laut.de-Kritik

Der Hood-Romantiker lässt den Trap-Trend vorbeiziehen.

Review von

"Streets Of Compton" ist der Soundtrack zu der gleichnamigen, dreiteiligen Serie, die vom US-Fernsehsender A&E ausgestrahlt wurde. Die Serie beleuchtet auch anhand von Augenzeugen die Geschichte Comptons, dem berühmten Vorort von Los Angeles. Dabei tritt der Kontrast zwischen dem ehemaligen Mittelstands-Viertel aus den 50er Jahren und dem rohen Pflaster einer in Gang-Rivalitäten verstrickten Hood der 90er Jahre hervor.

Dass dieses Thema wie geschaffen für den Hood-Romantiker The Game ist, der besonders im Hinblick auf seine Rap-Vorbilder der frühen 90er Jahre in einer Art Compton-Nostalgie haust, liegt wohl auf der Hand. Trotz der vielen Reminiszenzen, die The Game seit anno dazumal immer wieder von sich gibt, klingen diese elf Tracks nicht nach Vergangenem, sondern platzieren sich im Hier und Jetzt, ohne dem Trap-Trend hinterher zu hecheln.

Mit einem mühselig pumpenden, Gesang sampelnden Beat rumpelt der Compton-MC mit seinen beiden Mitstreitern J3 und Payso durch die Straßen und fordert: "Support Compton". Klar, sie haben es geschafft, trotz der Gang-Kriminalität, oder gerade deswegen. Die Angeberei hält sich im ersten Track der Platte trotzdem zurück, man hört einen nachdenklich, langsam alternden Jayceon Taylor.

Daran schließt sich direkt der wohl stärkste Track der Scheibe an: "Roped Off". Der unaufgeregt tickende Beat, der eine nebulöse Gesamt-Atmosphäre schafft, passt hervorragend zu Games Lyrics: "Been shot a couple times, but I'm alive / Hub City hustler, I'll show you how to survive." Problem und Boogie ergänzen die Straßenerzählungen. Es macht Spaß ihnen zuzuhören, auch wenn einem dabei ein gewisser Schauer über den Nacken fährt.

Nicht nur Game, sondern in besonderem Maße auch die Dokumentation veranschaulicht, wie es aktuell um die Gang-Landschaft in Compton aussieht, wer wen bekriegt, wer dabei auf der Strecke bleibt und zu welchen unmenschlichen Szenen das führen kann. Am Mic beackert Game diesen Umstand in "Gang Signs" ausführlich: "When the gang signs go up / You see your life flash right before your eyes / And you know what / That's how it is on the west side." Besondere Bedeutung bekommt der Song im Verbund mit der Serie und den Abgründen, die die Macher im Zuschauer hervorrufen. Gänsehaut-Feeling.

In "Death Row Chain" erzählt er wieder einmal, wie N.W.A. sein Leben veränderten, wie Dr. Dre und Snoop Dogg weltbekannt wurden und wie die Todesfälle von 2Pac und Biggie die Rapwelt umpflügten. Außerdem erfahren wir seine Lieblingsalben und wer es sonst noch so drauf hat. Auch die Doku zeigt noch einmal aus einer leicht veränderten Perspektive, für alle die den Streifen "Straight Outta Compton" nicht gesehen haben sollten, wie die Crew um Eazy E durchstartete und den Kids auf den Straßen einen Soundtrack kreierten. Das geht schon klar, sticht jetzt aber weder heraus noch hat der Track die Power, eine Wurst vom Teller zu ziehen.

Zwar verzichtet Taylor auf schlimmere Skip-Kandidaten, schwimmt aber über Strecken doch zu sehr im Mittelmaß. Die positive Entwicklung, die sich auch schon bei "The Documentary 2" anbahnte, führt Game auf "Streets Of Compton" nahtlos fort: Er versucht nicht krampfhaft so zu klingen wie seine Feature-Gäste, sondern bringt genug Selbstbewusstsein mit, um nach sich selbst zu klingen. Ansonsten umgarnt ein mittelspannender, vereinzelt starker Soundtrack eine absolut sehenswerte, berührende Dokumentation über Compton.

Trackliste

  1. 1. Support Compton (feat. J3 and Payso)
  2. 2. Roped Off (feat. Problem and Boogie)
  3. 3. Hit The News
  4. 4. Bullshitt
  5. 5. Can't Wait
  6. 6. Gang Signs
  7. 7. Unfollow Me Bitch (feat. Problem)
  8. 8. The Chronic (feat. AD & AV)
  9. 9. Like Me
  10. 10. Death Row Chain
  11. 11. For The Homies (feat. Micah & Payso)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Game,the – Streets of Compton €3,02 €3,00 €6,02

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT The Game

Auf der Straße spielen Hip Hops schönste Geschichten. Bestes Beispiel dafür liefert ein gewisser Curtis Jackson, der sich mit krimineller Vergangenheit …

1 Kommentar

  • Vor 8 Jahren

    Ist zwar kein richtiges Album, aber ich find's mal wieder ziemlich enttäuschend. Hab da schon deutlich mehr erwartet, vor allem aufgrund der wenigen Tracks und den wenigen Features. Mit viel Wohlwollen kann man da noch drei Punkte für geben.