laut.de-Kritik

Britrock in alter Manier, ohne experimentelle Ausbrüche.

Review von

Music for the heavy-hearted lads.

Eigentlich kennt man die Pigeon Detectives ja so: bierfeucht-fröhlich, immer einen Witz auf den Lippen nach dem Motto "Wir wollen größer sein als die Beatles", mit ordentlich Parkettkost und Mitgröl-Refrains im Gepäck und natürlich live immer in bester Rampenlaune. Stets bereit, den Gig um die Ecke zum ausufernden Feiermarathon auszuweiten und noch ein paar Songs mehr zu trällern. Auf "Wait For Me" ging es hauptsächlich um eins: Frauen. Kennenlernen ("Caught In Your Trap"), spätpubertäre Beziehungen ("I Can't Control Myself"), Schlussmachen oder Verlassenwerden ("I Found Out") – das weibliche Geschlecht wurde auf dem Debüt ausführlichst thematisiert und beleuchtet.

Das alles kam vor allem in der Heimat außerordentlich gut an, verhalf den Briten zu ungeahnten Chartplatzierungen und zügig wachsender Bekanntheit. Nach rasantem Start folgte das große Hypegeschrei, ausverkaufte Singles und Touren ließen nicht lange auf sich warten – die Art von Karriere also, die man sich als Band so wünscht. Doch Halt! Was die Herren aus Leeds auf der neuen, nach nur einem Jahr erscheinenden Platte "Emergency" verlauten lassen, klingt ganz und gar nicht nach entspannter Zufriedenheit.

Glaubt man den Lyrics, hat der Ruhm den Detectives nämlich ganz schön aufs Gemüt geschlagen. Ließen die Jungs einst noch großspurig verlauten "We just want to be rich and famous", heißt es auf der neuen CD mittlerweile missmutig und niedergeschlagen "Everybody Wants Me Now". Ging es früher darum Frauen aufzureißen bzw. rumzukriegen ("You Know I Love You"), besingen Bowman und Co. nun eben die (vermeintlichen) Härten des Stardaseins. Symptomatisch ist da schon der Quasi-Albumtitel und Opener, dabei wünscht man den Briten doch vielmehr, dass sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen könnten.

Was den Klang angeht, hat sich dagegen nicht viel verändert. Der Fünfer kommt immer noch ultra rockig daher, vermengt Pop, Alternative und Rock'n'Rolliges zum bekannt munteren Mitwipp-Mix und bedient sich unverblümt im britischen Indieteich. Einzig "Nothing To Do With You" schraubt die Gitarren etwas zurück und stellt die Gefühle in den Vordergrund.

Die restlichen Tracks kommen da doch gehörig zackiger daher. "Keep On Your Dress" erinnert schwer an The Kooks, "Making Up Numbers" ruft The Rifles ins Gedächtnis und auch sonst findet man auf "Emergency" wenig Experimentelles. Dafür beherrschen es die Pigeon Detectives nach wie vor formidabel, lockere, einprägsame Songs rauszuhauen, die man gerne und immer mal wieder nebenher durchhört oder zum Tanzen einlegt.

Nachhaltigkeit war wohl auch diesmal nicht das Kredo, unterhaltsam ist das Zweitwerk aber allemal und bringt inklusive Bonustrack 14 Songs bzw. gute 42 Minuten feinsten Britrock mit. Ob einem Bowman und seine Kumpels nun wegen des vielen, vielen Erfolgsstresses leid tun sollen, kann jeder selbst entscheiden. Fest steht, das die neue LP genug Hitpotential enthält, um auch diesmal wieder die Hitlisten zu erklimmen und Fanscharen zu den Konzerten zu treiben. Da wartet also noch genügend künftige Arbeit auf das Quintett, die man dann ja vielleicht im kommenden Album etwas besser aufgelegt besingt.

Trackliste

  1. 1. This Is An Emergency
  2. 2. I'm Not Gonna Take This
  3. 3. Keep On Your Dress
  4. 4. Don't You Wanna Find Out
  5. 5. I'll Be Waiting
  6. 6. She's Gone
  7. 7. Nothing To Do With You
  8. 8. I'm A Liar
  9. 9. You Don't Need It
  10. 10. Say It Like You Mean It
  11. 11. Love You For A Day (Hate You For A Week)
  12. 12. Making Up Numbers
  13. 13. Everybody Wants Me

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