laut.de-Kritik
Erwartungen erfüllt und übertroffen.
Review von Paula IrmschlerDass The XX einen nicht komplett aus den Latschen hauen und mit einem verqueren Trap-Album um die Ecke kommen würden, war bereits lange vorab und spätestens Dank der ausgekoppelten Singles "On Hold" und "Say Something Loving" klar. Denn selbstverständlich bleibt es auch beim dritten Album "I See You" bei den Band-Identität stiftenden Elementen: zuckersüßer Bass, wenig ambitionierte Gitarren, Nackenhaarhauchgesang und einem Ästhetiküberzug aus hochgezogenen Augenbrauen und schwarzen Rollkrägen.
Doch spurlos gingen die letzten vier Jahre auch nicht vorbei an Romy Madley Croft, Oliver Sim und Jamie Smith. Letztgenannter, der als Jamie xx mit dem Album "In Colour" 2015 gefühlt jeden Musikkritiker und Festivalbesucher in orgasmische Verzückungen versetzt hat, scheint großen Einfluss auf die Produktion des Albums ausgeübt zu haben. Frischer, losgelöster, aufgescheuchter und poppiger wirken die sonst sehr ernsten Londoner. So finden sich auf "I See You" plötzlich niedliche Lovesongs wie "Say Something Loving" und mit "Hold On" eine treibende, aufbrechende Nummer, samt eines Hall & Oates-Samples von "I Can't Go For That", und mit "I Dare You" fast schon beschwingter Indiepop und der erklärenden Ansage "I'm on a different kind of high".
Gleichzeitig haben wir es hier offenbar mit gefestigteren und selbstsichereren MusikerInnen zu tun, die nach der druckbelasteten zweiten Platte, zwar noch immer vor allem über Unsicherheiten in Liebesdingen singen, aber musikalisch alles richtig machen. "Replica" handelt von der Angst, verlassen zu werden, klingt aber so gar nicht schwach und "A Violent Noise", ein typisch ekstatisches XX-Stück, und der melodischste Moment der Platte, wird, ebenso typisch in xx-Manier reduziert und poppige Elemente abgekapselt. Passend dazu der Text: " ... every beat is a violent noise".
Dieser Widerspruch zwischen fragiler Lyrik und hörbarer Perfektion macht den Geist von "I See You" aus. Genialer ist nur noch das Artwork, das passend zum Titel, einen silbern spiegelnden Hintergrund mit einem ausgestanzten X zeigt. Schön und harmonisch auch diesmal das Zusammenspiel der SängerInnen Romy und Oliver. Dennoch strahlt vor allem Romy auf dieser Platte, insbesondere bei den Songs "Performance", ein eher traurig, sanftes Stück und "Brave For You", bei dem sie stark und entschlossen klingt. Es sind ihre Songs.
Erotisch und minimalistisch erinnert "Lips" an den Geist der ersten Platte: "Just your love / just your shadow / just your voice/ and my soul". Und auch ein düsteres, befriedigendes Outro ("Test Me") bleiben The xx den Hörenden nicht schuldig. Zeugnis: Erwartungen erfüllt und übertroffen. Dazu passend können in der Retrospektive vielleicht die Zeilen des Album eröffnenden Songs "Dangerous" interpretiert werden: "If proven wrong, shame on me / But you've had faith in me / So I won't shy away / Should it all fall down / You'll have been my favorite mistake".
14 Kommentare mit 2 Antworten
Ich bin 4x durch, an 'Coexist' kommt es fuer mich nicht ran.
Hier muss ich den Torque in mir herauslassen: ich hoffe, jedes Mitglied dieser Drecksband wird ans Kreuz genagelt und anal mit einer triple-neck Gitarre invadiert. Ungehört 1/5
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. 3/5
Ich finde es langweilig und belanglos. Irgendwie wirkt die Musik beliebig auf mich :-/
fan der ersten Stunde. und mit diesem Album haben die drei mich sehr glücklich gemacht.
Finde den opener sehr stark. Der rest plätschert an mir vorbei. Hab die scheiss karten schon vorm album gekauft, naja.