laut.de-Kritik

Kurz vorm Wahnsinn, kurz vorm Durchdrehen.

Review von

"First Day" ist ein Hit. Energiegeladen, unumstößlich steht er da und gräbt sich mit seinem Gleichschritt-Rhythmus durch die Ohren ins Gehirn. Dort verweilt er als Ohrwurm, der auch in der Kopf-Anlage das Tempo beständig nach oben dreht. Er erzählt von Erniedrigung und Unterwerfung, doch hört man, dass ein solcher Song mit seiner melodischen Stärke über all dem steht.

Auch der Opener "Le Garage" ist ein feuriger Kandidat. Schon dieser erste Song macht klar, woher der Wind bei den Futureheads weht. Mehrstimmiger Gesang und unkonventionelle Dreher in den Melodien machen die Band eigen. Zackig geht es da voran, kaum ein Moment, in dem das Schlagzeug nicht treibend den Song voran prügelt.

"A To B" bedient sich an Beach Boys-Gesangsharmonien, doch auch hier fehlt der trampelnde Rhythmus nicht. Eine gewöhnungsbedürftige Mischung. Dagegen kommen auf "Decent Days And Nights" die Melodien, Harmonien und Rhythmus wieder ins Lot. Ein Stück zum gepflegten Durchdrehen, Ausbrechen, wütend sein oder jauchzen. Die sehr eigene Coverversion von Kate Bushs "Hounds Of Love" versetzt den Hörer in eine ähnliche Stimmung, doch ist der Song dabei wesentlich gelassener, sanfter.

"The City Is Here For You To Use" setzt über den treibenden Rhythmus des Schlagzeugs eine eher ruhige, klare Melodie. Ein sehr aufgeräumtes, schönes Lied. Auch mit "Trying Not To Think About It" schaffen die Jungs einen wunderbar straighten, unangestrengten Song. "Man Ray" klingt dagegen wunderbar zischend verletzt und aggressiv, kurz vorm Wahnsinn, kurz vorm Durchdrehen.

Das Markenzeichen der Band - ihr mehrstimmiger Gesang - macht manche Tracks zu etwas Besonderem, andere verwässern unter der Last der dick aufgetragenen Instrumente und der darüber geschichteten Stimmvielfalt. Da wird aus Vielfalt schnell Unübersichtlichkeit und Wirrwarr. Leider klingen einige Songstrukturen etwas undifferenziert, was es schwierig macht, sich auf das Album ganz einzulassen. Durchhören ist fast unmöglich. Aber dafür gibt es ja die Peaks, die man sich immer und immer wieder reinziehen möchte.

Trackliste

  1. 1. Le Garage
  2. 2. Robot
  3. 3. A to B
  4. 4. Decent Days And Nights
  5. 5. Meantime
  6. 6. Alms
  7. 7. Danger Of The Water
  8. 8. Carnival Kids
  9. 9. The City Is Here For You To Use
  10. 10. First Day
  11. 11. He Knows
  12. 12. Stupid and Shallow
  13. 13. Trying Not To Think About Time
  14. 14. Hounds of Love (new mix)
  15. 15. Man Ray
  16. 16. Decent Days And Nights (Chris-Lord Alge Remix) (vox up)
  17. 17. Hounds of Love (Chris Lord Alge mix - Vox up) radio version

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