf, sperriger als zuvor zu klingen. Die luftige Rhythmik ist hämmernden, scheppernden Beats und sägenden Riffs gewichen. In der Tat haben Auerbach und Carney ein wenig an Härte zugelegt, was auch an der Bekömmlichkeit der Tracks etwas ändert: Sie gehen nicht mehr so leicht ins Ohr wie auf dem Vorgänger.

Zwar zielen Songs wie "Your Touch" immer noch in die Hüftgegend, setzen dort aber den einen oder anderen heavy Punch. Der Zaubertrank, der sich wie der Wolf im Schafspelz auf dem Cover hinter einem Fabergé Ei verbirgt - hält jedoch auch besinnliche und schleppende Momente parat. "You're The One" brilliert als melancholischer Schmachtfetzen.

Überraschend ist es nicht unbedingt, wenn das Label damit hausieren geht, dass ein Billy Gibbons zum Black Keys-Fan mutiert ist, schließlich versprüht Herr Auerbach den selben Spielwitz, den der ZZ Top-Klampfer früher einmal sein Eigen nennen konnte.

Die erwähnte Zurückgenommenheit drückt sich am prägnantesten in den Momenten aus, in denen kaum ein Ton erklingt und der Song erst einmal ausstottert, ehe die zwei wieder ordentlich auf die Kacke hauen. Und wenn auf den Kot gedroschen wird, wirds dreckig. Das ist beim vierten Versuch auf Albumlänge einmal mehr die zusammenfassende Maxime.

Trackliste

  1. 1. Just Got To Be
  2. 2. Your Touch
  3. 3. You're The One
  4. 4. Just A Little Heat
  5. 5. Give Your Heart Away
  6. 6. Strange Desire
  7. 7. Modern Times
  8. 8. The Flame
  9. 9. Goodbye Babylon
  10. 10. Black Door
  11. 11. Elevator

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LAUT.DE-PORTRÄT The Black Keys

Ein großer Dünner (Patrick Carney) und ein Kleinerer (Dan Auerbach) überraschen Anfang des 21. Jahrhunderts mit einer aufregenden Mixtur aus Blues, …

2 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Bin ein absoluter "Befürworter" (Fan hört sich bescheuert an, erninnert an dumme Groupies) dieser Band und habe bei Amazon eine ausführliche Bewertung geschrieben, die ich euch nicht vorenthalten will. Ein bisschen Feedback ob meines Schreibstils wäre schön da ich gedenke, demnächst CD-Rezenssionen für eine Uni-Zeitschrift zu verfassen. Irgendwelche Tips? Oder kann es sich sehen lassen? Thx schonmal

    ... ähnelt sehr stark dem, was einen auf diesem Album erwartet.

    Ich kenne diese Band erst seit einem knappen Jahr, hab auf LastFM zufällig "Just Got To Be" von eben diesem Album gehört, und mich sofort in diesen rohen, schmutzigen und himmlisch simplen Sound verliebt. Wochen später hatte ich dann darüber hinaus sowohl "Thickfreakness", als auch "Rubber Factory" in meinem Regal stehen, wobei mir besonders letzteres sehr imponiert. Wer die Radiergummifabrik kennt, der wird auf diesem Album, so meine einzige Kritik, ein bisschen die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit der Songs vom Vorgängeralbum vermissen.

    ... und je weiter und intensiver der Dreck fliegt, desto größer das Leuchten in den Augen

    Ein weiterer, weit verbreiteter Fehler ist es, die schwarzen Tasten mit den weißen Streifen zu vergleichen. Das sind einfach zwei verschiedene Sounds. Man stelle sich die beiden Bands mal kurz als Klopapier vor.

    The White Stripes: Oh, ein hip gestreiftes Klopapier in den Orignalfarben Rot, Weiß und Schwarz. 5-lagig, aus 50% recycletem Papier. Es gibt einem bei der Benutzung jederzeit ein recht gutes Gefühl, auch wenn es teilweise schon fast zu soft, zu nachgiebig ist. Es macht das, was man erwartet. Nach der Benutzung wirft man es brav in die Schüssel, spült es runter, und nimmt wieder seine normalen Tätigkeiten auf.

    The Black Keys: Autsch. Graues Klopapier mit rustikalen Noppen. Erinnert an ein runtergekommenes Motel (am besten in Akron, Ohio). 1-lagig, zerfleddert und zerrissen vom Vorgänger. Besteht aus 90% recycletem Papier, die restlichen 10% müssen wohl Sägespäne sein... Schon bei der ersten Benutztung "brennt" sich dieses rauhe Etwas ein. Es zwickt und beißt - und erfüllt komplett seinen Zweck. Mit dem Unterschied, das man dieses gewisse "Zwicken" auch noch einige Zeit nach der Benutztung an den bestimmten Stellen spürt. Und bei Gott - sollte man sich nicht die Nase damit putzen. Was ich damit sagen will:

    ... jeder, der auch nur einen Funken Blues im Blut hat, wird sich Augenblicklich in diesen rohen, urigen Sound der Keys verlieben, auch wenn deren Amps und Verstärker ein Zehntel derer der Stripes gekostet haben. Ein Schuss ins Herz, ein dickes saftiges Steak für die Seele. Der wahrlich nicht schlechte, aber lange nicht so ehrliche, teilweise auch überoptimierte und angepasste Sound der White Stripes bietet schlicht nicht so eine gute Identifikationsfigur wie "The Black Keys".

    ... und insgeheim hofft man, dass die nächste Pfütze noch tiefer, noch derber, noch viel schmutziger ist, auch wenn Mama das Wäschewaschen hasst.

    Zum Album selbst. Keys typisch ist weiterhin der unglaublich füllende, dynamische Sound, wenn man bedenkt, dass hier eine 2-Mann Kapelle am Werk ist. Carney's Schlagzeugspiel gleicht einer alten, rostigen Dampflokomotive, deren Kufen scharf wie Rasierklingen sind und unaufhaltsam einen eingängigen Rhytmus nach vorne peitschen ("Your Touch"). Dan's Klampfenspiel hingegen personifiziert den alten, erfahrenen, rußigen, mit Narben und Verbrennungen gesegneten, Bourbonwhiskey-getränkten Lokführerfuchs, der genau weiß, wie und wann er sein Ungetüm auch mal sanfter anpacken muss (brilliant: "You're the One"). Dass sie zusammen unschlagbar sind, niemals zu spät kommen und immer genau da sind, wenn man sie braucht, weiß dabei ein jeder Fahrgast.

    Fazit: 5 Sterne, absolut verdient, auch wenn imo "Rubber Factory" noch ein wenig besser ist. So roh, dreckig und dabei zutiefst ehrlich, wie es guter Bluesrock nur sein kann.

    HUCH, das is ja teilweise unsachlich !!! Ignoriern, das lesen Leute die entweder extrem schlau sind, extrem dumm sind, oder viel zu viel kiffen, oder viel zu wenig kiffen. So far...

  • Vor 16 Jahren

    hab die band jetzt letztens erst gefunden und direkt mal drei laben bestellt

    einfach genial meiner meinung nach