laut.de-Kritik

Nonchalante Rückkehr zu den Reggae- und Ambient-Roots.

Review von

Betrieben The Orb aka Thomas Fehlmann und Alex Paterson zuletzt auf Kompakt eher technoide Klangforschungen, geht es jetzt wieder ruhiger und experimenteller zu. Trotzdem bleibt so eine Unternehmung natürlich weit davon entfernt, zur reinen Hintergrundbeschallung oder musikalischen Ausgrabungsstätte zu verkommen.

Dubbige Epen à la "I Wish I Had A Pretty Dog" haben verdient, dass man genau hinhört und die vielen Schichten aus Samples und Hall würdigt. Wo sich britische und deutsche Musiktradition treffen, markiert Ambient natürlich nicht nur bei The Orb von jeher eine bedeutende Schnittstelle. "Ununited States" zeigt einen imposanten Vertreter dieses Genres: eine Ballade mit Trompete und Klavier, die Walgesang-Synthies umgarnen. Der Titel kann sicher zur Zeit politisch verstanden werden. Er passt jedoch eigentlich nicht zum Klangbild, wo doch alles ziemlich vereint scheint.

Es wäre kein Problem in diesem Genre, ein komplettes Album ohne Vocals zu produzieren, aber gerade die Wahl der Features fügt bei Songs wie "The End Of The End" noch Einiges hinzu. Sängerin Emma Gillespie steuert bei diesem großvolumigen Slow Beat-Monster die Vocals bei und klingt dabei ein bisschen wie Dido, nur ohne deren Hang zum Kitsch.

Ein weiterer Gesangsgast, Hollie Cook, Sängerin der Slits, steuert bei "Rush Hill Road" eine rauchige Pop-Note zum Reggae-Beat bei. Sicherlich eines der radiotauglicheren Stücke auf dem Album, wobei es auch wieder eine Kunst ist, so eine doch recht allgemeinverdauliche Perle selbstverständlich neben Abstraktionen à la "Wolfbane" zu platzieren. Dieser Song scheint aus einer verjazzten Ketamin-Höhle zu stammen, Obskuritätenflohmarkt galore. Passend dazu kommt ein Sample von Nate Doggs "Smoke Weed Everyday" in ultra langsam gepitchter Form zum Einsatz.

"Isle Of Horn" stößt in ein ähnliches ... äh ... Horn, hier geht es jedoch etwas subtiler zu: Am Anfang verstört ein schmatzendes Geräusch, Munchies, ich meine, euch trapsen zu hören. Hernach fällt die stetige, unmerkliche Veränderung und Verwandlung des Tracks auf, der spannend bleibt, obwohl vordergründig immer derselbe Teppich vor sich hinwabert.

Selbst Zeitgenossen, die Dub- und Reggae-Sounds normalerweise ablehnend gegenüberstehen, lässt sich mit Schmeichlern wie "Easy On The Onions" zumindest eine Daseinsberechtigung des Genres verklickern. Vor allem die immer wieder aufblitzende Musikalität mittels Einsatz von Piano, Gitarren oder Trompeten gelingt Thomas und Alex hervorragend.

The Orb kehren mit "No Sounds Are Out Of Bounds" zu ihren Reggae- und Ambient-Roots zurück und liefern triumphale Klangwelten, die sich sowohl vom Standard-Dub als auch den meisten aktuellen Electronica-Produktionen nonchalant absetzen.

Trackliste

  1. 1. The End Of The End
  2. 2. Wish I Had A Pretty Dog
  3. 3. Rush Hill Road
  4. 4. Pillow Fight @ Shag Mountain
  5. 5. Isle Of Horns
  6. 6. Wolfbane
  7. 7. Other Blue Worlds
  8. 8. Doughnuts Forever
  9. 9. Drift
  10. 10. Easy On The Onions
  11. 11. Ununited States
  12. 12. Soul Planet

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