laut.de-Kritik
Die Rifles sind mehr als ein weiterer Zitierverein aus UK.
Review von Dominik KrausHände hoch! Hier kommen die Rifles. Und sie schießen scharf. Und auch wenn es auf Dauer doch eher lächerlich und in höchstem Maße unglaubwürdig wirkt, alle zwei Wochen das "nächste große Ding" aus dem König(innen)reich jenseits des Ärmelkanals zu verkünden, so haben die Rifles im Gegensatz zu vielen ihrer Ding-Vorgänger mit Sicherheit eine Zukunft.
Stilsicher und ohne störende Firlefänzchen servieren sie auf "No Love Lost" englischen Rock, der sich nur sehr bedingt unter dem beliebten Britpop-Mäntelchen subsumieren lässt. Tighte Drumgrooves, lässige Gitarrenriffs, ein Gesang, der zwischen den guten alten Madness und dem noch besseren alten Paul Weller swingt, ein Bass, der dies alles mit einfachen, aber höchst effektiven Lines unterlegt. Alles da. Und catchy Hooklines obendrauf. So macht man einen guten Rocksong.
Variabel in Tempo, Groove und Style erzählen die elf Songperlen in bester britischer Tradition von den kleinen Geschichten aus dem Alltag des Durchschnittsinsulaners. Da verzapft beispielsweise Jimmy, der ein "Local Boy" war, in seiner Stammkneipe jeden Abend die gleichen Geschichten von früher. Und keinen interessiert es mehr. Ein kleines Drama. Und wer kennt ihn nicht den Jimmy aus der Eckkneipe. Auch wenn er manchmal Wolfram, Martin oder Mario heißt.
Andere Songs handeln vom Bedürfnis, ab und an einfach mal seine Ruhe haben zu wollen ("Peace & Quiet"), von One Night Stands ("One Night Stand") und engstirnigen Arschlöchern ("Narrow Minded Social Club"). Im Zusammenhang mit dem äußerst runden Songwriting und Arrangements klingt das alles überraschend abgeklärt und lakonisch für eine so junge Band, wie es die Rifles sind. Sehr souverän. Und angenehm unaufgeregt.
Musikalisch greifen die Rifles dabei ebenfalls das Erbe großer britischer Bands der vergangenen Jahrzehnte auf. Sie verbinden Anflüge der früheren bis mittleren Cure mit dem Reggae infizierten Punkrock der famosen Clash und nehmen in ihren schnelleren Tracks den unbändigen Schwung der legendären The Jam mit. Als I-Tupf schimmert hier und da ein wunderbar kurzes unspektakuläres Gitarrensolo durch.
Nun muss man wegen "No Love Lost" sicher nicht gleich total durchdrehen, von der Zukunft des Rock'n'Roll faseln oder behaupten hier würde irgend etwas völlig neu erfunden. Das nicht. Aber die Rifles sind mit Sicherheit weit mehr als ein weiterer Zitierverein, bei dem ein Lied nach Band A (Stück C), ein anderes nach Band B (Stück K) klingt. Vielmehr verbinden sie ihre musikalischen Einflüsse zu einer eigenständigen Rockmelange, die Spaß macht und zündet. Prima.
12 Kommentare, davon 7 auf Unterseiten
Local Boy ist der Überhit, hab beim ersten Hören an ein "The Jam"- Cover gedacht, ist aber, kaum zu glauben, eine Eigenkomposition
Das hier die "Great Escape" nicht besprochen wurde, ist mir ein Rätsel. Definitiv eines der Hitalben 2009 und von vorne bis hinten nur mit Höhepunkten bespickt. Alle Songs gehen richtig schön nach vorne, die Melodien sind von vorne bis hinten absolut brillant und die Band spielt mit sehr viel Herzblut und Freude. Und bei dem doch überaus präsenten The Smiths- Feeling auf der Platte kann ich mir ein fettes Grinsen beim Hören nicht verkneifen.
ehrlich gesagt blieb von der "Great Escape" nix bei mir hängen, keine höhepunkte, nix nach vorne gehendes o. ä.
daher kein verlust. natürlich nur meine meinung.
same here
Keine Frage, No Love Lost ist ein Juwel von einem Britrock-Album, 4-5 Punkte sind vollkommen angebracht.
Great Escape dagegen würde nur drei bekommen. Die Rifles haben halt genau die gleichen Probleme wie Maximo Park, Rakes, etc..
@Affenkoenig (« Great Escape dagegen würde nur drei bekommen. Die Rifles haben halt genau die gleichen Probleme wie Maximo Park, Rakes, etc.. »):