laut.de-Kritik
US-Surfrock, abwechselnd auf LSD und Speed.
Review von Giuliano BenassiFink, die Ratte ist eine groteske Comicfigur aus der Feder von Ed "Big Daddy" Roth, der in den 60er Jahren mit umgebauten Oldtimern in Kalifornien für Furore sorgte. Untermalen heute Rap-Beats die Bilder von gepimpten Karossen, sorgten damals Rockabilly und psychedelische Klänge für Stimmung. Kaum erstaunlich also, dass gerade den Sadies die Ehre zuteil wurde, einen Soundtrack für den gleichnamigen Dokumentarstreifen zu liefern.
Die Kanadier haben sich die Aufgabe zu Herzen genommen und in 31:29 Minuten ganze 26 Stücke gepackt. Der Opener "The 3-B" hat dabei Beispielscharakter: Das Instrumental erinnert an Dick Dale, besitzt aber einen fieseren Unterton. Er könnte auch gut zu einem Quentin Tarantino- oder Robert Rodriguez-Film à la "Desperado" passen. Surfrock, abwechselnd auf LSD und Speed.
Die Platte erweckt den Eindruck, als hätten die Mitglieder einfach bis vier gezählt und dann losgelegt. Zitate sind dabei unvermeidlich, etwa "The Red Room", das sich an Chuck Berrys "Brown Eyed Handsome Man" anlehnt.
Viel Zeit für Ahnenforschung bleibt jedoch nicht, denn kaum hat ein Stück angefangen, ist es auch schon zu Ende. Die einzige Ausnahme macht der Abschluss "The Double Wide", der es auf knappe vier Minuten bringt.
Selbstverständlich bilden E-Gitarren mit Vintage-Sound das Klanggerüst, jedoch kommen auch eine ganze Reihe an Instrumenten und Geräuschen wie Orgel, Ziehharmonika, Saxophon, Geschmatze, quietschende Reifen, surrende Fliegen und der verstorbene Mr. Roth persönlich ("The Corktown") zum Einsatz.
Wegen der kurzen Dauer der Stücke handelt es sich bei "Tales Of The Rat Fink" nicht um ein Album im herkömmlichen Sinne. Es liefert aber eine gute Sammlung für diejenigen, die ihre Urlaubsvideos mit Musik unterlegen möchten.
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