laut.de-Kritik

Mutige hören das bei voller Lautstärke und mit geschlossenen Augen.

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Mutige Menschen hören "Excavatian" bei voller Lautstärke und mit geschlossenen Augen. The Haxan Cloaks zweites Konzept-Album, eine Reise über die Grenze des Todes hinaus, fesselt vom ersten Augenblick an. Basslastig, böse und betörend stülpt "Excavatian" seine eigene verdorrte Welt über die reale. Das Hier und Jetzt verkommt zu einer aschfahlen Erinnerung. Minimalistisch, in Zeitlupe, fast schon totalem Stillstand zieht brutale Schönheit in ihren Bann. Akustische Notzucht ohne Rücksicht auf Verluste. Down In A Hole.

Selbst in der Dunkelheit von "Excavatian" leben Schatten. Die einzelnen kompromisslosen Einschläge durchbrechen fischblütige Stille, bedrohliche Weite und alptraumgeplagter Dämmerschlaf. Pragmatiker entdecken eine Mischung aus Dark Ambient, Witch House und Drone. Doch Schubladen sind im Anblick des Abgrundes vollends egal.

Nur ein kurzes Vorspiel eröffnet "Consumed". Eine Reminiszenz und Verbindung zum Vorgänger "The Haxan Cloak" und dessen Geschichte eines Sterbenden. Ein Kafkaeskes Bild entsteht vor dem inneren Auge - 21 mitleidlose Bassschläge werfen einen wie Ungeziefer auf den panzerartigen Rücken, kläglich dünne Beine flimmern hilflos.

"Excavation (Part 1)" folgt dem Kaninchen immer tiefer in seinen Bau. Der Nachhall verschreckter Trip Hop-Beats versetzt gallig die Klangkollage. Bevor man sich zu sehr auf der sicheren Seite wiegt, zerbricht elektronisches Störfeuer das aufkommende Ambiente. Ein um sich schlagender Dubstep-Fiebertraum und das Wispern einer geistesabwesenden Melodie tränken Teil zwei.

Ein abgeschnittener und markerschütternder Schrei durchdringt die Stille, die "Mara" hinterlässt. Beängstigend kriecht "Miste" auf seinen gespiegelten Rhythmen wie auf blutenden Stümpfen voran. Bobby Krilic, der Kopf hinter The Haxan Cloak, zeigt ein Furcht einflößendes Gespür für Horror und Terror. Es geschieht nicht viel, doch was geschieht, trägt eine dämonische Intensität in sich. Nicht umsonst erinnern die letzten Takte von "Miste" an den frühen John Carpenter, den Meister des subtilen Grauens.

Das epische "The Drop" bremst die Geschwindigkeit ein letztes Mal auf ein Mindestmaß herab. Ein zaghafter Funke Hoffnung umgibt seine simple Synthesizer-Melodie: Dieser trügerische Moment in einem Zombie-Film, in dem man hofft, die verbliebenen Protagonisten kämen mit dem Leben davon. Nur um im Abspann wieder mal eines Besseren belehrt zu werden. Wir wissen alle, wir erliegen einem Trugschluss und so zerfranst und zerbricht der sonore Leitfaden. Gemeuchelt von dämmrigen Percussions, ratternden Ketten, aufreibenden Strings und einem herzlosem Bass. Eine selbstzerstörerische Abwärtsspirale zu einem langsamen und qualvollen Tod.

"The Drop" verhallt und ein kurzer Moment der Stille tritt ein. Es dauert einen Augenblick, bevor ich feststelle, dass die Welt um mich herum immer noch existiert. Unverändert. Ich verlasse die Wohnung, fahre mit der Elektrischen ins Freie vor die Stadt. Der Wagen, in dem ich alleine sitze, wird ganz von warmer Sonne durchflutet.

Trackliste

  1. 1. Consumed
  2. 2. Excavation (Part 1)
  3. 3. Excavation (Part 2)
  4. 4. Mara
  5. 5. Miste
  6. 6. The Mirror Reflecting (Part 1)
  7. 7. The Mirror Reflecting (Part 2)
  8. 8. Dieu
  9. 9. The Drop

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