laut.de-Kritik

Wiederholungen als Garant für schwere Augenlider.

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Lange Zeit kursierte der Name The Neighbourhood wie ein Mysterium durchs Internet. Da gab es diesen atmosphärischen, mit leichten Industrial-Elementen angereicherten Indie-Dreiminüter "Female Robbery", der sich Anfang 2012 wie ein betörender Klangvirus ausbreitete – sich aber keiner organischen Gemeinschaft zuordnen ließ. Erst im April 2013 fand ein BBC-DJ heraus, wonach viele neugierige Szene-Liebhaber monatelang verzweifelt suchten – nämlich den Namen der Verantwortlichen, die hinter The Neighbourhood stecken. Als da wären: Sänger und Kopf der Band Jesse Rutherford, die beiden Gitarristen Jeremy Freedman und Zach Abels, sowie Drummer Bryan Sammis und Bassist Mikey Margott.

Dass es die Band in einer transparenten Zeit, in der Wissensdurstige schon heute wissen, welchen Schlüppi Lady Gaga nächste Woche tragen wird, schafft, ihr Profil über einen derart langen Zeitraum vor aller Welt zu verheimlichen, verdient höchsten Respekt. Damit ist ein großflächiges öffentliches Interesse schon mal garantiert.

Doch wie steht es um den Hauptgang? Was verbirgt sich hinter der rätselhaften Schwarzweiß-Fassade der Kalifornier? Hat sich das ewige Versteckspiel für den Hörer gelohnt? Die Antwort lautet: Jein; denn leider hat der Inhalt des Debütalbums nicht ganz so viele spannende und aufregende Momente zu bieten, wie die vorangegangene Hide and Seek-Phase.

Das liegt vor allem daran, dass sich bereits nach der Hälfte des Albums eine strukturelle Vorhersehbarkeit präsentiert, die vieles von dem zunichtemacht, was zu Beginn noch aufhorchen lässt. Der vermeintlich magische Mix aus sphärischen Background-Flächen, schwingenden Beats und pointiert eingesetzten Indie-Gitarren, im Verbund mit Rutherfords klarem, aber dennoch mystischen Organ, verliert bereits beim vierten Song namens "Everybody's Watching Me" an Wert.

Wiederholungen sind zwar kein Garant für schwere Augenlider, doch können sie schnell zu einem werden, wenn nicht der eine oder andere Aha-Effekt für Abwechslung sorgt. Der Begriff Facettenreichtum scheint im Wortschatz der Band allerdings keine sonderlich große Rolle zu spielen.

Schade. Denn mit Songs wie "Sweater Weather", "Alleyways" oder dem finalen "Float" beweist das Quintett mitunter, dass es zu weit mehr in der Lage ist. Plötzlich schiebt sich die Sonne zwischen graue Wolkendecken, das Tempo wird angezogen und zwischen Pop, Hip Hop und crunchigem Indie-Rock, scheint es keine Barrieren mehr zu geben. Leider sind das nur Tropfen auf einem heißen Stein, der ansonsten gelangweilt in der Mittagshitze vor sich hin brutzelt.

Trackliste

  1. 1. How
  2. 2. Afraid
  3. 3. Everybody's Watching Me
  4. 4. Sweater Weather
  5. 5. Let It Go
  6. 6. Alleyways
  7. 7. W.D.Y.W.F.M.?
  8. 8. Flawless
  9. 9. Female Robbery
  10. 10. Staying Up
  11. 11. Float

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